Corticoide und SARS-CoV-2

Braucht die Welt jetzt mehr Dexamethason?

Stuttgart - 25.06.2020, 17:50 Uhr

Werden Dexamethason-Infusionen bei einer COVID-19-Infektion in schweren Fällen bald zur Regel? Dann müsste die Produktion offenbar gesteigert werden. (Foto: Vadim / stock.adobe.com)

Werden Dexamethason-Infusionen bei einer COVID-19-Infektion in schweren Fällen bald zur Regel? Dann müsste die Produktion offenbar gesteigert werden. (Foto: Vadim / stock.adobe.com)


Glucocorticoide in der COVID-19-Leitlinie

In der aktuellen intensivmedizinischen COVID-19-Leitlinie heißt es: „In einer am 16.06.2020 veröffentlichten Pressemitteilung über eine vorläufige Datenauswertung der RECOVERY-Studie ergeben sich Hinweise auf einen möglichen Benefit einer Therapie mit Dexamethason bei schwerkranken Patienten. Eine mögliche Therapie-Empfehlung kann aber aus Sicht der Autoren erst nach weiterer Prüfung der Daten und Publikation der Studie erfolgen.“

In der Praxis sollte Dexamethason also nur nach sorgfältiger Abwägung gegen SARS-CoV-2 zum Einsatz kommen. Auch, weil in der Leitlinie zudem allgemein Stellung zum Nutzen von „Steroiden“ in der COVID-19-Behandlung genommen wird: Steroide sollten demnach bei ARDS (Acute Respiratory Distress Syndrome, akutem Lungenversagen) nicht regelhaft gegeben werden. Zur Begründung heißt es: 


Eine Gabe scheint die virale Clearance zu verzögern und begünstigt eine fungale Superinfektion.“

„Empfehlungen zur intensivmedizinischen Therapie von Patienten mit COVID-19“ (S1-Leitlinie)


Zudem sollen Studien bei SARS und Influenza nachteilige Effekte zeigen. Ausnahme sei dabei die niedrig dosierte Hydrocortison-Therapie bei septischem Schock ohne Ansprechen auf Flüssigkeits- und Vasopressoren-Therapie über einen Zeitraum von mehr als einer Stunde. 

So der Stand jetzt – wie das Deutsche Ärzteblatt schreibt, könnte die Leitlinie schon in einigen Monaten erneut aktualisiert werden.

Dexamethason ist kostengünstig und verfügbar 

Woher stammt also die Euphorie der WHO? Die Begeisterung für Dexamethason lässt sich vielleicht auch – neben der Wirksamkeit laut der neuesten Studie – aus einem anderen Aspekt ableiten: „Dexamethason ist kostengünstig, verfügbar und kann sofort eingesetzt werden, um weltweit Leben zu retten“, erklärte Peter Horby, einer der Leiter der RECOVERY-Studie der dpa. Auch Vehreschild von der Goethe-Universität Frankfurt sagte, dass sie keine grundsätzlichen Hürden bei der Verabreichung und Verfügbarkeit sehe, da der Wirkstoff bereits zugelassen und die Applikation über die Vene oder als Tablette möglich sei.



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1 Kommentar

Ne, n´?

von Bernd Jas am 25.06.2020 um 23:30 Uhr

Gibt es eigendlich auch ´ne Paranoia-Pandemie?

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