Die Antwort lautet:
Natriumcyanid, NaCN
Das ging gründlich schief – so könnte man den „Enzianmord“ zusammenfassen, der 1967 durch die deutschen Schlagzeilen ging.
Das Mordwerkzeug: eine Flasche Enzianschnaps
Das Opfer: der völlig unbeteiligte Albert B.
Der Tatzeitpunkt: Valentinstag, der Tag der Liebenden
Der Tathergang: komplex
Werner M. verbringt den Februar 1967 auf einem mehrwöchigen Lehrgang für Angestellte des Deutschen Wetterdienstes im oberbayerischen Fürstenfeldbruck, rund 100 Kilometer von seinem Wohnort Kempten und seiner Frau entfernt.
Einige Tage vor dem Valentinstag erhält Werner M. ein Päckchen mit unbekanntem Absender. Darin eine Flasche Enzianschnaps und eine Karte: „Gruß aus der Oberpfalz, aber alleine trinken mit Genuss.“ Werner M. stellt die Flasche in seinem Zimmer ab und schenkt ihr weiter keine Beachtung.
Am 14. Februar 1967 klagt ein Kollege über eine lästige Erkältung und plant den Kauf einer Flasche Rum gegen seine Beschwerden. Werner M. bietet ihm stattdessen den Enzianschnaps an. Der Kollege – Albert B. – trinkt „ein Krügerl nach Seemannsart in einem Zug aus“, wie Werner M. später zu Protokoll geben wird.
Albert B. schnappt nach Luft, ruft „Das ist ja sauer!“, spült sich noch am Waschbecken den Mund aus, sackt jedoch Sekunden später krampfend zusammen, in der Klinik kann nur noch sein Tod festgestellt werden. Schnell wird klar: Albert B. wurde vergiftet. Der tödliche Enzianschnaps hatte jedoch den Falschen getroffen, Mordopfer sollte eigentlich Werner M. sein.
Die Spur des geheimnisvollen Päckchens führte die Polizei nach Stuttgart – nein, die DAZ- Redaktion hatte nichts damit zu tun! Gerd F. der Ex-Mann von Christel M., ihrerseits aktuelle Ehefrau von Werner M., war in Stuttgart wohnhaft und hatte bereits Morddrohungen gegen Werner M. ausgesprochen, daher geriet er vorerst unter Verdacht.
War der Fall damit gelöst? Nein. Denn der Stuttgarter Postbeamte, der das Paket entgegengenommen hatte, erinnerte sich, dass es von einer jungen Frau aufgegeben worden war, das Gesicht durch eine dunkle Sonnenbrille verdeckt.
Gleichzeitig meldete sich im Heimatort von Werner M. ein Mitarbeiter aus einem Galvanik-Betrieb, wo allerlei giftige Substanzen in der Werkstatt standen. Bei ihm hatte (Achtung, jetzt wird es kompliziert!) der bisher nicht im Visier der Ermittler stehende Wilhelm L. vor Kurzem um ein Mittel gebeten, um einen lästigen Marder zu töten, und es in eine leere Enzianschnaps-Flasche abfüllen lassen.
Das Ergebnis der polizeilichen Ermittlungen: Wilhelm L. hatte seit rund einem Jahr ein Verhältnis mit Christel M., der Frau von Werner M. Gemeinsam fassten die beiden den Plan, Werner M. umzubringen, damit er ihrem gemeinsamen Glück nicht weiter im Wege steht, und brachten das Päckchen mit dem vergifteten Enzianschnaps auf den Weg. Allerdings wurde der Schnaps dann nicht vom geplanten Opfer Werner M. getrunken, sondern seinem erkälteten Kollegen Albert B., der daran verstarb.
Wenn Sie den Inhalt des heutigen Adventskalender-Türchens gewinnen möchten, müssen Sie jetzt herausfinden, welches Gift hinter dem „Enzianmord von Fürstenfeldbruck“ stand. Gesucht ist das Natriumsalz der entsprechenden Säure.
Zwei Tipps dazu:
Die Verpackung war allegorisch gewählt: Enzianschnaps wird zwar aus dem auch medizinisch genutzten gelben Enzian hergestellt, auf den Spirituosenflaschen ist jedoch meist die Blüte einer verwandten Art abgebildet, deren Farbe auch als Trivialname für die Säure herangezogen wird, die in Fürstenfeldbruck im Spiel war.
Und für Chemie-Begeisterte: Im Farbstoff „Berliner Blau“ oder „Preußisch Blau“ liegt das Anion der giftigen Säure in einem Komplex mit Eisen(II)- und Eisen(III)-Ionen vor.
Frage:
Mit welcher Säure wurde Albert B. vergiftet? Gesucht ist das Natriumsalz der Säure.
Natriumcyanid, NaCN
Stuttgart - 22.12.2024, 06:46 Uhr
Geschenke sollten von Herzen kommen. Von Herzen kam das Geschenk tatsächlich, das am Valentinstag 1967 den Tod von Albert B. verursachte. Auch wenn es in diesem Fall kein liebendes Herz war. (Foto: eyetronic / AdobeStock)