Deutscher Apothekertag 2022

Auch eine Chance

Ein Kommentar

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Endlich ist die Bundesapothekerkammer mit dem Anliegen, die Approbationsordnung zu novellieren, an das Bundesgesundheitsministerium herangetreten. Dazu hatte sie im Anschluss an den Deutschen Apothekertag 2019 an einem Runden Tisch ein gemeinsames Positionspapier der Berufsvertretungen, der Hochschullehrer, der Verbände und auch der Studierenden erarbeitet. Ziel war es, mit einer Stimme zu sprechen und damit dem Anliegen besonderen Nachdruck zu verleihen. Dieses Papier liegt nun in den Händen des Bundesgesundheitsministeriums. Wann und wie schnell es dort bearbeitet wird, steht in den Sternen.

Dabei ist es in Sachen Modernisierung des Pharmaziestudiums längst mehr als fünf nach zwölf. Die ersten Forderungen, die Apothekerausbildung grundlegend zu reformieren und den Schwerpunkt auf Klinische Pharmazie, Pharmakotherapie und Pharmakologie zu legen, liegen inzwischen mehr als zehn Jahre zurück. Mit einer Novellierung sollte der Apothekerberuf den tatsächlichen Bedürfnissen der Patienten angepasst werden, die Tätigkeit in der Offizin-Apotheke deutlich an Attraktivität gewinnen.

Doch wie, das war die große Frage. Zulasten vor allem der Ausbildung in Chemie? Oder sollte man vielleicht besser das Studium nach dem Grundstudium splitten und den Weg frei machen für unterschiedliche Ausbildungswege?

Solchen Gedankenspielen wurde mit dem jetzt vorliegenden BAK-Positionspapier zur Novellierung der Approbationsordnung eine Absage erteilt. Ausgebildet werden sollen Generalisten, die in allen pharmazeutischen Gebieten ihren Platz finden können. Den gestiegenen Anforderungen in der patientenzentrierten Betreuung soll eine Ausweitung der Klinischen Pharmazie und Pharmakologie gerecht werden, das Studium dazu um zwei Semester von acht auf zehn Semester verlängert werden.

Für den Bundesverband der Pharmaziestudierenden ist das Pensum in zehn Semester jedoch nicht zu schaffen, er fürchtet Überlastung. Seine Mitglieder haben im Mai das Positionspapier vor allem mit dieser Begründung abgelehnt. Schade, denn dem ehrenwerten Anliegen der BAK, mit einer Stimme beim Bundesgesundheitsministerium vorstellig zu werden, wurde so leider nachträglich ein Dämpfer verpasst.

Aber die Warnung des BPhD vor einem überfrachteten Studium bietet auch eine Chance. Die Chance, bei der Erarbeitung der dann gültigen Approbationsordnung noch einmal mit Nachdruck darauf zu schauen, um was es bei der pharmazeutischen Ausbildung wirklich geht: Die Ausbildung von Apothekerinnen und Apothekern, die die patientennahe Versorgung und pharmazeutische Betreuung vor Ort mit hoher Qualität gewährleisten und so die Arzneimitteltherapiesicherheit deutlich verbessern können. Das kann nur mit einer eng darauf abgestimmten und auch zu leistenden Ausbildung gelingen. Ob der Generalist hier die Lösung ist, ob er all das braucht, was im Positionspapier steht, ob es zielführend ist, ein Studium anzubieten, das vielleicht nur wenige in zehn Semestern schaffen können, das muss hinterfragt werden. Zum Glück ist das Positionspapier noch nicht die in Stein gemeißelte neue Approbationsordnung. Änderungen sind möglich und vor dem Hintergrund der hohen zusätzlichen Kosten, die die mit dem Positionspapier konzipierte Novellierung nach sich ziehen würde, auch sehr wahrscheinlich. Sie dürfen jedoch keinesfalls das Ziel gefährden.

 

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