Corticoide und SARS-CoV-2

Braucht die Welt jetzt mehr Dexamethason?

Stuttgart - 25.06.2020, 17:50 Uhr

Werden Dexamethason-Infusionen bei einer COVID-19-Infektion in schweren Fällen bald zur Regel? Dann müsste die Produktion offenbar gesteigert werden. (Foto: Vadim / stock.adobe.com)

Werden Dexamethason-Infusionen bei einer COVID-19-Infektion in schweren Fällen bald zur Regel? Dann müsste die Produktion offenbar gesteigert werden. (Foto: Vadim / stock.adobe.com)


Lieferengpässe in den USA, Ausfuhrbeschränkungen in UK

Seit die Ergebnisse der Studie bekannt wurden, habe es „ein gewisses Maß an irrationalem Überschwang“ in Bezug auf Dexamethason gegeben, sagte Stephen Schondelmeyer, Direktor des Instituts für pharmazeutische Forschung in Management und Wirtschaft an der University of Minnesota, „Science“ gegenüber: „Wir beobachten bereits jetzt ein Hortungsverhalten und eine mangelnde Verfügbarkeit des Produkts aufgrund dessen“, fügte er hinzu. Emer Cooke, Leiterin der Abteilung zur Regulierung von Medikamenten und anderen Gesundheitstechnologien bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und voraussichtlich künftige EMA-Chefin, bestätigte „Science“ diesen Eindruck, sagte aber, es sei „wahrscheinlich noch zu früh, um zu sagen, ob es eine globale Verknappung geben wird“.

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Was intravenöses Dexamethason angeht, könnte es „Science“ zufolge zumindest in den USA Probleme geben: Ein bedeutender indischer Hersteller, Cadila Healthcare, sei wiederholt wegen ernstzunehmender Probleme in seinem Produktionsprozess in Schwierigkeiten mit der US-Arzneimittelbehörde (FDA) geraten. Laut einem Schreiben der Behörde habe das Unternehmen im Oktober 2019 mitgeteilt, dass es die Produktion injizierbarer Medikamente für die Vereinigten Staaten einstellen werde. Es liegt auf der Hand, dass die intravenöse Darreichungsform von Glucocorticoiden auf Intensivstationen wohl deutlich häufiger eingesetzt wird als die orale. 

Hohes Risiko für Fälschungen, keine Bevorratung in Deutschland

Auch Cooke betont gegenüber „Science“, wie wichtig es sei, Dexamethason von qualitätsgesicherten Lieferanten zu kaufen. Es bestehe ein „hohes Risiko, dass unseriöse Hersteller minderwertige oder gefälschte Optionen anbieten“. Vertrauenswürdige Hersteller sollten laut Cooke in der Lage sein, die steigende Nachfrage zu befriedigen, aber wenn das Horten und die spekulative Beschaffung weitergehen, werde das zu einer chaotischen Situation führen und die Pläne zur Produktionssteigerung gefährden. Das gelte insbesondere für injizierbare Produkte, deren Produktion schwieriger zu steigern ist.

Laut „Science“ hat der britische Gesundheitsdienst (National Health Service) Dexamethason bereits in seine Standardbehandlung für COVID-19 aufgenommen und Beschränkungen für die Ausfuhr von Dexamethason erlassen. Das Bundes­gesundheitsministerium sah laut Ärzteblatt währenddessen in der vergangenen Woche keinen Grund, sich mit Dexamethason zu bevorraten: „Zunächst solle die Studie geprüft werden, sagte ein Ministeriums­sprecher in Berlin. Er verwies zudem darauf, dass die Studie derzeit 'noch nicht einmal ver­öffentlicht' sei.“



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1 Kommentar

Ne, n´?

von Bernd Jas am 25.06.2020 um 23:30 Uhr

Gibt es eigendlich auch ´ne Paranoia-Pandemie?

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