Rx-Versandverbot

„Man kann niemanden zwingen, in die Apotheke zu gehen“

Berlin - 14.12.2016, 12:28 Uhr

Kar Lauterbach findet, dass ein Rx-Versandhandelsverbot nicht in die Zeit passt. (Foto:dpa)

Kar Lauterbach findet, dass ein Rx-Versandhandelsverbot nicht in die Zeit passt. (Foto:dpa)


Karl Lauterbach, stellvertretender Fraktionsvorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, protestiert vehement gegen den Gesetzentwurf zum Rx-Versandverbot. Er will den Rx-Versand samt Boni unbedingt behalten und schlägt vor, ein neues Beratungshonorar einzuführen. 

Schon am gestrigen Dienstag hatte die SPD-Arbeitsgruppe Gesundheit sich dafür ausgesprochen, dem vom Bundesgesundheitsministerium vorgelegten Entwurf nicht zuzustimmen. Lauterbach erklärte am heutigen Mittwoch in Berlin, dass die SPD-Bundestagsfraktion das Vorhaben ablehne. Fraktionschef Thomas Oppermann habe ihm den Rücken gestärkt. „Ein Rx-Versandhandelsverbot passt einfach nicht in die Zeit.“

Wie begründet der SPD-Politiker diese Meinung? Aus seiner Sicht ist der Versandhandel ein Gut, das geschützt werden muss. „Man kann doch die Leute nicht zwingen in die Apotheke zu gehen. Der Versandhandel ist etabliert und bei vielen Menschen sehr beliebt. Gerade für Chroniker ist er eine sehr angenehme und bequeme Alternative.“

„Die Beratung der Apotheker ist nicht ausreichend honoriert“

Den Entwurf von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) bezeichnete er als „platt“. Die SPD sei überrascht darüber gewesen sei, wie schnell der Koalitionspartner dem „Lobbydruck“ der Apotheker nachgegeben habe. „Ohnehin haben wir bei der CDU in Richtung Apotheker in dieser Legislaturperiode eine große Beweglichkeit gesehen. Andere Beispiele dafür sind die Abschaffung der Zyto-Verträge mit Apotheken und die Honorierung für Rezepturen.“ Gröhe machte Lauterbach einen direkten Vorwurf: „Der Minister hat den Eindruck verstärkt, dass der Lobbydruck für uns Politiker wichtiger ist, als etwas überlegt zu regeln.“

Gleichzeitig stellte Lauterbach aber klar, dass er die Sorgen der Apotheker nach dem EuGH-Urteil zumindest teilweise verstehen könne. „Auch wir wollen vermeiden, dass es ein Apothekensterben gibt.“ So wie seine Fraktionskollegin Sabine Dittmar strebt auch Lauterbach eine groß angelegte Reform des Apothekenhonorars an. „Die Beratung der Apotheker ist nicht ausreichend honoriert. Dass Apotheker sich einen eigenen Raum einrichten für die Beratung, das passiert viel zu selten, weil es nicht vergütet wird. Dass wir die gute Qualifikation der Apotheker nicht nutzen, ist eine der am meisten verschwendeten Ressourcen im Gesundheitswesen.“

Lauterbach will Beratungshonorar und mehr Geld für Notdienste

Der SPD-Politiker führte das Beispiel von Protonenpumpenhemmern an. Viele Menschen würden dieses Medikament über Jahre einnehmen, wüssten aber nicht, dass Pantoprazol und Omeprazol das Risiko erhöhen, an Demenz zu erkranken. „Wenn ein Apotheker seinen Kunden darauf hinweist, wäre das sehr wichtig.“

Lauterbach möchte daher ein neues Beratungshonorar einführen und auch die Notdienste besser vergüten. Er präsentierte allerdings keine genauen Vorschläge und kündigte lediglich an, dass seine Fraktion intensiv an Lösungen arbeite, die noch in dieser Legislaturperiode wirksam werden sollten. Der SPD-Gesundheitsexperte ging auch nicht auf die Vorschläge aus seiner Fraktion ein, Rx-Boni im Sozialrecht zu deckeln oder zu verbieten. Ziel seiner Reformvorschläge solle es sein, „die Apothekenversorgung insgesamt zu stärken“.  


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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15 Kommentare

Herr Lauterbach

von Sven Larisch am 20.12.2016 um 10:57 Uhr

Leider kann ich hier nicht schreiben, was ich denke, wenn ich Herrn Lauterbach sehe und seine Sprüche höre.
Dies würde mehr als eindeutig gegen jegliche Netiquette verstoßen :-)
Ansonsten rate ich Herrn Lauterbach es mal mit einem Ausspruch des Kaberretisten Dieter Nuhr zu versuchen:
" Wenn man keine Ahnung hat- einfach mal die die Fresse halten"
Schöne Feiertage ansonsten.

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geballte Kompetenz

von Benjamin Lieske am 15.12.2016 um 8:37 Uhr

Dass Apotheker sich einen eigenen Raum einrichten für die Beratung, das passiert viel zu selten, weil es nicht vergütet wird.
Naja, ist halt nur in der ApoBetrO, also verpflichtend. mal wieder geballte Kompetenz

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Lauterbach

von Alexander Murr am 15.12.2016 um 8:17 Uhr

Hab ich das jetzt richtig verstanden,
Lauterbach will die Erträge von der Vorortapotheke in den (ausländischen) Versand abwandern lassen und dann die Vorortapotheke über ein extra Beratungshonorar unterstützen?
Das ist ein echt guter Plan, dann macht die deutsche Vorortapotheke auf Kosten des deutschen Gesundheitssystem das was Versender nicht können oder wollen.

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Lauterbach

von Alexander Zeitler am 15.12.2016 um 0:20 Uhr

manches richtig aber viel gequ. sch... ausschreiben nicht erlaubt.
Man kann niemanden zwingen, hochbezahlter Lobbyist/Funktionär zu werden.

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Herr Gbriel

von Michael Völter am 14.12.2016 um 20:04 Uhr

haben Sie Ihre Truppe noch im Griff??? Bei einem so wichtigen Thema lassen Sie zu, dass Herr Lauterbach und weitere SPDler der zweiten Reihe offensichtlich ihre eigene Politik (die eventuell nicht ganz uneigennützigen Zielen dient) von Ihnen unkommentiert und unwiderprochenden durchziehen und dadurch den Ruf der SPD als soziale deutsc he Partei ruinieren. Sind Sie jetzt noch "der Boss" oder wer???

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Lauterbach

von Rainer Denz am 14.12.2016 um 18:59 Uhr

Ich möchte mir bitte das gleiche Zeug hinter die Binde kippen, was sich der Herr Lauterbach ganz offensichtlich schon morgens reinpfeift. Dann könnte ich den ganzen Tag bei meinen Kunden unüberlegtes Zeug reden,ohne Rücksicht darauf nehmen zu müssen, was jeder von meiner Qualifikation hält. Das muss toll sein

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Natter

von Christian Springob am 14.12.2016 um 18:51 Uhr

Dieser Herr mit der Fliege redet mit gespaltener Zunge. Ob er aufgrund seiner Äußerungen Magenbeschwerden bekommt und seit längerem Protonenpumpenhemmer einnehmen muss, weiß man nicht. Vielleicht weiß das aber die DocMorris-Hilfskraft seines Vertrauens. Er hat ja keine Lust in die deutsche Apotheke zu gehen. Da hätte man ihm nämlich auch noch was anderes gesagt, außer das PPI´s das Risiko für Demenz erhöhen. Oder er hats vergessen. Egal.
Auf diese Polemik, auf den Zynismus seinerseits kann ich mittlerweile nur noch ebenso reagieren. Vor Wochen habe ich ihn und die Bundes-SPD angeschrieben. Das von ihm nichts zu Papier gebracht wird, hatte ich auch nicht erwartet. Aber der Bundes-SPD scheint auch nicht am Dialog mit dem Bürger gelegen zu sein, sonst hätte man zumindest irgendeine Antwort erhalten. Schade.
Und so wird weiter diffuses Zeug gefaselt, damit auch weiterhin die nächste Spargelfahrt gesichert ist. Nur nicht zu kräftig zu langen, lieber Lauterbach, sonst gibts Magenprobleme...

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RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 14.12.2016 um 17:54 Uhr

Lauterbach ist ein Ansporn für Unterschriftensammlung noch energischer mitzumachen. So sehe ich das...

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Man kann niemanden...

von Christian Giese am 14.12.2016 um 13:18 Uhr

Ich hätte das ja nie ausgesprochen, aber er sagt das ja selber:
"Man kann niemanden zwingen, ihn zu wählen."

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Ach Herr Lauterbach!

von Christiane Patzelt am 14.12.2016 um 13:17 Uhr

Ihre Argumente sind doch Autofahrer-Argumente!
Man kann auch die Bevölkerung zwingen, einen Gurt anzulegen, seine Kinder anzuschnallen, nicht über "rot" zu laufen, keine illegale Drogen am S-Bahnhof zu kaufen, seine Frau nicht zu schlagen, Steuern nicht zu hinterziehen, Wahlen nicht zu manipulieren.
Das Ding ist, eine Gesellschaft braucht Spielregeln! Spielregeln sollten möglichst fair sein - das sind sie seit dem 19.10.16 für uns niedergelassene Apotheker sicher nicht mehr!

Die SPD sollte sich in Grund und Boden schämen, diesen Halunken von "zur Rose" und "DocMorris" das Wort zu reden!
Es wird seit Jahren mit einer Impertinenz am deutschen Gesetzgeber vorbei alles an Profit-Struktur-Aufweich-Illegal-Scheissegal von den Herren in grün mit roter Rose versucht, um das Apothekenwesen in D wegzupöbeln! Nie ist es dringender von der Politik, uns und damit die Bürger in Schutz zu nehmen vor dermaßen aggressiven Heuschrecken!

Neuestes Beispiel Hüffenrath -- DocMorris stellt mal eben einen Arzneimittel-Abgabeautomaten auf mit der Begründung, sie seien ja keine Apotheke! Jetzt frag ich Sie, seit wann darf denn eine "keineApotheke" Arzneimittel per Automaten abgeben???
Die Jungs drehen sich die Welt, wie es Ihnen passt und die SPD sind die Claqueure für diese Gauner??
Neeee., meine Herren und Damen der SPD, das könnt Ihr mir nicht verkaufen!!

Herr Lauterbach, Sie handeln in meinen Augen höchst verdächtig und ich hab nicht übel Lust, einen investigativen Journalisten auf Ihre Fährte zu setzen --- sie riechen drei Meilen gegen den Wind nach ...

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Beratungsraum

von Benjamin Müller am 14.12.2016 um 13:12 Uhr

„Die Beratung der Apotheker ist nicht ausreichend honoriert. Dass Apotheker sich einen eigenen Raum einrichten für die Beratung, das passiert viel zu selten, weil es nicht vergütet wird."

Und auch noch als wörtliches Zitat der Erklärung... wie peinlich. Da hat Herr Lauterbach wirklich seine Unkenntnis der ApBetrO bewiesen. Und wenn wir alle Anforderungen, die die ApBetrO noch gesondert vergütet bekämen, sähe die Struktur des Apothekenhonorars noch ganz anders aus.

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Mein Meinung:

von Erik Modrack am 14.12.2016 um 13:04 Uhr

Man (insbesondere der EuGH) kann niemanden zwingen, die gute Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln zu Gunsten von 2 Kapitalgesellschaften zu zerstören!

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Herr Prof. Lauterbach,

von Dr. Christian Meisen am 14.12.2016 um 12:46 Uhr

was sagt denn Ihr Apothekergesprächskreis dazu? Zumindest haben Sie (glaube DAT 2014) auf einem Deutschen Apothekertag für jeden hörbar auf der Bühne behauptet, einen solchen zu unterhalten.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Christian Meisen

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p.s.

von Michael Weigand am 14.12.2016 um 12:38 Uhr

...und sobald es die Boni gibt, werden die Patienten von den Krankenkassen mit sanften Druck gezwungen, Boni für die Krankenkasse reinzuholen...und dann weiss Lauterbach auch von nichts mehr...Docmorris wird sich nicht ans Sozialgesetz halten, wozu auch.....der deutsche Staat schaut zu.....

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ich ergänze....

von Michael Weigand am 14.12.2016 um 12:35 Uhr

...Herrn Lauterbachs Zitat....

man kann niemanden zwingen, zum Arzt zu gehen....also auch Dr. Ed????
p.s. in anderen EU Ländern wird die Bevölkerung übrigens im Gesundheitswesen so massiv unterdrückt, dass es schon ein Fall für die Menschenrechte ist....Vergesst die Weltpolitik...schützt die Deutschen vor den Apotheken...

Übrigens sind ja nur 0,5 % der Rezepte im Internet eingelöst. Die überwiegende Mehrheit hat kein Problem damit, in die Apotheke zu gehen. Ich habe täglich Kunden, die sich beschweren, dass sie dafür ein Rezept benötigen (die Krankenkasse zahlt eh kaum was davon). Diese Menschen zwingen Sie doch auch zum Arzt, Herr Lauterbach, und zwar ganz richtigerweise....

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