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Bayerischer Apothekertag
Betrübliche Bilanzen
Die Maßnahmen des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes AMNOG führten zu stagnierenden oder rückläufigen Umsätzen in der Apotheke. Der erhöhte Kassenabschlag und verschlechterte Einkaufskonditionen beim Großhandel bescherten der Apotheke Rohgewinnrückgänge. Hinzu kam eine Tariferhöhung im Personalkostenbereich von 2 Prozent. Die Auswirkungen zeigten sich auch in der Anzahl der Apotheken: über 200 Betriebe weniger als ein Jahr zuvor.
Das Betriebsergebnis für die typische Apotheke (häufigste Umsatzgrößenklasse 1,25 – 1,5 Mio. Euro) lag 2011 bei 69.000 Euro vor Steuern und damit 6000 Euro unter dem Ergebnis von 2010 – eine betrübliche Bilanz, wie Hasan-Boehme feststellte. Betrachtet man den jährlichen Verfügungsbetrag (nach Steuern und Sozialabgaben), der für den Apothekenleiter übrigbleibt, so ist hier ein Minus von rund zehn Prozent festzustellen (von 39.100 auf 35.300 Euro).
Wagt man eine Prognose für 2012, stellt man fest, dass vor allem das neue Großhandels-Kombimodell (0,70 Euro Festzuschlag plus 3,15% Höchstzuschlag auf den Abgabepreis des pharmazeutischen Unternehmers) den Wareneinsatz verteuern wird. Das Niveau des Großhandelsrabatts wird sinken. Bei den Rabattverhandlungen zwischen Apotheke und Großhandel ist viel im Vorfeld festgelegt, der Verhandlungsspielraum ist gering. Der Bezug zum Umsatz bleibt bestehen. Nur ein Teil der 3,15%-Spanne wird vom Großhandel weitergegeben. Es kommt zur Packungsmengensteuerung (Bonus/Malus, Mengenbonus) direkt oder indirekt über den Packungspreis, hochpreisige Arzneimittel mit einem Apothekeneinkaufspreis ab 1238,50 Euro werden mit einer festen Vergütung rabattiert. Das Skonto bleibt auf bisherigem Niveau, abhängig vom Zahlungszeitraum (Zahlung im Folgemonat: 0,x% Skonto; Zahlung halbmonatlich oder alle zehn Tage: Skonto > 1%). Hinzukommen eine Vielzahl von Gebühren, die der Großhändler der Apotheke für seine Leistungen berechnet (z. B. Tourengebühren, verschlechterte Retourenbedingungen).
Ein Ausweichen auf den Direktbezug von Arzneimitteln bei Herstellern wird zudem in 2012 weniger interessant sein. Bevor man Einkäufe vom Großhandelsbezug hin zum Direktbezug verlagert, sollte man genau hinsehen, so Hasan-Boehme, denn ein Minderertrag beim Großhandel ist gegenzurechnen, beispielsweise weil man eine bestimmte Umsatzstaffel nicht erreicht und dadurch schlechtere Konditionen in Kauf nehmen muss.
Wie einkaufen?
Wie kann man letztlich den Einkauf unter diesen Bedingungen verbessern? Die Steuerberaterin riet dazu, sich nicht auf das Bauchgefühl zu verlassen, sondern sich die Konditionsmöglichkeiten transparent zu machen, evtl. auch mit professioneller Hilfe. Es ist wichtig, die neuen Konditionenmodelle zu verstehen und eigene Strategien zu erarbeiten. Man sollte sich klar machen, was wo bestellt wird und die Einflüsse auf Umsätze, Menge und Durchschnittspreise berücksichtigen. Auch Zahlungszeitpunkte und Skonto sind abzustimmen. Optimierungen sind möglich im Handling des Warenlagers und bei den Retouren. Außerdem: eine fortwährende Kontrolle der Großhandelsrechnungen ist sinnvoll. Im Januar beispielsweise enthielten die Großhandelsrechnungen viele Fehler.
Beim Blick auf das Szenario 2012 zeigt sich, dass der Verfügungsbetrag im ungünstigen Fall weiter sinken kann. Für die typische Apotheke berechnete Hasan-Boehme einen Verfügungsbetrag von nur noch 31.000 bis 36.000 Euro im Jahr.
Eine Apotheke sollte daher eigene Strategien entwickeln vor dem Hintergrund: was macht die Konkurrenz, was ist am eigenen Marktauftritt zu verbessern, was kann verbessert werden (Schaufenster, Offizin, Werbung, Web-Auftritt), wie ist das Personal aufgestellt?
Rabattkonditionen 2012 in der Praxis – Beispiel: Umsatz/Mengen-Matrix | ||||
Umsatzgruppe pro Monat in TEuro |
Rx-Rabatt* |
Mengenbonus |
Skonto je nach Zahlungszeitpunkt |
Maximale Konditionen bei Dekadenzahlung |
> 20 bis 50 |
0,25% |
0,25% |
0,25 bis 1,35% |
1,85% |
> 50 bis 100 |
0,50% |
0,50% |
0,25 bis 1,35% |
2,35% |
> 100 bis 150 |
0,75% |
0,75% |
0,25 bis 1,35% |
2,85% |
> 150 |
1,00% |
1,00% |
0,25 bis 1,35% |
3,35% |
* %-Angaben bezogen den Bonus- und skontofähigen Umsatz |
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Inhaltsverzeichnis:
DAZ 2012, Nr. 20, S. 94
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