Deutscher Apothekertag 2022

Mit positivem Beispiel voran

Ein Kommentar

Dr. Carolina Kusnick, Redakteurin bei der Deutschen Apotheker Zeitung

Alle wissen, dass es beim Klima- und Umweltschutz schon fast fünf nach zwölf ist. Doch wie gelingt der Schritt vom Wissen zu einem Handeln, das wirklich etwas bewirkt? Reicht es, statt Konflikte anzugehen, sich damit zu beruhigen, dass sie offen angesprochen werden? Als Argument, warum man keine konkreten Beschlüsse fasse, sondern „nur“ andere auffordere etwas zu tun, warf ein Delegierter ein, dass es nicht reiche, nur vor der eigenen Tür zu kehren. Man solle auch andere dazu anhalten, mitzuziehen. Prinzipiell stimme ich zu, aber deshalb nicht vor der eigenen Tür zu kehren ist auch keine Lösung. Gefühlt nehmen viele nicht einmal den Besen in die Hand, sondern es wird nur drauf gestarrt, was „die anderen“ machen, die ja auch müssten und sollten … Nein, das reicht schon mal gar nicht. Dabei hatte es Dr. Martin Herrmann in seinem tollen Vortrag gesagt, was Apothekerinnen und Apotheker beitragen können. Er betonte, wie wichtig Initiatoren und Gestalter sind. Nicht die große Masse bringe Veränderung, nur ca. 5% der Bevölkerung werden benötigt. 5% die aktiv werden, sich zeigen und dann die anderen mitnehmen: „Auf den Platz gehen und den Ball spielen“ war das Bild, das Herrmann dafür in den Raum stellte. Gerade beim Thema Umweltschutz, bei dem sehr viele schon sensibilisiert sind und eigentlich nur drauf warten, dass sie die Gelegenheit gezeigt bekommen, wo auch sie den Ball spielen können. Benötigt werde eine „intelligente, wirksame Minderheit“, dann sei ein Umschwung in eine positive Richtung möglich. Der Bereich der Gesundheit – unser ureigenes Metier – ist in der Klimaforschung bisher weitgehend unbeachtet. Zum Beispiel sind in die Entwicklung von Hitzeaktionsplänen Gesundheitsberufe so gut wie gar nicht involviert. Ich bin überzeugt, dass Apothekerinnen und Apotheker in ihrer sektorübergreifenden Rolle als Gesundheits­beruf mit hoher Reputation genau die intelligente, wirksame Minderheit sein könnte, die etwas bewegt. Wir können Veränderungen aus­lösen, was andere Berufe vielleicht nicht schaffen. Wenn wir mit gutem Beispiel vorangehen – auch mit kleinen Schritten, jeder kehre sichtbar vor der eigenen Tür. Auch eine Minderheit kann etwas bewirken – wenn nicht alles in ­einen Ausschuss geschoben wird.

 

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