„Die Toxizität und Kanzerogenität von N-Nitrosaminen ist laut BfR in zahlreichen Monografien 'umfassend' dokumentiert. Ein besonderes Merkmal dieser krebserzeugenden Stoffe sei die eingeschränkte Organspezifität ihrer Wirkung, die von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Bevorzugte Zielorgane von N-Nitrosodimethylamin (NDMA) – das als Verunreinigung nun im chinesischen Valsartan entdeckt wurde – seien Leber, oberer Gastrointestinaltrakt, Respirationstrakt, Niere und Harnblase.“ (DAZ.online, 2018)
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Epidemiologische Daten nur „hypothesengenerierend“
Angesichts all dieser Verdachtsmomente und ausreichender Alternativen erscheint die Marktrücknahme von Ranitidin also nachvollziehbar. Zudem weist Valisure auf einen weiteren Unterschied zwischen dem Fall Ranitidin und den Sartanen hin: So hätten epidemiologische Studien seit der Nitrosaminkrise auch die Verwendung von Valsartan untersucht, aber bislang keine Assoziationen mit irgendwelchen Krebserkrankungen beim Menschen ergeben.
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Die von Valisure auf dem Preprint-Server MedRxiv veröffentlichte Studie habe nun 10.347 Krebspatient:innen ausgewertet, schreibt Valisure. Um eine mögliche Verzerrung der Ergebnisse auszuschließen, wurden die Analysen auf Personen beschränkt, die über die Einnahme von Ranitidin oder eines aktiven Vergleichspräparates berichteten, wie Protonenpumpeninhibitoren oder andere H2-Blocker. Die Patient:innen waren im Schnitt knapp 64 Jahre alt und zu 50 Prozent männlich. 8,4 Prozent nahmen tatsächlich Ranitidin ein, der Rest ein Vergleichspräparat.
Aus den Daten gehe hervor, dass es eine signifikante Assoziation zwischen dem Einsatz von Ranitidin und erhöhten Diagnose-Raten für Brust-, Schilddrüsen-, Blasen- und Prostata-Krebs gebe. Man habe bewusst Magen- und Speiseröhrenkrebs aus der Analyse ausgeschlossen, um auch hier mögliche Verzerrungen oder umgekehrte Kausalitäten zu vermeiden.
Die Autor:innen fanden nach eigenen Angaben aber auch einen unerklärten inversen Zusammenhang mit Krebserkrankungen des Gehirns und des Kolorektums. Sie betonen, dass ihre Daten als „hypothesengenerierend“ zu betrachten seien und lediglich Anlass zu größeren Analysen mit längerem Follow-up geben sollen. Die in den Daten beobachteten Assoziationen repräsentierten zudem nicht das Risiko für Krebserkrankungen in der Allgemeinbevölkerung, da es innerhalb der Studie keine krebsfreien Patient:innen gab. Prinzipiell bringt die Studie die üblichen Schwächen von Beobachtungsstudien mit sich.
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