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Wirtschaft
Rohertrags-Monitor Mai 2012
Beginnend mit dem Berichtsmonat August 2011 (s. AZ Nr. 47/11) werden die Zahlen – auf der Grundlage der von Insight Health* zur Verfügung gestellten Daten – im Zeitablauf monatlich für die beiden vorangegangenen Jahre und die bisherigen Monate des aktuellen Jahres im Rohertrags-Monitor fortgeschrieben.
Grundsätzliche Bemerkungen zur Umstellung der AMPreisV auf Großhandelsebene (jeweils zum 1.1. 2011 und 1.1 .2012) und zur Korrektur des Kassenabschlags aus 2010 sind dem Rohertrags-Monitor März 2012 (s. AZ 2012, Nr. 19 vom 7. 5. 2012, S. 2) zu entnehmen.
Trend zur Verordnung von mehr Arzneimittel-Packungen gebrochen
Während in den sechs zurückliegenden Monaten in Folge die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen den entsprechenden Monatswert des Vorjahres jeweils überschritten hatte, wurden im Mai des Jahres (mit 48,7 Mio. Rx-FAM-Packungen) über 2,57 Mio. Packungen (bzw. gut 5%) weniger abgegeben als im Mai 2011 (vgl. Abb. 1). Gegenüber dem Vormonat April war dies aber noch ein Zuwachs von knapp 290.000 Rx-FAM-Packungen (oder von knapp 0,6%). Damit wurden in den ersten fünf Monaten des Berichtsjahres zulasten der GKV etwa 610.000 Rx-FAM-Packungen mehr abgegeben als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Dies entspricht einem Zuwachs von etwas mehr als 0,2%.
Für das Plus bei den zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen gibt es eine Vielzahl von Gründen, z. B. die demografische Entwicklung, die gesundheitspolitisch gewollte Maxime "ambulant vor stationär", den medizinisch-pharmazeutischen Fortschritt sowie die bisher wenig beachtete Tatsache, dass die Zahl der GKV-Versicherten im Laufe der letzten Monate tendenziell wieder zulegt. So waren z. B. im Mai 2012 mehr als 50.000 Personen mehr in der GKV versichert als im Mai 2011.
Eine höhere Zahl an zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM führt aufgrund des "Kombimodells" zu einem entsprechend höheren Honorar (= Rohertrag aus Festzuschlag). Dieser prozentuale Zuwachs beim Honorar (identisch mit der prozentualen Zunahme der Zahl der abgegebenen Rx-FAM-Packungen) von unter einem Viertel Prozent in den ersten fünf Monaten des Jahres ist verbunden mit einem mindestens so hohen Mehr an Beratungsaufwand und -leistung, steigt der Anteil der rabattbegünstigten (und damit außerhalb der rein pharmazeutischen Beratung zusätzlich kommunikationsbedürftigen) Fertigarzneimittel weiter stetig an.
Gegenüber 2004 ist bei den zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sogar ein Zuwachs von aktuell 12,6% zu verzeichnen, der mit einem entsprechend gestiegenen Einsatz von pharmazeutischen Mitarbeitern in den öffentlichen Apotheken einhergeht, wie die einschlägigen Statistiken belegen.
Apothekeneinkauf wächst weiter überproportional
Einem Rückgang an abgegebenen Packungen folgt i. A. auch eine Minderung beim zugehörigen Apothekeneinkaufswert. Während also die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen im Mai 2012 gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um gut 5,0% zurückgegangen ist, verminderte sich der zugehörige Apothekeneinkaufswert aber gerade einmal nur um 2,13% (vgl. Abb. 2). Noch anschaulicher wird die Diskrepanz, wenn man die ersten fünf Monate des Jahres betrachtet. Stagnierte die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen im angegebenen Zeitraum mehr oder weniger (Zuwachs unter 0,25%), so stieg der zugehörige Apothekeneinkaufswert im selben Zeitraum um 4,95% an!
Ein Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum ist allerdings nicht problemlos, weil der Großhandel den Apotheken (gemäß Artikel 11b, AMNOG) in 2011 für Rx-FAM, die dem Versorgungsanspruch des SGB V unterliegen, einen Abschlag in Höhe von 0,85% auf den Abgabepreis des Pharmazeutischen Unternehmens (ApU) zu gewähren hatte. Dieser – von Großhandel und Apotheken getragene – Abschlag ist bei den folgenden Vergleichen berücksichtigt; er geht in voller Höhe als Verlust in die Margen von Großhandel und Apotheken ein.
Ein Blick auf Abb. 2 zeigt, dass der durchschnittliche Einkaufswert (lt. AMPreisV) für die ersten fünf Monate des Jahres 2012 um 24,4% über dem entsprechenden Vergleichswert des Ausgangsjahres (Basisjahr 2004) liegt. Im selben Zeitraum ist die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen um 12,6% gewachsen. Im Ergebnis bedeutet dies, dass der Apothekeneinkaufswert je Rx-FAM im betrachteten Zeitraum annähernd doppelt so schnell gewachsen ist wie die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Packungen.
Apothekenrohertrag ungebremst auf Talfahrt
Der Rohertrag aus zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in Prozenten des Umsatzes (= Betriebshandelsspanne) ist, nach 14,96% im April, im Mai 2012 nochmals weiter, auf aktuell 14,80%, gefallen (vgl. Abb. 3). Damit erreicht die durchschnittliche Handelsspanne der ersten fünf Monate des Jahres 2012 einen Wert von 15,04%. Sie ist damit (innerhalb eines Jahres!) um nochmals 0,5 Umsatz-Prozentpunkte hinter dem Vergleichswert des Vorjahres zurückgeblieben! Mit einer weiteren Abwärtsbewegung ist in den nächsten Monaten zu rechnen. Angesichts dieser Entwicklung sollte der Gesetz- bzw. Verordnungsgeber nach mehr als acht Jahren andauernder "Inaktivität" endlich tätig werden, und das federführende Wirtschaftsministerium gemäß § 78 Abs. 2 AMG dafür Sorge tragen, dass der Festzuschlag (von zurzeit eingefrorenen 8,10 Euro) endlich den wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst wird!
* Insight Health ist ein führender Informationsdienstleister im Gesundheitsmarkt mit einem breiten Portfolio datenbasierter Services zur Markt- und Versorgungsforschung. Der Erfolg von Insight Health liegt in der Bereitstellung individueller Lösungen für die pharmazeutische Industrie, Krankenversicherungen, Ärztevereinigungen, wissenschaftliche Institute, Behörden, Politik und weitere Entscheider im Gesundheitsmarkt. Weitere Informationen über Insight Health finden Sie unter www.insight-health.de. |
Der durchschnittliche Preis der im Jahresdurchschnitt 2004, im Mai und in den ersten fünf Monaten des Jahres 2012 zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sowie die wertmäßigen Anteile der Wertschöpfungsstufen sind der Tabelle zu entnehmen. Dabei ist der Wertschöpfungsanteil der Apotheke von 2004 (Jahresdurchschnitt) bis Mai 2012 um 3,1% angestiegen, der MwSt.-Anteil im selben Zeitraum dagegen um 44,4%, also fast 15 mal so schnell!
Durchschnittliches GKV-Rx-FAM |
2004 |
Mai 2012 |
Jan. – Mai 2012 |
Verkaufspreis laut AMPreisV |
42,19 € |
52,18 € |
51,22 € |
./. Kassenabschlag |
2,00 € |
2,05 € |
2,05 € |
= GKV-Abrechnungspreis (brutto) |
40,19 € |
50,13 € |
49,17 € |
./. Mehrwertsteuer |
5,54 € |
8,00 € |
7,85 € |
= GKV-Abrechnungspreis (netto) |
34,65 € |
42,13 € |
41,32 € |
Apo.-Rohertrag aus Festzuschlag |
6,38 € |
6,38 € |
6,38 € |
Apo.-Rohertrag, kfm. Komponente |
0,82 € |
1,04 € |
1,02 € |
./. Apo.-Rohertrag insges. (gem. AMPreisV) |
7,20 € |
7,42 € |
7,40 € |
= Apothekeneinkaufswert |
27,45 € |
34,71 € |
33,92 € |
./. Großhandelsmarge |
* |
1,59 € |
1,57 € |
= ApU (Abgabepreis des pharm. Untern.) |
* |
33,12 € |
32,35 € |
* ApU (bzw. HAP) liegt für 2004 nicht vor; Quelle: Insight Health und eigene Berechnungen; Hü. © |
Dipl.-Math. Uwe Hüsgen, langjähriger Geschäftsführer des Apothekerverbandes Nordrhein e.V., Essen, E-Mail: uwe.huesgen@web.de
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