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Wirtschaft
Rohertrags-Monitor Juli 2012
Die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen der bis heute unveränderten Honorierungssystematik apothekerlicher Leistungen für die Jahre 2004 bis 2010 können dem Beitrag "Der Rohertrags-Monitor" (s. DAZ 2011, Nr. 45) entnommen werden.
Beginnend mit dem Berichtsmonat August 2011 (s. AZ 2011, Nr. 47) werden die Zahlen – auf Grundlage der von Insight Health* zur Verfügung gestellten Daten – im Zeitablauf monatlich für die beiden vorangegangenen Jahre und die bisherigen Monate des aktuellen Jahres im Rohertrags-Monitor fortgeschrieben. Dabei sind grundsätzliche Bemerkungen zur Umstellung der AMPreisV auf Großhandelsebene (jeweils zum 1.1. 2011 und 1.1. 2012) und zur Korrektur des Kassenabschlags aus 2010 darüber hinaus im Rohertrags-Monitor März 2012 (s. AZ 2012, Nr. 19 vom 7. 5. 2012, S. 2) niedergelegt.
Mehr Verordnungen auch aufgrund einer stetigen Zu-nahme der GKV-Versicherten
Der Juli ist, als erster Monat im dritten Quartal, traditionell ein verordnungsstarker Monat. So wurden im Berichtsmonat annähernd 50,7 Mio. Rx-FAM zulasten der GKV abgegeben. Das sind fast 6% (oder rund 2,8 Mio. Packungen) mehr als im Vormonat und – bei gleicher Zahl an Arbeitstagen – immer noch 3,4% (oder 1,67 Mio. Packungen) mehr als im Vergleichsmonat des Vorjahres (vgl. Abb. 1). Folglich wurden in den ersten sieben Monaten des Jahres (mit 345,6 Mio. Rx-FAM-Packungen) rund 1,5% mehr Packungen zulasten der GKV verordnet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres (340,4 Mio. Packungen). Diese vermehrte Zahl an Verordnungen ist auch der Tatsache geschuldet, dass immer mehr Menschen in der GKV versichert sind. Und der Trend nimmt weiter an Fahrt auf. Während im Mai 2012 mehr als 50.000 Personen, und im Juni nochmals rund 52.000 Personen mehr in der GKV versichert waren als im jeweils entsprechenden Vorjahresmonat, übertraf die Zahl der in der GKV Versicherten im Juli den Vorjahresmonat sogar um mehr als 106.000 Personen. Neben diesem Anstieg der Zahl der Versicherten, der logischerweise auch eine vermehrte Inanspruchnahme an Arzneimittelverordnungen generiert, sind z. B. die demografische Entwicklung, die gesundheitspolitisch gewollte Maxime "ambulant vor stationär" sowie der medizinisch-pharmazeutische Fortschritt für ein höheres Arzneimittelverordnungsvolumen verantwortlich.
Aufgrund des "Kombimodells" führt eine höhere Zahl an zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM zu einem entsprechend höheren apothekerlichen Honorar (= Rohertrag aus Festzuschlag). Dieser prozentuale Zuwachs beim Honorar von 1,5 Prozent in den ersten sieben Monaten des Jahres ist also identisch mit der prozentualen Zunahme der Zahl der abgegebenen Rx-FAM-Packungen. Der Zuwachs beim Rohertrag aus Festzuschlag ist zugleich aber auch verbunden mit einem mindestens so hohen Mehr an Beratungsaufwand und -leistung, steigt der Anteil der rabattbegünstigten (und damit außerhalb der rein pharmazeutischen Beratung zusätzlich kommunikationsbedürftigen) Fertigarzneimittel immer noch an (aktuell hat er die 60-Prozent-Marke überschritten).
Apothekeneinkauf wächst weiter überproportional
Die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen hat im Juli 2012 gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres um 1,67 Mio. (oder um 3,4%) zugelegt; das zugehörige Einkaufsvolumen ist im selben Zeitraum um 6,1% (bzw. um 100,5 Mio. Euro), und damit wesentlich stärker angestiegen. Noch eindrucksvoller wird die Diskrepanz, wenn man die ersten sieben Monate des Jahres betrachtet. Gab es bei der Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen in den ersten sieben Monaten des Jahres einen Zuwachs von 1,5%, so nahm der zugehörige Apothekeneinkaufswert im selben Zeitraum (um fast 620 Mio. Euro bzw.) um mehr als 5,5% zu! An diesem Wachstum des Apothekeneinkaufswertes partizipieren die Apotheken mit 3%; im Ergebnis bedeutet dies für die ersten sieben Monate gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres einen Rohertragszuwachs aus kaufmännischer Komponente von etwas mehr als 1,6 Promille.
Der durchschnittliche Einkaufswert (lt. AMPreisV) liegt in den ersten sieben Monaten des Jahres um 25,2% (vgl. Abb. 2) über dem entsprechenden Vergleichswert des Ausgangsjahres (Basisjahr 2004). Im selben Zeitraum ist die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen um 12,6% gewachsen. Im Ergebnis bedeutet dies, dass der Apothekeneinkaufswert für zulasten der GKV verordnete Rx-FAM im betrachteten Zeitraum exakt doppelt so schnell gewachsen ist wie die Zahl der zulasten der GKV abgegebenen Packungen.
* Insight Health ist ein führender Informationsdienstleister im Gesundheitsmarkt mit einem breiten Portfolio datenbasierter Services zur Markt- und Versorgungsforschung. Der Erfolg von Insight Health liegt in der Bereitstellung individueller Lösungen für die pharmazeutische Industrie, Krankenversicherungen, Ärztevereinigungen, wissenschaftliche Institute, Behörden, Politik und weitere Entscheider im Gesundheitsmarkt. Weitere Informationen über Insight Health finden Sie unter www.insight-health.de. |
Apothekenrohertrag im Dauertief
Der Rohertrag der Apotheken aus zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM in Prozenten des Umsatzes (= Betriebshandelsspanne) liegt im Juli – nach 14,96% im April, 14,80% im Mai 2012 und 14,77% im Juni – bei aktuell 14,78% (vgl. Abb. 3). Damit unterschreitet die durchschnittliche Handelsspanne der ersten sieben Monate des Jahres 2012 mit 14,96% die 15 Prozent-Marke bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr (vgl. Abb. 3). Mit einem Ende dieser desaströsen Abwärtsbewegung kann in den nächsten Monaten nicht gerechnet werden.
Mehrwertsteuer bleibt Kostentreiber
Der durchschnittliche Preis der im Jahresdurchschnitt 2004, im Juli d. J. und in den ersten sieben Monaten 2012 zulasten der GKV abgegebenen Rx-FAM-Packungen sowie die wertmäßigen Anteile der Wertschöpfungsstufen und deren Entwicklung seit 2004 sind der Tabelle zu entnehmen. Bei einem Rohertragszuwachs je abgegebener Rx-FAM-Packung von aktuell 20 Cent (bzw. 2,8%) gegenüber 2004 verwundert schon der Vorschlag aus dem BMWi, den Festzuschlag nach neun Jahren des absoluten Stillstandes um gerade einmal 25 Cent je Rx-FAM (das entspricht etwa einem Zehntel des Staatszuwachses qua Mehrwertsteuer von 2,36 Euro) anzuheben. Sollte den politischen Entscheidungsträgern die ordnungsgemäße Arzneimittelversorgung der Bevölkerung (flächendeckend, rund um die Uhr) eigentlich nicht mehr wert sein?
Durchschnittliches GKV-Rx-FAM |
2004 (1) |
Juli 2012 (2) |
Jan. – Juli 12 (3) |
(3) – (1)
(4)
|
(4) in % (1)
(5)
|
Verkaufspreis laut AMPreisV |
42,19 € |
52,25 € |
51,52 € |
9,33 € |
22,1% |
./. Kassenabschlag |
2,00 € |
2,05 € |
2,05 € |
0,05 € |
2,5% |
= GKV-Abrechnungspreis (brutto) |
40,19 € |
50,20 € |
49,47 € |
9,28 € |
23,1% |
./. Mehrwertsteuer |
5,54 € |
8,02 € |
7,90 € |
2,36 € |
42,6% |
= GKV-Abrechnungspreis (netto) |
34,65 € |
42,18 € |
41,57 € |
6,92 € |
20,0% |
Apo.-Rohertrag aus Festzuschlag |
6,38 € |
6,38 € |
6,38 € |
0,00 € |
0,0% |
Apo.-Rohertrag, kfm. Komponente |
0,82 € |
1,04 € |
1,02 € |
0,20 € |
23,9% |
./. Apo.-Rohertrag insges. (gem. AMPreisV) |
7,20 € |
7,42 € |
7,40 € |
0,20 € |
2,8% |
= Apothekeneinkaufswert |
27,45 € |
34,76 € |
34,17 € |
6,72 € |
24,5% |
./. Großhandelsmarge |
* |
1,59 € |
1,58 € |
* |
* |
= ApU (Abgabepreis des pharm. Untern.) |
* |
33,17 € |
32,59 € |
* |
* |
* ApU (bzw. HAP) liegt für 2004 nicht vor; Quelle: Insight Health und eigene Berechnungen; Hü. © |
Dipl.-Math. Uwe Hüsgen, langjähriger Geschäftsführer des Apothekerverbandes Nordrhein e.V., Essen, E-Mail: uwe.huesgen@web.de
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