Zuckersüßes Beratungswissen – Teil 10

Honigschlecken – es ist nicht alles Gold, was glänzt

Korntal-Münchingen - 03.08.2020, 15:30 Uhr

Ist Honig eine gesunde Alternative zu Zucker? (m / Foto: imago images / Shotshop)

Ist Honig eine gesunde Alternative zu Zucker? (m / Foto: imago images / Shotshop)


Die Natur hat ihre Schattenseiten

Genauso wie sich die Wissenschaft bemüht, positiv wirksame Inhaltsstoffe zu erforschen, findet sie mit ihren nüchtern-klaren Analysemethoden auch Problemstoffe. Pollen, üblicherweise zu 0,5 Prozent im Honig enthalten, können von gentechnisch veränderten Pflanzen stammen, ohne dass dies deklariert werden muss. Das hat das Europäische Parlament 2014 so entschieden. Pollen gelten als natürlicher Bestandteil des Honigs und nicht als Zutat.

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Die in Honig enthaltenen Pollen können bei Allergikern Überempfindlichkeitsreaktionen auslösen. Manche Honige können Anteile von krebsauslösenden oder giftigen Pflanzeninhaltsstoffen enthalten. So hat das Bundesinstitut für Risikobewertung vor allem in Rohhonigen aus Süd- und Mittelamerika, die in nicht unwesentlicher Menge auf dem europäischen Markt verkauft werden, häufig Pyrrolizidinalkaloide gefunden. Es gibt bis heute weder Vorschriften noch Kontrollen für den Gehalt an Pyrrolizidinalkaloiden in Lebensmitteln. 

Weiterhin lassen sich Insektizide in vielen Honigen nachweisen. Das gilt auch für Bio-Produkte, weil sich der Bienenflug – trotz strenger Öko-Vorschriften im Umkreis von drei Kilometern – nicht auf eine biologisch bebaute Fläche eingrenzen lässt. Auch Bienen-Arzneimittel wie z. B. Amitraz gegen die gefürchtete Varroa-Milbe lassen sich im Honig finden. 

Tonnenweise Genuss

Deutschland importiert ca. 70.000 Tonnen Honig pro Jahr. Hauptlieferländer sind Argentinien, Mexiko, Chile und Uruguay. Der deutsche Markt wird zu ca. 80 Prozent aus Importen gedeckt, nur zu ca. 20 Prozent werden Inlandsprodukte angeboten. Hunderte von natürlichen Aromastoffen geben Honig seinen typischen, aber auch sehr variationsreichen Geschmack. Die preisgünstigen südamerikanischen Honige kommen in der Regel als Mix verschiedener, nicht näher benannter Blütenpflanzen auf den Markt und haben eher einen standardisierten Geschmack. Die europäischen Imker werben dagegen mit weitgehend sortenreinen Angeboten und unterschiedlichen Geschmacksrichtungen. Da gibt es liebliche, hell aussehende Honige, die von Akazie, Raps, Klee, oder Löwenzahn stammen. Dunklere, kräftig schmeckende Honige sind charakteristisch für Kastanien und Tannen. Beliebt sind auch die kräuteraromatischen Honige aus Lavendel, Thymian und Rosmarin sowie kräftig-würzige Varianten aus Heide- und Lindenblüten. 

Wer gesundheits- und umweltbewusst einkaufen möchte, sollte auf die Herkunft des Honigs achten sowie auf Öko- bzw. Fairtrade-Siegel. Damit erhöht sich die Sicherheit, ein Produkt mit möglichst wenig Schadstoffen zu erwerben. Laut dem Verbrauchermagazin Öko-Test konnten in Honigen deutscher Imker sowie in Fair-Trade-Produkten aus dem Ausland bisher keine gentechnisch veränderten Pollen nachgewiesen werden.



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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