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Wirtschaft
Rohertrags-Monitor Oktober 2012
Arzneimittelverordnungen
Nach schwachem September Nachholeffekte im Oktober. Bezogen auf die zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen war der Oktober der verordnungsstärkste Monat im bisher abgelaufenen Jahr, er übertraf sogar den traditionell absatzstarken März. Die Zahl der Verordnungen ist im Berichtsmonat (mit knapp 52,8 Mio. Packungen) gegenüber Oktober 2011 (mit gut 49,5 Mio. Packungen) um etwa 6,5% gestiegen (vgl. Abb. 1). Dieser außergewöhnliche Zuwachs hat im Wesentlichen drei Gründe. Zum Ersten hatte der Berichtsmonat einen Werktag mehr als der entsprechende Vorjahresmonat. Und auch im Oktober war wieder eine Zunahme bei der Zahl der GKV-Versicherten zu verzeichnen (gegenüber Oktober 2011 ein Plus von gut 89.600). Und zum Dritten ist festzustellen, dass aufgrund des Verordnungseinbruchs im September (mit - 8,4%), der nicht zuletzt mit dem Ärztestreik zu begründen ist, im Berichtsmonat ein gewisser Nachholeffekt eingetreten ist, eintreten musste. Dabei konnten die Absatzzuwächse im Oktober die Verordnungsrückgänge des Vormonats aber nicht voll ausgleichen, denn über beide Monate (September und Oktober) betrachtet, ist die Zahl der Verordnungen von zu lasten der GKV abgegebenen Rx-FAM – bei jetzt gleicher Zahl an Werktagen – immer noch um 0,9% hinter dem Vergleichswert des entsprechenden Vorjahreszeitraums zurückgeblieben.
Dennoch, für die ersten zehn Monate des Berichtsjahres ist ein Absatzplus von knapp 0,9% zu verzeichnen. Dies ist einerseits der Zunahme bei der Zahl der GKV-Versicherten (immerhin durchschnittlich fast 50.200 Versicherte über die ersten zehn Monate des Jahres) und andererseits dem Demografie-Effekt (Stichwort: "Je älter, desto höher der Arzneimittelverbrauch") geschuldet.
Mehr verordnete Rx-FAM-Packungen lassen im Berichtsmonat auch einen gestiegenen Apothekenumsatz vermuten. Und dieser ist im Oktober mit 7,3% auch wieder höher ausgefallen als die Absatzsteigerung (von 6,5%).
Legte der Absatz mit Rx-FAM-Packungen von Januar bis Oktober 2012 gegenüber dem entsprechenden Vergleichszeitraum des Vorjahres um knapp 0,9% zu, so stieg der Apothekenumsatz in den ersten zehn Monaten um fast 3,5%. Das heißt der durchschnittliche Wert je Rx-FAM-Packung verteuerte sich für den Zeitraum von Januar bis Oktober in 2012 gegenüber 2011 um annähernd 2,6%, obwohl der Anteil der rabattbegünstigten (und damit eher niedrigpreisigeren) an den insgesamt abgegebenen Rx-FAM-Packungen im selben Zeitraum von 57,7% auf 59,9% gestiegen ist.
Der Apothekeneinkauf
… wächst immer noch stärker als die Zahl der abgegebenen Packungen. Das Umsatzvolumen der pharmazeutischen Unternehmen für zulasten der GKV abgegebene Rx-FAM ist im Oktober gegenüber dem Vergleichsmonat 2011 um gut 6,7%, und damit wieder, wenn auch nur geringfügig stärker als die Zahl der Verordnungen, gestiegen. Damit liegt der Umsatzzuwachs der Arzneimittelhersteller für die ersten zehn Monate bei fast 3,3%. Wegen der (erneuten) Umstellung der Preisbildungssystematik im Großhandel zum 1. Januar 2012 legte der zugehörige Apothekeneinkauf (gemäß AMPreisV) im Oktober sogar um gut 7,4%, und im Vergleich zu den ersten zehn Monaten um fast 4,0% zu (vgl. Abb. 2).
Apothekenrohertrag im Dauertief
Aufgrund der großen Zahl an abgegebenen Packungen, bei aktuell nur leicht steigenden Preisen, konnte der Rohertrag der Apotheken aus zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in Prozenten des Umsatzes (= Betriebshandelsspanne) im Oktober nochmals leicht (auf 14,87%) zulegen, nachdem er im August (mit 14,55%) ein Allzeittief erreicht hatte. Dabei unterschreitet die monatlich ermittelte Handelsspanne (laut AMPreisV) im bisher abgelaufenen Jahr die 15-Prozent-Marke bereits zum siebten Mal in Folge (vgl. Abb. 3).
So ist der Rohertrag der Apotheken aus kaufmännischer Komponente für zulasten der GKV abgegebene Rx-FAM im Oktober um gut 7,4%, bzw. in den ersten zehn Monaten des Berichtsjahres um fast 4,0% (immer im Vergleich zum entsprechenden Vorjahreszeitraum) angestiegen. Da aber das Apotheken-Honorar für Beratung und Abgabe einer einzelnen Rx-FAM-Packung (mit 6,38 Euro) seit Jahren unverändert ist, konnte der Apotheken-Rohertrag für diesen Teil nur entsprechend dem Anstieg bei den Packungszahlen wachsen (Oktober: + 6,5%, bzw. in den ersten zehn Monaten des Jahres: + 0,9%).
Der absolute Rohertrag der Apotheken ist in den ersten zehn Monaten (gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres) um 1,3% gestiegen; der Mehraufwand (Zuwachs bei den abgegebenen Rx-FAM-Packungen) infolge von Beratung und Abgabe von Rx-FAM zulasten der GKV ist mit 0,9% zu beziffern. Folglich konnte der Rohertrag je verschreibungspflichtigem Fertigarzneimittel in den ersten zehn Monaten des Berichtsjahres um gerade einmal 0,4% zulegen. Wahrlich kein Inflationsausgleich – von der insbesondere personellen Mehrbelastung aufgrund vermehrter Abgabe von stark kommunikationsbedürftigen rabattbegünstigten Fertigarzneimitteln ganz zu schweigen.
Mehrwertsteuer bleibt Kostentreiber
Der durchschnittliche Preis der im Jahresdurchschnitt 2004, im Oktober d. J. und in den ersten zehn Monaten 2012 zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sowie die wertmäßigen Anteile der Wertschöpfungsstufen und deren Entwicklung seit 2004 sind der Tabelle zu entnehmen. Bei einem Zuwachs des Apothekeneinkaufswertes je abgegebener Rx-FAM-Packung von aktuell 25,4% (bzw. um 6,98 Euro) stieg der GKV-Abrechnungspreis (ohne MwSt.) nur um 20,7% (bzw. um 7,19 Euro), weil die Apothekenmarge gerade einmal um nur 2,9% (bzw. um 21 Cent) gegenüber 2004 angewachsen ist. Kostentreiber Nummer eins ist nach wie vor die Umsatzsteuer, die im Vergleichszeitraum um 2,40 Euro (und damit mehr als 11 Mal (!) stärker als der Apothekenrohertrag) gestiegen ist.
Durchschnittliches GKV-Rx-FAM |
2004 (1) |
Okt. 2012 (2) |
Jan. – Okt. 12 (3) |
(3) – (1)
(4)
|
(4) in % (1)
(5)
|
Verkaufspreis laut AMPreisV |
42,19 € |
51,89 € |
51,84 € |
9,64 € |
22,9% |
./. Kassenabschlag |
2,00 € |
2,05 € |
2,05 € |
0,05 € |
2,5% |
= GKV-Abrechnungspreis (brutto) |
40,19 € |
49,84 € |
49,79 € |
9,59 € |
23,9% |
./. Mehrwertsteuer |
5,54 € |
7,96 € |
7,95 € |
2,40 € |
43,4% |
= GKV-Abrechnungspreis (netto) |
34,65 € |
41,88 € |
41,84 € |
7,19 € |
20,7% |
Apo.-Rohertrag aus Festzuschlag |
6,38 € |
6,38 € |
6,38 € |
0,00 € |
0,0% |
Apo.-Rohertrag, kfm. Komponente |
0,82 € |
1,03 € |
1,03 € |
0,21 € |
25,1% |
./. Apo.-Rohertrag insges. (gem. AMPreisV) |
7,20 € |
7,41 € |
7,41 € |
0,21 € |
2,9% |
= Apothekeneinkaufswert |
27,45 € |
34,47 € |
34,43 € |
6,98 € |
25,4% |
./. Großhandelsmarge |
* |
1,58 € |
1,58 € |
* |
* |
= ApU (Abgabepreis des pharm. Untern.) |
* |
32,89 € |
32,85 € |
* |
* |
* ApU (bzw. HAP) liegt für 2004 nicht vor; Quelle: Insight Health und eigene Berechnungen; Hü. © |
Fazit
Nach nunmehr neunjähriger (!) Verweigerung einer Erhöhung wird der Apotheken-Festzuschlag zum 1. Januar 2013 um 0,25 Euro je Packung angepasst. Dies entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Steigerung von weniger als 3,8 Promille!
Aufgrund der aktuellen Finanzlage der Gesetzlichen Krankenkassen konstatierte Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr kürzlich: "Überschüsse sind das Geld der Versicherten, was auch ihnen zugutekommen muss. Das kann zum Beispiel durch Leistungsverbesserungen und Prämienzahlungen [der Krankenkassen] geschehen." An dieser Stelle ist die Frage zu stellen, inwieweit sich diese (in 2011 und 2012 erzielten) "Überschüsse" nicht aus Sonderopfern der Leistungserbringer, speziell der Apotheken, des pharmazeutischen Großhandels und der Pharmaindustrie speisen, wurde doch z. B. der von den Apotheken zu leistende Kassenabschlag je zulasten der GKV abgegebener Rx-FAM-Packung aufgrund der seitens des Bundesgesundheitsministeriums Ende 2010 prognostizierten Unterfinanzierung der GKV für 2011 und 2012 gesetzlich auf 2,05 Euro erhöht. Müssten aktuell vielmehr nicht zunächst die durch den Gesetzgeber erzwungenen Sonderopfer erstattet/zurückgezahlt werden, bevor man über eine Ausschüttung von Überschüssen an die Versicherten (als Wahlgeschenk?) nachdenkt?.
Dipl.-Math. Uwe Hüsgen, langjähriger Geschäftsführer des Apothekerverbandes Nordrhein e.V., Essen, E-Mail: uwe.huesgen@web.de
* Insight Health ist ein führender Informationsdienstleister im Gesundheitsmarkt mit einem breiten Portfolio datenbasierter Services zur Markt- und Versorgungsforschung. Der Erfolg von Insight Health liegt in der Bereitstellung individueller Lösungen für die pharmazeutische Industrie, Krankenversicherungen, Ärztevereinigungen, wissenschaftliche Institute, Behörden, Politik und weitere Entscheider im Gesundheitsmarkt. Weitere Informationen über Insight Health finden Sie unter www.insight-health.de. |
Rohertrags-MonitorDie betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der Honorierungssystematik apothekerlicher Leistungen für die Jahre 2004 bis 2010 sind nachfolgendem Beitrag zu entnehmen: Der Rohertrags-Monitor
Beginnend mit August 2011 werden die Zahlen im Zeitablauf regelmäßig fortgeschrieben. Sie finden den Rohertrags-Monitor … … August 2011
in AZ 2011, Nr. 47, S. 2
… September 2011
in AZ 2011, Nr. 49, S. 2
… Oktober 2011
in AZ 2011, Nr. 51– 52, S. 2
… November 2011
in AZ 2012, Nr. 1– 2, S. 2
… Dezember 2011
n AZ 2012, Nr. 7, S. 6
… Januar 2012
in AZ 2012, Nr. 13, S. 3
… Februar 2012
in AZ 2012, Nr. 17, S. 4
… März 2012
in AZ 2012, Nr. 19, S. 2
… April 2012
in AZ 2012, Nr. 23, S. 4
… Mai 2012
in AZ 2012, Nr. 28, S. 4
… Juni 2012
in AZ 2012, Nr. 33 – 34, S. 6
… Juli 2012
in AZ 2012, Nr. 36, S. 4
… August/September 2012
in AZ 2012, Nr. 49, S. 4
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AZ 2012, Nr. 51/52, S. 4
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