Geschäftszahlen 2021

Rx schwächelt – Zur Rose hofft aufs E-Rezept

Frauenfeld - 20.01.2022, 15:45 Uhr

Wachstumstreiber bei Zur Rose sind erneut rezeptfreie Medikamente und Gesundheitsprodukte, während das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nachgibt, (Foto: Zur Rose). 

Wachstumstreiber bei Zur Rose sind erneut rezeptfreie Medikamente und Gesundheitsprodukte, während das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nachgibt, (Foto: Zur Rose). 


Die Schweizer Zur Rose Group hat den Umsatz im abgelaufenen Jahr 2021 erneut gesteigert und dabei die Marke von zwei Milliarden Schweizer Franken überschritten. Auch in Deutschland legte das Geschäft zu. Wachstumstreiber waren erneut rezeptfreie Medikamente und Gesundheitsprodukte, während das Geschäft mit Rx-Arzneimitteln nachgab. Der Konzern rechnet 2022 mit der Einführung des E-Rezeptes und damit mittelfristig auf eine Belebung der Rx-Verkäufe. Außerdem will man mit DocMorris Express die taggleiche Belieferung durch die Zusammenarbeit mit Partnerapotheken weiter ausbauen.

Der Schweizer Versandhändler Zur Rose Group, zu der auch die Online-Tochter DocMorris gehört, ist im Geschäftsjahr 2021 nach bislang noch ungeprüften Zahlen einmal mehr gewachsen und erwirtschaftete in einem nach eigenen Angaben „volatilen Marktumfeld“ einen Umsatz von erstmals mehr als zwei Milliarden Franken – konkret: 2,034 Milliarden Franken (rund 1,95 Milliarden Euro). 

Wie das Unternehmen mitteilte, entspricht dies einem Plus von 15,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als der Erlös noch bei 1,762 Milliarden Franken lag. Die Zahl der aktiven Kunden, eine wichtige Kennziffer des auf Reichweite und Größe ausgerichteten Handelsunternehmens, stieg in derselben Periode um 18 Prozent auf 12,4 Millionen.

Wachstum in Deutschland, aber Rückgang im vierten Quartal 

Auch in Deutschland, dem größten Markt von Zur Rose, legte der Umsatz zu. Hier verzeichnete das Unternehmen ein Plus von 20,4 Prozent auf 1,33 Milliarden Franken. In lokaler Währung, also Euro, lag der Zuwachs bei 19,4 Prozent. Laut Zur Rose ist die Zunahme hauptsächlich auf das Onlinegeschäft mit rezeptfreien Medikamenten und Gesundheitsprodukten zurückzuführen, das „den leichten Umsatzrückgang von verschreibungspflichtigen Medikamenten“ überkompensierte.

Möglicher Datenklau bei Online-Shop 

Kurz vor Veröffentlichung der Umsatzzahlen teilte die Gruppe mit, dass möglicherweise Kundendaten des Online-Shops zurrose-shop.ch entwendet worden seien. Diese Daten seien offenbar im Netz angeboten worden. Der Online-Shop bietet frei verkäufliche Kosmetik- und Körperpflegeprodukte an. Nach Angaben von Zur Rose steht aktuell steht noch nicht fest, ob die Daten tatsächlich entwendet wurden und ob es sich dabei um echte Kundendaten handelt. Datenexperten arbeiteten mit den Behörden zur Klärung des Vorfalls zusammen.

Die Zahlen zeigen allerdings, dass das Umsatzwachstum sowohl im Konzern als auch in Deutschland insbesondere im vierten Quartal deutlich nachließ. Im ersten Halbjahr hatte Zur Rose noch von Übernahmen profitiert. Die Gruppe musste vor allem im Schlussquartal ohne den akquisitorischen Effekt aus dem Kauf der Versand- und Diabetes-Aktivitäten der Onlineapotheke Apotal auskommen, die seit Mitte August 2020 konsolidiert werde, wie es in der Mitteilung heißt. Im Laufe des Jahres 2021 hatte Zur Rose seine eigenen Wachstumsprognosen von einst 20 Prozent auf 15 Prozent zurückgenommen.

Marktplatz DocMorris Express: Schon über 200  kooperierende Apotheken

Positiv war 2021 die Entwicklung auf dem Heimatmarkt Schweiz, wo Zur Rose den Erlös um 5,7 Prozent auf 627 Millionen Franken steigerte. Ein wesentlicher Treiber sei der Ärztegroßhandel gewesen, dessen Produktivität durch die weitere Automatisierung der Lieferkette gesteigert worden sei.

Im Segment Europa, zu dem derzeit Spanien und Frankreich gehören, verzeichnete die Zur Rose-Gruppe im Gesamtjahr 2021 ein Umsatzplus mit 23,3 Prozent auf 81,9 Millionen Franken. Im November erweiterte die Gruppe in Frankreich unter „DocMorris.fr“ mit einem Partner das Angebot um rezeptfreie Arzneimittel (OTC).

Die ZurRose-Aktie reagierte mit einem deutlichen Kurssprung auf die Umsatzzahlen. Der vollständige Geschäftsbericht 2021, der auch das Ergebnis beinhalten wird, soll am 24. März 2022 publiziert werden.

Hoffen aufs E-Rezept

Zur Rose glaubt weiterhin, dass das digitale Rezept in Deutschland 2022 eingeführt wird. Ursprünglich war die Umsetzung dieser für das Unternehmen so entscheidenden Reform zum Jahresbeginn geplant. Für eine flächendeckende Umsetzung fehlt es bisher aber noch an der Infrastruktur.

Die Gruppe hält damit unverändert an ihren mittelfristigen Zielen fest. Demnach soll der Umsatz in drei bis fünf Jahren auf 4 Milliarden Franken ansteigen, sich also beinahe verdoppeln. Haupttreiber dafür wäre das E-Rezept.

Ausbau der taggleichen Lieferung

Auf strategischer Ebene will DocMorris Express die taggleiche Belieferung durch die Zusammenarbeit mit Partnerapotheken weiter ausbauen. Aktuell zähle der Marktplatz DocMorris Express knapp über 200 kooperierende Apotheken. Damit könnten Kunden in vielen Großstädten Deutschlands bereits die Option einer taggleichen Express-Lieferung wählen.

 

Darüber hinaus will die Zur Rose-Gruppe unter der Dachmarke DocMorris ihr „europäisches Gesundheitsökosystem“ erweitern. Davon sollen insbesondere chronisch Kranke wie Diabetiker profitieren. Zu diesem Zweck ist der Konzern bereits Kooperationen mit den Pharmaunternehmen Novo Nordisk und Roche Diabetes Care eingegangen. Für 2022 seien weitere Kooperationen geplant.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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