BfR-Höchstmengenempfehlung (Teil 4)

Nahrungsergänzungsmittel: Welche, wann und für wen? (4)

Stuttgart - 01.03.2018, 11:05 Uhr

Manche Erkrankungen führen zu einer verminderten Nährstoffaufnahme und / oder zu einem erhöhten Nährstoffbedarf. (Foto: Photographee.eu / stock.adobe.com)

Manche Erkrankungen führen zu einer verminderten Nährstoffaufnahme und / oder zu einem erhöhten Nährstoffbedarf. (Foto: Photographee.eu / stock.adobe.com)


NEM in deutschen Leitlinien zu Adipositas und Darmerkrankungen

Anfang Februar 2018 ist die S3-Leitlinie „Chirurgie der Adipositas und metabolischer Erkrankungen“ neu erschienen. Darin wird mit starkem Expertenkonsens empfohlen, dass spätestens mit der Entlassung nach der OP „die lebenslange Prophylaxe / Supplementation (Multivitamin und Spurenelemente) zur Vermeidung von Mangelernährung begonnen werden“ soll. Der Patient soll darüber schriftlich informiert werden. Die Dosis der Supplementierung hängt dabei vom operativen Verfahren ab. Speziell eingegangen wird in der Leitlinie auf die Supplementation von Protein, Eisen, Vitamin B12, Folsäure, Vitamin B1, Vitamin D und Calcium, Vitamin A, E und K, Zink, Kupfer und Selen, sowie Magnesium. Die in der Leitlinie empfohlenen Dosen überschreiten die vom BfR aktuell empfohlenen Höchstmengen, weil diese nicht für spezielle Risikogruppen sondern für die Allgemeinbevölkerung gelten. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährungsmedizin (DGEM) gibt in Zusammenarbeit mit anderen Fachgesellschaften Leitlinien zur klinischen Ernährung in der Gastroenterologie heraus. In Teil 4 aus dem Jahr 2014 werden chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) behandelt. Dort heißt es zum Beispiel: „Isolierter Mikronährstoffmangel bei CED kann durch Supplemente therapiert werden.“ Speziell seien auf Defizite für Calcium, Vitamin D, Folsäure und Vitamin B12 sowie Eisen und Zink zu achten. In einer akuten Phase sollte Eisen jedoch beispielsweise nicht substituiert werden, weil es womöglich pro-entzündlich wirkt. Die intravenöse Gabe wird generell bevorzugt. Grundsätzlich sollen Unter- oder Mangelernährung bei CED konsequent behandelt werden. Nicht empfohlen wird hingegen „die Verwendung von Fischöl bzw. fischölhaltigen Supplementen zum Remissionserhalt der CED.“ Ausgewählte Prä- und Probiotika könnten zur Remissionserhaltung bei Colitis ulcerosa erwogen werden, jedoch nicht bei Morbus Crohn. 

In der S2k-Leitlinie Zöliakie wird darauf hingewiesen, dass Erwachsene und Kinder mit unbehandelter Zöliakie häufiger einen Mangel an Mikronährstoffen aufweisen. Gut dokumentiert seien dabei ein Mangel an Eisen, Folsäure, Vitamin A, Vitamin B12, B6 und Vitamin D, sowie Kupfer, Zink und Carnitin. Bei Zöliakie dürfen nur glutenfreie Zubereitungen zum Einsatz kommen. Die Deutsche Zöliakie-Gesellschaft e.V. stellt ihren Mitgliedern eine entsprechende Positivliste zur Verfügung.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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