Corticoide und SARS-CoV-2

Braucht die Welt jetzt mehr Dexamethason?

Stuttgart - 25.06.2020, 17:50 Uhr

Werden Dexamethason-Infusionen bei einer COVID-19-Infektion in schweren Fällen bald zur Regel? Dann müsste die Produktion offenbar gesteigert werden. (Foto: Vadim / stock.adobe.com)

Werden Dexamethason-Infusionen bei einer COVID-19-Infektion in schweren Fällen bald zur Regel? Dann müsste die Produktion offenbar gesteigert werden. (Foto: Vadim / stock.adobe.com)


Glucocorticoide: Sind die Risiken größer als der Nutzen?

Der Erfolgsmeldung zur WHO-Pressemitteilung folgte sodann noch am selben Tag eine weitere dpa-Meldung: Nach ersten erfolgversprechenden Ergebnissen zum Einsatz des Entzündungshemmers Dexamethason bei schweren COVID-19-Verläufen warnten deutsche Experten vor verfrühter Euphorie, hieß es dort. Eine abschließende Einschätzung zur Qualität sei erst möglich, wenn die Originaldaten ausführlich gesichtet seien, sagte Maria Vehreschild, Leiterin des Schwerpunkts Infektiologie am Universitätsklinikum der Goethe-Universität Frankfurt. Wichtig sei unter anderem, die Nebenwirkungen noch weiter aus den Daten herauszuarbeiten, so Vehreschild. Zu prüfen sei auch, ob die beiden Patientengruppen – Dexamethason-Gruppe und Vergleichsgruppe – wirklich vergleichbar waren, erklärte der Pneumologe Tobias Welte von der Medizinischen Hochschule Hannover. „Bevor man das vollständige, durch unabhängige Gutachter beurteilte Manuskript gesehen hat, kann man die Wertigkeit der Studie nicht beurteilen.“ 

Zu bedenken sei bei den Ergebnissen auch, dass Dexamethason die Immunantwort gegen das Virus bremst und so dazu führen könnte, dass das Virus langsamer eliminiert wird, ergänzte Bernd Salzberger, Bereichsleiter Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie. 

Übrigens: Der Einsatz von Glucocorticoiden ist umstritten

„Während der SARS-Epidemie 2003 waren Corticosteroide das primäre Mittel zur Immunmodulation bei Zytokinstürmen. Sie werden auch bei COVID-19 eingesetzt. Sehr wichtig für das Ergebnis sind der Zeitpunkt der Verabreichung und die Dosierung, denn eine zu frühe Gabe hemmt die Einleitung des körpereigenen Immunabwehrmechanismus. Der Einsatz ist deshalb derzeit sehr umstritten [Jamilloux 2020]. Chinesische Wissenschaftler empfehlen, ihn auf kritisch kranke Patienten mit entzündlichem Zytokinsturm zu beschränken [Zhao 2020].“ 

Mehr zum „Gefürchteten Zytokinsturm“ bei COVID-19 lesen Sie im „Pandemie Spezial“ der DAZ 25/2020.

Sowohl Welte als auch Salzberger sind Autoren der neuen „Empfehlungen zur intensivmedizinischen Therapie von Patienten mit COVID-19“ (S1-Leitlinie), die am 19. Juni erschienen ist. Darin sind die neuesten Entwicklungen rund um Dexamethason bereits eingeflossen. 



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1 Kommentar

Ne, n´?

von Bernd Jas am 25.06.2020 um 23:30 Uhr

Gibt es eigendlich auch ´ne Paranoia-Pandemie?

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