„ich profitiere von der deiner Nasenspraysucht.“ Wirklich?

Titanic greift ABDA-Kampagne auf

23.12.2024, 10:45 Uhr

Die Rückseite des Titanic-Magazins ziert eine Persiflage auf die ABDA-Kampagne (Foto: Screenshot DAZ)

Die Rückseite des Titanic-Magazins ziert eine Persiflage auf die ABDA-Kampagne (Foto: Screenshot DAZ)


Die aktuelle ABDA-Kampagne soll Emotionen wecken. „Nahaufnahmen von echten Apothekerinnen und Apothekern werden mit prägnanten Botschaften zu ihren täglichen Leistungen kombiniert“, hieß es zum Start. Landesweit ist sie zu sehen – und hat nun auch die Satiriker des Titanic-Magazins auf den Plan gerufen.

„Ich profitiere von deiner Nasenspraysucht. Noch!“ ist auf der Rückseite der Januar-Ausgabe der Satire-Magazins Titanic zu lesen. Vorbild für das Motiv mit dem angeblichen, ernst dreinblickenden Apotheker ist ganz klar die aktuelle Kampagne der ABDA. Sie ging im September an den Start und soll nicht nur auf emotionale Weise die „unersetzlichen Stärken des Apothekerberufs“ hervorheben, sondern auch auf „die Gefahren einer weiteren Schwächung durch die Politik“ hinweisen, hieß es damals seitens der ABDA. Zu lesen ist unter anderem „Ich helfe Dir im Notfall“ oder „Ich bin für Dich da“. Es gibt fünf Motive, die jeweils in einer Variante mit und ohne „Noch!“ angeboten werden. Zu finden sind die Motive im ganzen Land, unter anderem an Bahnhöfen und Haltestellen.

Man mag über das Titanic-Motiv denken, was man will, doch es zeigt: Die Kampagne wird wahrgenommen, auch außerhalb der Apothekenwelt. Oder um es mit den Worten des Schriftstellers Oscar Wilde zu sagen: „There is only one thing in the world worse than being talked about, and that is not being talked about” („Es gibt nur eine Sache auf der Welt, die unerfreulicher ist, als dass über einen gesprochen wird, und die ist, dass nicht über einen gesprochen wird“).

Was die Titanic-Verantwortlichen aber nicht berücksichtigt haben: Es ist davon auszugehen, dass gar nicht so wenige der Nasenspray-Abhängigen ihren „Stoff“ mittlerweile online beziehen, denn da sind im Gegensatz zu vielen Apotheken vor Ort keine unangenehmen Nachfragen und Hinweise wie „aber nicht länger als eine Woche“ zu befürchten. So wäre vielleicht ein anderes Motiv passender gewesen, denn von der Nasenspray-Sucht dürften auch oder vielleicht sogar vor allem die Versender profitieren. 


Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Kommentar abgeben

 

Ich akzeptiere die allgemeinen Verhaltensregeln (Netiquette).

Ich möchte über Antworten auf diesen Kommentar per E-Mail benachrichtigt werden.

Sie müssen alle Felder ausfüllen und die allgemeinen Verhaltensregeln akzeptieren, um fortfahren zu können.