Bundestagswahl 2021

Was haben die Grünen mit den Apotheken vor?

Berlin - 17.09.2021, 17:50 Uhr

Der Notfallarzt Janosch Dahmen – hier im April 2021 beim Landesparteitag in Düsseldorf –  ist bei den Grünen für die Apothekenthemen zuständig. (Foto: IMAGO / Revierfoto)

Der Notfallarzt Janosch Dahmen – hier im April 2021 beim Landesparteitag in Düsseldorf –  ist bei den Grünen für die Apothekenthemen zuständig. (Foto: IMAGO / Revierfoto)


Mehr Verantwortung für Apotheken – aber nicht bei COVID-19-Impfungen

Um das Potenzial der Apotheken zu heben, streben es die Grünen an, den Beruf „als Gesundheits- und Heilberuf zu stärken“, so der Abgeordnete. „Derzeit sind die Apotheken sehr stark patientenorientiert. Ich kann mir für die Zukunft gut vorstellen, dass sie auch Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte intensiver beraten als bisher. Den Apothekerinnen und Apothekern mit all ihren Kompetenzen mehr Verantwortung zu übertragen und dies auch im System zu verankern, sehe ich als eine der großen Aufgaben zukünftiger Gesundheitspolitik.“

Verantwortung in Sachen COVID-19-Impfungen will der Arzt den Apotheken dann aber doch nicht übertragen. „In der aktuellen Situation sehe ich keinen Mangel an Menschen, die impfen können.“ Was die Rabattverträge betrifft, kann er sich hingegen vorstellen, die in der Pandemie neu gewonnene Beinfreiheit für die Offizinen beizubehalten. „Es ist zumindest geboten, sich jetzt noch einmal mit allen Beteiligten an einen Tisch zu setzen und zu prüfen, ob die kritischen Gegenargumente, die es zuvor gegeben hat, noch haltbar sind. Vielleicht sind wir besser beraten, das, was in der Pandemie gut funktioniert hat, in den Alltag zu überführen.“

Kein klares Bekenntnis zu pharmazeutischen Dienstleistungen

Eigentlich müssten die geplanten honorierten pharmazeutischen Dienstleistungen den Grünen gut ins Konzept passen – doch die Aussagen Dahmens dazu irritieren: „Wir müssen sowohl was die Arzneimitteltherapiesicherheit als auch die Adhärenz angeht, Apotheken verstärkt einsetzen, auch was das Controlling und Monitoring von Medikation betrifft“, sagte er zwar. Ein klares Bekenntnis zum Dienstleistungskonzept war ihm allerdings nicht zu entlocken. Auf die Frage, ob er den Apotheker:innen versprechen könne, dass der hierfür vorgesehene Honorartopf von 150 Millionen Euro jährlich nicht etwa Sparprogrammen zum Opfer fallen könnte, die im Zuge der Pandemie nötig werden dürften, wich er aus: Man werde vor dem Hintergrund der Pandemie „sehr genau hinschauen müssen, wie wir unsere Ressourcen am sinnvollsten einsetzen können. Wo jetzt schon Dinge messbar zu einer Verbesserung der Versorgung beitragen, wird man sicher daran festhalten. Und wo etwas dringend intensiviert oder verbessert werden muss, wird man vielleicht sogar Geld drauflegen müssen. Ist der Nutzen einer Intervention allerdings zweifelhaft, wird man es künftig noch schwerer haben als bisher, daran festzuhalten.“

Auch ob die Grünen generell planen, am Apothekenhonorar zu schrauben, ließ Dahmen weitgehend offen. „Das kann ich so konkret noch nicht sagen. Aber natürlich wird man, wenn sich die Aufgaben der Apotheken verändern, auch über das Honorar sprechen müssen. Denn wenn die Apothekerinnen und Apotheker ihre Kompetenzen verstärkt einbringen, sollen sie dafür auch auskömmlich bezahlt werden.“



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Nichts dazugelernt

von ratatoske am 18.09.2021 um 8:34 Uhr

Die Grünen sind noch immer nicht in der Lage fundamentale Strömungen faktenbasiert einzuschätzen. Die Realität der Marktmacht von Großkonzernen wird zugunsten von Wünschen und Vorstellungen verdrängt. Als Notarzt sollte er eigentlich die Realität von Krankenhauskonzernen sehen können, ebenso die Konsequenzen die vor seiner Nase liegen. Aber offensichtlich reicht es nicht zum Transfer der Informationen auf andere Felder, setzen sechs.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Programm der "Grünen" für das Apothekenwesen

von Dieter Kaiser am 18.09.2021 um 7:29 Uhr

Ein noch mehr an Bürokratie und Dirigismus kann wirklich nicht wünschenswert sein. Wer grün wählt wollte auch die Verschmutzung der Meere über das gescheiterte ""Duale System"" der Mülltrennung und und und .......

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Grüne und Apotheken

von Harald Paulsen am 17.09.2021 um 21:47 Uhr

Mehr Verantwortung übertragen ist eine andere Formulierung für mehr Aufgaben aufbürden. Und wenn es um die Honorierung geht, wird ausgewichen. Da kommt nichts Gutes auf uns zu.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Grüne und Apotheken

von Frank Lehmann am 17.09.2021 um 18:30 Uhr

im Wahlprogramm der Grünen taucht das Wort Apotheke nicht einmal auf, was deren Wertschätzung hinreichend dokumentiert, noch Fragen

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Grüne

von Conny am 17.09.2021 um 18:15 Uhr

Schnatterinchen hat es verbockt. Die Grünen und die CDU haben voll aufs falsche Pferd gesetzt. Es hätte eigentlich nur noch Frau Esken gefehlt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Grüne

von Sabine Schneider am 17.09.2021 um 18:38 Uhr

Grüne wählen um die Welt zu retten ist wie ein halbes Brathähnchen zum Tierarzt zu bringen

AW: Grüne

von Gert Müller am 17.09.2021 um 20:33 Uhr

@Conny : Sie sind so erfrischend anders!

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