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Importregelung, Botendienste, Schutzmaßnahmen
Daran arbeitet die ABDA in der Krise
Die Chefinnen und Chefs der 34 Apothekerkammern und -verbände haben sich am heutigen Donnerstag in einer Video-Konferenz erstmals während der Coronakrise ausgetauscht. Dabei haben die Standesvertreter gemeinsam eine Entschließung verabschiedet, in der sie sich bei den Apothekenteams bedanken. Außerdem ging es um wichtige Punkte wie mögliche Infektionen im Apothekenteam, die Aussetzung der Importregelungen und die Vergütung der Botendienste. Auch die OTC-Verkäufe der EU-Versender sind der ABDA ein Dorn im Auge. Die für Dezember geplanten Vorstandswahlen können wohl stattfinden. Eine Übersicht.
Nach der virtuellen Sitzung des Gesamtvorstandes haben ABDA-Präsident Friedemann Schmidt, Hauptgeschäftsführer Dr. Sebastian Schmitz sowie Pressesprecher Reiner Kern am heutigen Donnerstag über die aktuellen Forderungen, Initiativen und Arbeitsschwerpunkte der Standesvertretung der Apotheker informiert. Rückblickend auf die vergangenen beiden Wochen sagte Schmidt, dass auf den Apotheken ein „extremer Druck“ gelegen habe. Denn aufgrund eines „irrationalen Verhaltens der Kunden“ und wegen der inzwischen vielerorts installierten Eigenschutzmaßnahmen hätten die Apotheker wahnsinnig viel zu tun gehabt. Die Lage in den Apotheken habe sich in den vergangenen Tagen – auch wegen des Kontaktverbotes in der Öffentlichkeit – aber entspannt, so Schmidt.
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Die ABDA informierte darüber hinaus über die folgenden Forderungen und Maßnahmen:
- Umgang mit möglichen Infektionen im Apothekenteam: Schmidt erklärte, dass Apothekenschließungen aufgrund von Infektionen vermieden werden müssten. Er wies darauf hin, dass das Bundesgesundheitsministerium die ABDA auf die neuen „Optionen zum Management von Kontaktpersonen unter medizinischem Personal bei Personalmangel“ des Robert-Koch-Institutes hingewiesen habe. Schmidt geht davon aus, dass diese Optionen auch für den Apothekenbetrieb gelten. Zur Erklärung: Das RKI hatte die Empfehlungen für medizinisches Personal, das Kontakt zu Corona-Infizierten hatte oder gar selbst infiziert ist, kürzlich gelockert. Demnach ist unter bestimmten Voraussetzungen und „in absoluten Ausnahmefällen denkbar“, dass auch positiv getestetes Personal weiter arbeitet, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. Schmidt bezeichnete diese Umstellung als „sinnvoll“, weil es mit einer voran schreitenden Infektionswelle nicht mehr möglich sei, massenhafte Apothekenschließungen zu vermeiden, wenn weiterhin strikte Quarantäne-Regeln zu befolgen wären.
- Entschließung: Die 34 Kammer- und Verbandsvorsitzenden bedanken sich in einer Entschließung ausdrücklich für das Engagement und die Mühe aller Apothekenteams in Deutschland.
- Schutzausrüstung für das Apothekenteam: Der ABDA-Präsident bezeichnete es als „unbefriedigend“, dass die Apotheker in der Liste der Empfänger von neu beschaffter Schutzausrüstung (Masken, Kittel, Hauben etc.) erst sehr weit unten kämen. „Natürlich verstehen wir es, dass in der ersten Welle der Bestellungen nun Ärzte und Pfleger in den Kliniken versorgt werden. Wir weisen aber derzeit in unseren Gesprächen darauf hin, dass gerade die Apotheken häufig Kontakt mit noch unerkannten Infizierten haben.“
Desinfektionsmittel, Lieferengpässe, Rabattverträge
- Die Herstellung von Desinfektionsmitteln: Eines der Lieblingsthemen von Friedemann Schmidt. Schon Anfang März hatte der ABDA-Präsident in einem Interview mit der Bild-Zeitung darauf hingewiesen, dass Apotheken bald flächendeckend herstellen könnten. Es folgten aber massive Beschaffungsprobleme bei den Rohstoffen. Schmidt erklärte heute, dass die Herstellung von Desinfektionsmitteln eine „Bewährungsprobe“ für die Apotheker sei. Was die Beschaffungsprobleme betrifft, sieht er nun die Großhändler am Zug. „Der Großhandel muss jetzt ran!“, sagte er. Nach Gesprächen mit den Grossisten gehe er aber davon aus, dass sich die Lage bald verbessere.
- Das Management der Lieferengpässe: Hier ging der ABDA-Präsident insbesondere auf die Kommunikation des Problems ein. Die Standesvertretung müsse hier einen schwierigen Spagat hinlegen. Schließlich müsse man der großen Öffentlichkeit in der Laienpresse vermitteln, dass Panik nicht angebracht sei. „Die Menschen müssen verstehen, dass sie nicht gefährdet sind.“ Gleichzeitig sähen die Apotheker in ihrem Alltag natürlich genau das Gegenteil – nämlich, dass immer mehr wichtige Wirkstoffe fehlen. Die ABDA müsse in beide Richtungen kommunizieren. In Richtung Apotheker teilte Schmidt mit, dass man derzeit insbesondere an dem folgenden Punkt arbeite.
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Rabattverträge bei immer mehr Kassen eingeschränkt
- Bürokratische Erleichterungen: Um das Management der Lieferengpässe und die Ausweitungen beim Botendienst abzufedern, fordert die ABDA nun Erleichterungen für die Apotheker. Schmidt sagte er sei stolz darauf, dass die ABDA das BMG „besonders früh“ auf negative Auswirkungen einer Pandemie auf die Lieferengpass-Situation hingewiesen habe. Schon damals habe man „Erleichterungen beim Austausch“ von Arzneimitteln gefordert. Inzwischen haben die meisten Kassen im Bundesgebiet auch ihre Rabattvertragsregelungen gelockert. Schmidt forderte allerdings, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) jetzt von seinen neuen Verordnungsrechten Gebrauch mache und den Apothekern „Rechtssicherheit“ gebe, indem er die Rabattverträge komplett aussetzt. Er sei optimistisch, dass dies „kurzfristig und schnell gelingt“. Außerdem müssten so schnell wie möglich „alle Regelungen zu Reimporten“ ausgesetzt werden.
- Vergütung der Botendienste: Die AOK Baden-Württemberg bietet seit dieser Woche eine Vergütung von 2 Euro pro Botendienst an. Schmidt sagte, er gehe davon aus, dass nach der Phase des jetzigen Kontaktverbotes Lockerungen für Nicht-Risikogruppen folgen werden. Allerdings müssten dann insbesondere die Risikogruppen geschützt werden, indem beispielsweise ältere Menschen weiterhin nicht in die Apotheke kommen sollen. „Große Teile unserer klassischen Klientel werden uns dann wegfallen“, sagte Schmidt. Die Vergütung der AOK sei daher nicht ausreichend, es müsse flächendeckend eine Vergütung für Botendienste geben, forderte der ABDA-Präsident.
Rx-Boni-Verbot, EU-Versender, Notfallplan, ABDA-Wahlen
- Das Apotheken-Stärkungsgesetz: Noch immer wurde das Apotheken-Stärkungsgesetz nicht in den Bundestag eingebracht. Das Gesetz enthält noch zwei elementare Forderungen der Apothekerschaft: die pharmazeutischen Dienstleistungen und das Rx-Boni-Verbot für den GKV-Markt. Zuletzt hatte es aus der Unionsfraktion Signale gegeben, dass man das Gesetz bald ins Parlament einbringen wolle. Schmidt geht nun aufgrund der Krise aber davon aus, dass das Gesetz nicht so schnell im Bundestag behandelt wird. Das wäre eine „Illusion“, so der ABDA-Präsident.
- Die OTC-Verkäufe der EU-Versender: DAZ.online hatte am gestrigen Mittwoch berichtet, dass nun auch DocMorris und die Shop Apotheke ihre Paracetamol-Verkäufe nach der Anordnung des BMG auf maximal eine Packung einschränken. Schmidt sagte, es gebe aber weiterhin „Meldungen und Berichte“, dass die vorgeschriebenen Höchstmengen dort nicht eingehalten würden. „Das BMG muss hier klarstellen, dass sich alle an die neuen Regeln halten müssen“, forderte er.
- Notfallplan der ABDA: Was passiert, wenn aufgrund von immer mehr Infektionen doch so viele Apotheken schließen müssen, dass die Versorgung beeinträchtigt ist? Hat die ABDA einen Notfallplan für diesen Fall? Schmidt dazu: „Nein, das können wir in Berlin nicht klären. Das müssen die Landesapothekerkammern vor Ort sicherstellen.“
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- Mehr Öffentlichkeitsarbeit: ABDA-Sprecher Kern sagte, man habe eine „sehr, sehr intensive“ Pressearbeit betrieben, sodass die Apotheken nun vermehrt für ihre Arbeit in der Krise wahrgenommen würden. Als Beispiel nannte er die Titel-Geschichte in der „Bild am Sonntag“ vom 8. März, als Friedemann Schmidt und KBV-Chef Andreas Gassen gemeinsam mit Minister Jens Spahn ein Interview gaben. „Mit Verlaub, das war schon ein dickes Brett.“ Zusätzlich habe man nun eine Initiative auf Facebook gestartet, bei der die Apothekenteams Fotos von ihrer täglichen Arbeit an die ABDA schicken könnten und die ABDA diese dann in die Öffentlichkeitsarbeit einbinde. Und: Erst kürzlich habe man eine Kooperation mit dem Werbe-Vermarkter Ströer abgeschlossen. Anfang April seien „auf Tausenden Großflächen“ die Motive zu sehen, mit denen die ABDA auf die Mehrarbeit der Apotheker in der Krise hinweist.
- Hilfe von Studenten. Schmidt begrüßte es sehr, dass der Bundesverband der Pharmaziestudierenden eine Initiative gestartet hat, bei der Studenten den Apothekern ihre Hilfe anbieten. Der Präsident berichtete, dass er selbst eine Studentin derzeit in seiner Apotheke in die täglichen Abläufe einarbeite.
- ABDA-Wahlen im Dezember: Im Dezember sind für die ABDA wichtige Vorstandswahlen geplant. Denn die Amtsperiode der Spitzen vom DAV, der Bundesapothekerkammer und des ABDA-Präsidiums laufen aus, es müssen neue Vorstände gewählt werden. Schmidt sagte, dass die Wahlen zur Not via Video-Schaltung stattfinden würden. Schon die Mitgliederversammlung im Juni solle virtuell stattfinden. Dies habe eine Verordnung des Justizministeriums ermöglicht.
2 Kommentare
Corona Initiative
von Dr. Mauz am 27.03.2020 um 13:28 Uhr
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Krisenarbeit
von Roland Mückschel am 27.03.2020 um 11:26 Uhr
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