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Wirtschaft
Rohertrags-Monitor April 2012
Beginnend mit dem Berichtsmonat August 2011 (s. AZ Nr. 47/11) werden die Zahlen – auf der Grundlage der von Insight Health* zur Verfügung gestellten Daten – im Zeitablauf monatlich für die beiden vorangegangenen Jahre und die bisherigen Monate des aktuellen Jahres im Rohertrags-Monitor fortgeschrieben.
Grundsätzliche Bemerkungen zur Umstellung der AMPreisV auf Großhandelsebene (jeweils zum 1.1. 2011 und 1.1. 2012) und zur Korrektur des Kassenabschlags aus 2010 sind dem Rohertrags-Monitor März 2012 (s. AZ 2012, Nr. 19 vom 7. 5. 2012, S. 2) zu entnehmen.
Trend zur Verordnung von mehr Arzneimittel-Packungen hält an
Im April hat die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen den entsprechenden Monatswert des Vorjahres zum sechsten Mal in Folge überstiegen. Zwar folgte dem traditionell frequenzstarken März auch in diesem Jahr wieder ein frequenzschwächerer April; die Zahl der im Berichtsmonat zulasten der GKV verordneten Rx-FAM-Packungen blieb um 7,9% hinter dem März 2012 zurück. Dennoch wurden auch im April wieder mehr Rx-FAM-Packungen (gut 1,2% bzw. über 580.000 Stück) abgegeben als im Vergleichsmonat des Vorjahres (vgl. Abb. 1). Für das erste Tertial 2012 beträgt dieser Zuwachs immerhin 1,65% (oder fast 3,2 Mio. Packungen).
Aufgrund des "Kombimodells" führt eine höhere Zahl an zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM zu einem entsprechend höheren Honorar (= Rohertrag aus Festzuschlag). Dieser prozentuale Zuwachs beim Honorar (identisch mit der prozentualen Zunahme der Zahl der abgegebenen Rx-FAM-Packungen) von 1,65% in den ersten vier Monaten des Jahres ist verbunden mit einem mindestens so hohen Mehr an Beratungsaufwand und -leistung, steigt der Anteil der rabattbegünstigten (und damit außerhalb der rein pharmazeutischen Beratung zusätzlich kommunikationsbedürftigen) Fertigarzneimittel weiter stetig an. Für das Plus bei den zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen gibt es eine Vielzahl von Gründen, z. B. die demografische Entwicklung (einhergehend mit mehr medikamentös zu behandelnden Chronikern), die gesundheitspolitisch gewollte Maxime "ambulant vor stationär" (verbunden mit frühzeitigeren Krankenhausentlassungen) und den medizinisch-pharmazeutischen Fortschritt (mehr medikamentös behandelbare Krankheiten).
Gegenüber 2004 ist bei den zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sogar ein Zuwachs von 13,1% zu verzeichnen, der mit einem entsprechend gestiegenem Einsatz von pharmazeutischen Mitarbeitern in den öffentlichen Apotheken einhergeht.
Apothekeneinkauf wächst weiter überproportional
Mit der (gegenüber dem Vergleichszeitraum) gestiegenen Zahl an zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen ist – geradezu zwangsläufig – auch ein Zuwachs beim zugehörigen Apothekeneinkaufswert zu verzeichnen. Ein Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum ist auch deshalb schwierig, weil der Großhandel den Apotheken (gemäß Artikel 11b, AMNOG) in 2011 für Rx-FAM, die dem Versorgungsanspruch des SGB V unterliegen, einen Abschlag in Höhe von 0,85 Prozent auf den Abgabepreis des Pharmazeutischen Unternehmens (ApU) zu gewähren hatte. Dieser – von Großhandel und Apotheken getragene – Abschlag ist bei den folgenden Vergleichen berücksichtigt; er geht in voller Höhe als Verlust in die Margen von Großhandel und Apotheken ein.
Sowohl der Zuwachs beim ApU (mit + 5,1%) als auch beim Apothekeneinkaufswert (AEK, mit + 5,8%) hat im April den Zuwachs an abgegebenen Packungen (mit + 1,2%) weit überschritten. Die Vergleichswerte für das erste Tertial lauten: ApU: + 6,2%, AEK: + 6,9% und Packungen: + 1,65%. Das entspricht – für die ersten vier Monate des Jahres – einer Strukturkomponente von etwa 4,3%. Im ersten Tertial 2012 wurden also, wie den Gründen für den Frequenzzuwachs zu entnehmen, wesentlich größere und teurere Packungen als im Vergleichszeitraum des Vorjahres verordnet und abgegeben.
Die Ausgaben-dämpfende Wirkung des Kombimodells wird insbesondere dadurch deutlich, dass der GKV-Umsatz der Apotheken mit Rx-FAM nach Abzug des Kassenabschlags im April (von knapp 2,4 Mrd. Euro) nur um 5,1 %, und im ersten Tertial nur um 6,1% gewachsen ist.
Betrachtet man die ersten vier Monate des Jahres 2012, so liegt der durchschnittliche Apothekeneinkaufswert (lt. AMPreisV) je Monat um 24,2% über dem entsprechenden Vergleichswert des Ausgangsjahres (Basisjahr 2004; vgl. Abb. 2). Im selben Zeitraum ist die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen um 13,1% gewachsen. Im Ergebnis bedeutet dies, dass der Apothekeneinkaufswert je Rx-FAM im betrachteten Zeitraum annähernd doppelt so schnell gewachsen ist wie die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Packungen.
*Insight Health ist ein führender Informationsdienstleister im Gesundheitsmarkt mit einem breiten Portfolio datenbasierter Services zur Markt- und Versorgungsforschung. Der Erfolg von Insight Health liegt in der Bereitstellung individueller Lösungen für die pharmazeutische Industrie, Krankenversicherungen, Ärztevereinigungen, wissenschaftliche Institute, Behörden, Politik und weitere Entscheider im Gesundheitsmarkt. Weitere Informationen über Insight Health finden Sie unter www.insight-health.de. |
Apothekenrohertrag auf Talfahrt
Im April 2012 ist der Rohertrag aus zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in Prozenten des Umsatzes (= Betriebshandelsspanne) mit 14,96% wieder unter die 15%-Marke gefallen (vgl. Abb. 3). Damit ist die Handelsspanne im ersten Tertial 2012 schon wieder um 0,55 Umsatz-Prozentpunkte hinter dem Vergleichswert des Vorjahres zurückgeblieben! Wenn selbst der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung in seinem aktuellen Argumentationspapier (vom 14. 5. 2012) zur 16. AMG-Novelle feststellt: "[Die] Anpassung der Apothekenvergütung sollte mit Wirkung für das Jahr 2013 im Rahmen der Rechtsverordnung geregelt werden.", so sollte der Gesetz- bzw. Verordnungsgeber nach mehr als acht Jahren andauernden "Inaktivität" endlich tätig werden, und das federführende Wirtschaftsministerium gemäß § 78 Abs. 2 AMG dafür Sorge tragen, dass der Festzuschlag (von zurzeit eingefrorenen 8,10 Euro) endlich den wirtschaftlichen Gegebenheiten angepasst wird!
Der durchschnittliche Preis der im April und im ersten Tertial 2012 zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sowie die wertmäßigen Anteile der Wertschöpfungsstufen sind der Tabelle zu entnehmen.
Durchschnittliches GKV-Rx-FAM |
April 2012 |
I. Tertial 2012 |
Verkaufspreis laut AMPreisV |
51,55 € |
50,99 € |
./. Kassenabschlag |
2,05 € |
2,05 € |
= GKV-Abrechnungspreis (brutto) |
49,50 € |
48,94 € |
./. Mehrwertsteuer |
7,90 € |
7,81 € |
= GKV-Abrechnungspreis (netto) |
41,60 € |
41,13 € |
Apo.-Rohertrag aus Festzuschlag |
6,38 € |
6,38 € |
Apo.-Rohertrag, kfm. Komponente |
1,03 € |
1,01 € |
./. Apo.-Rohertrag insges. (gem. AMPreisV) |
7,41 € |
7,39 € |
= Apothekeneinkaufswert |
34,19 € |
33,74 € |
./. Großhandelsmarge |
1,58 € |
1,57 € |
= ApU (Abgabepreis des pharm. Untern.) |
32,61 € |
32,17 € |
Quelle: INSIGHT Health und eigene Berechnungen; Hü. © |
Dipl.-Math. Uwe Hüsgen, langjähriger Geschäftsführer des Apo-thekerverbandes Nordrhein e.V., Essen, E-Mail: uwe.huesgen@web.de
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