Nahrungsergänzung & KARDIOVASKULÄRES RISIKO  

Omega-3-Fettsäuren: Ein leeres Versprechen?

Stuttgart - 16.02.2018, 13:15 Uhr

Sollte man seine Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren supplementieren? (Foto: lecic / stock.adobe.com)

Sollte man seine Ernährung mit Omega-3-Fettsäuren supplementieren? (Foto: lecic / stock.adobe.com)


"Wenn schon, dann Arzneimittel"

Im Jahr 2012 berichtete die DAZ über eine Empfehlung des Verbrauchermagazins „Öko-Test“, das zu diesem Ergebnis kam: Wer Omega-3-Fettsäuren einnehmen wolle, solle wenigstens zu Arzneimitteln aus der Apotheke greifen. Dazu zählen zum Beispiel die Weichkapseln Ameu® 500 mg (70 mg Icosapent, 50 mg Doconexent)  und die Fischöl-Kapseln Lipiscor® (70 mg Icosapent, 50 mg Doconexent). Beide erhielten von Öko-Test das Urteil „sehr gut“. Ein „gut“ erhielten damals die Omega-3-Konzentrat Weichkapseln Eicosan® 750 (mind. 97,5 mg Icosapent, mind. 67,5 mg Doconexent). Ameu® 500 mg und Eicosan® 750 wurden auch im Jahr 2005 von der Stiftung Warentest mit „gut“ bewertet.

Für alle lautet die Indikation: „Zur Senkung stark erhöhter Blut-Fett(Triglycerid)-Spiegel.“ Jedoch mit der Einschränkung, dass das Arzneimittel nur zusätzlich zu einer Diät verabreicht werden soll, wenn Ernährungsumstellung und Bewegung allein nicht ausreichen, um die Blut-Fett-Spiegel zu senken. Ob die durch das Arzneimittel bewirkte Triglyceridsenkung sich auch tatsächlich auf entsprechende Folgeerkrankungen auswirkt sei bislang nicht nachgewiesen, heißt es in der Fachinformation.

Die Studienlage 

Das Fazit in der DAZ Nummer 27 im Jahr 2014 fiel in einem Übersichtsartikel von Professor Dr. rer. nat. Martin Smollich und Dipl. med. päd. Birgit Blumenschein so aus: Die Studienlage sei unübersichtlich. Es gebe zwar zahlreiche Studien, die einen präventiven Effekt bezüglich kardiovaskulärer Erkrankungen zeigen, jedoch gebe es auch mindestens genauso viele, die derartige Effekte nicht nachweisen. Smollich und Blumenschein beschreiben, dass Metaanalysen die widersprüchliche Studienlage klären sollten. 

Als interessant beschreiben sie, dass lediglich jene Metaanalysen eine präventive Wirksamkeit zeigen, die auch Studien ohne Placebo-Kontrolle in die Auswertung einschlossen. Ansonsten zeigten die Metaanalysen zur Sekundärprävention keinen Effekt einer Supplementation mit Omega-3-Fettsäuren auf die Häufigkeit von Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz, Angina pectoris, kardiovaskuläre Mortalität oder Gesamtmortalität. 

Kardioprotektive Effekte einer Supplementation seien also – Stand 2014 – nicht nachzuweisen. Bei Patienten mit kardiovaskulärem Risiko nutze die Supplementation mit Omega-3-Fettsäuren nur dann, wenn sie nicht leitliniengerecht behandelt werden – ihnen also eine Therapie mit Statinen und Antihypertensiva vorenthalten wird. Für Gesunde sei es aber weiterhin sinnvoll mindestens zweimal pro Woche Seefisch zu essen. Vor allem im Zusammenhang mit einer abwechslungsreichen mediterranen Ernährung könne Fisch sicherlich zur Kardioprotektion beitragen.  



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

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Nahrungsergänzung

von Shapiro am 19.02.2018 um 10:44 Uhr

Danke für diesen Artikel. Auch ich halte nicht viel davon, Nahrungsergänzungsmittel als Ersatz für echte Arzneimittel zu sehen, auch präventiv nicht. Allerdings würde mich durchaus interessieren, ob bei den Studien auch die Art der Präparate berücksichtigt wurde: Oft fehlt bei den Herstellern jegliche Kompetenz, während z.B. Hersteller wie NeuroLab vital eben auch aus der Apotheke bekannt sind und ursprünglich von der Produktion medizinisch angeordneter Nahrungsergänzung herkommen. Nährstoffe müssen eben auch absorbiert werden können. Vielleicht kann die Autorin hierzu ein paar ergänzende Worte sagen?

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Ein anderer Aspekt

von Claus F. Dieterle am 16.02.2018 um 19:58 Uhr

Als Christ berufe ich mich auf die Verheißung in Psalm 92,15: "Und wenn sie auch alt werden, werden sie dennoch blühen, fruchtbar und frisch sein...".

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