ABDA-Präsident Schmidt im DAZ-Interview

„Das Rx-Versandverbot ist der Königsweg“

Berlin - 04.01.2017, 16:20 Uhr

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im Interview. (Foto: Philipp Külker)

ABDA-Präsident Friedemann Schmidt im Interview. (Foto: Philipp Külker)


Keine Experimente nach dem EuGH-Urteil

Ein weiterer dicker Brocken sind die Folgen des EuGH-Urteils vom 19. Oktober 2016. Der ABDA-Präsident ist zuversichtlich, dass Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) das Rx-Versandverbot durchsetzen kann: „Ich glaube schon, dass die Chancen gut stehen, vor allem weil sich die CDU-Fraktion festgelegt hat – und die CDU stellt den zuständigen Minister“. Er sei optimistisch, dass auch mit dem Koalitionspartner eine Einigung gefunden werde.

Die SPD-Gegenvorschläge, beim Apothekenhonorar anzusetzen statt den Versand zu verbieten, hält Schmidt für nicht hinreichend konkret. Dem Grundsatz, das Apothekenhonorar weiterzuentwickeln, verschließe man sich natürlich nicht. „Wir müssen nur sehr gut aufpassen, dass wir uns kein vergiftetes Geschenk einfangen. Diese Vorschläge sollen uns auf einer bestimmten, emotionalen Ebene ansprechen. Veränderungen müssen aber immer auf der Basis eines soliden wirtschaftlichen Fundaments stattfinden“.  Experimente könne es hier nicht geben. Schmidt äußert sich zudem zu weiteren kursierenden Vorschlägen wie dem EuGH-Urteil begegnet werden kann.  Sie seien hilfreich, weil man an ihnen den Goldstandard prüfen könne. „Wir nehmen sie wahr und prüfen sie. Wir gehen aber nicht davon ab, dass das Rx-Versandverbot der Königsweg ist“.                


Wer uns vorwirft, wir seien Europafeinde, der kennt uns nicht – oder ist böswillig. Aber natürlich kritisieren wir einen Teil der Politik der EU-Kommission.“

Friedemann Schmidt


Auch vor dem Hintergrund des EuGH-Urteils wird für Schmidt das Thema Europa in der neuen Amtszeit wichtig sein. Hier wolle er sich stärker persönlich engagieren. „Die Zukunft des Subsidiaritätsprinzips wird eine essenzielle Frage für die Apotheker sein. Die Erosion der Freiberuflichkeit darf sich so nicht weiter fortsetzen!“ 

Das gesamte Interview mit Friedemann Schmidt finden Sie in der aktuellen DAZ Nr. 1, 2017, S. 24.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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5 Kommentare

Chapeau!

von Wolfgang Müller am 05.01.2017 um 18:54 Uhr

Lieber Friedemann Schmidt,

in der vollständigen Version dieses Interviews stellen Sie ja fest, dass sich die "Kommentarfunktion" der einschlägigen Medien schon irgendwie zu einer ziemlich schlimmen Belästigung der ABDA-Führung entwickelt hat, von der Ihr Vorgänger noch verschont geblieben war ..........

Nun ja, diese Anmaßung hier müssen Sie schon noch einmal aushalten können:

Was für ein kluges, analytisch fundiertes und Hoffnung machendes Interview (in der Langversion ist das noch viel besser zu erkennen). Die wichtigsten Themen sauber seziert, dann insgesamt eine abgewogene, weise adjustierte Richtung eingeschlagen. Und genau den richtigen Ton für die weitere, zielführende Auseinandersetzung mit den Politikern getroffen.

Ganz ehrlich, ich verstehe zwar abseits dieses Interviews weiter nicht, warum Sie zur drastischen Verbesserung unserer allgemeinen Kostenstruktur und Personalsituation, und damit zugunsten der Schwerpunktsetzung "Pharmakologie ganz allgemein", nicht endlich "Das Wareneingangs-Labor" Europa-Konform weitestgehend abschaffen. Und warum Sie Rezepturen "In JEDER Apotheke!" weiterhin verschenken wollen.

Das mag aber irgendwie taktische Gründe haben, die von "hier unten" allerdings sehr schwer nachzuvollziehen sind. Ebenso wie erstmal an einem (m. E. ZIEMLICH vergifteten) GKV-Hausapotheken-Selektivvertrags-Modell mit Rx-Verkaufsbindung als "Goldstandard für AMTS" festzuhalten, statt das Selektivvertrags-Unding bewusst auf den Modellversuch "ARMIN" zu beschränken. Und statt einen von Ihnen ja früher wohl favorisierten, simplen und guten "Honorarkatalog", frei von Selektiv-Vertrags-Notwendigkeit, gerade für AMTS entsprechend anderer, beispielgebender Länder im Einklang mit den Hausärzten durchzusetzen.

Ich glaube trotz dieser akademisch ja eigentlich normalen, harte Auseinandersetzungen weiter unbedingt fordernden zentralen Diskussionspunkte erstmals seit drei Jahren nicht, dass wir einen besseren Präsidenten haben könnten.

Alles Gute und vor Allem auch: Gutes Gelingen für Sie und damit auch für uns Alle in 2017!

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Dispensierungs-Assistent?

von Christian Timme am 04.01.2017 um 23:12 Uhr

Ich frage mich immer wieder, wie macht das dieser Herr M. von den Ärzten?. Er fordert 10% mehr Studienplätze, die Apotheker haben z. B. bald keine PTAs mehr?. Sorry, oder sieht sich der Berufsstand der Apotheker in Zukunft mehr als Reservoir für Dispensierungs-Assistenten etc.?.

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Sorry soll heißen: "One ABDA, one Voice".

von Christian Timme am 04.01.2017 um 22:11 Uhr

Diesmal mit.

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Überfällig aber mit Zukunft.

von Christian Timme am 04.01.2017 um 22:03 Uhr

Nach der Orientierung folgt hoffentlich eine Legislatur der Lösungen. Das Subsidiaritätsprinzip sollte stärker in den Mittelpunkt rücken und konkretisiert werden. Herr Friedemann Schmidt kann sich zwischen der Rolle des internen Dompteurs und Prügelknabens oder der des souverän agierenden Präsidenten entscheiden. Ich hoffe für den Berufsstand, das sich die Mitgliedsorganisationen, nicht nur hinter dem Präsidenten aufstellen werden. Vorne ist noch viel Platz für: "One ABDA, ohne Voice". Viel Erfolg bis 2020.

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AW: One ABDA,one voice ...

von gabriela aures am 04.01.2017 um 22:49 Uhr

..ist doch genau die Krux !
Ich befürchte, daß FS wenig Möglichkeiten bleiben, sich als souverän agierenden Präsidenten zu zeigen.
Das liegt nicht in seiner Person, sondern in den Strukturen der ABDA mit ihren 17+17 kleinen und großen LänderchefInnen und besonders den Hauptamtlichen begründet.
Die wollen alle befragt werden, ihren Senf dazugeben.
Da muß alles diskutiert und ausgekaspert werden, jede/r will sich, seine Ideen, Einwürfe, Bedenken, Vorschläge berücksichtigt wissen.
Und dann kommt mal eine Entscheidung -mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner und zumeist zerredet bis zur Blutleere.
Selbst die Ents (siehe LOTR) sind da entscheidungsfreudiger...
Ich halte FS immer noch für einen guten Präsidenten, auch wenn er zwischendrin "schwächelte", eloquent und im positiven Sinne repräsentativ.
Aber auch er kann nur so gut sein wie die Beschlüsse, die aus den verschiedenen Ressorts kommen.

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