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AstraZeneca-Impfstoff
Analogie zu heparininduzierter Thrombozytopenie in vier Fällen
Die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung hat nach der gestern durch die EMA verkündeten Risikoeinschätzung zum Corona-Impfstoff von AstraZeneca ihre Stellungnahme zur Fortsetzung der Impfungen aktualisiert. Medien haben bereits berichtet, dass Forschende der Universitätsmedizin Greifswald den Mechanismus entschlüsselt hätten, wie die beobachteten Thrombosen entstehen. Es ist auch von einer gezielten Behandlungsmöglichkeit die Rede. Allerdings handelt es sich bislang nur um einen wichtigen Pathomechanismus, wie aus der Stellungnahme hervorgeht – mehrere könnten zur Erklärung nötig sein.
Neben dem NDR hat auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) darüber berichtet: Forschende der Universitätsmedizin Greifswald hätten unter Leitung von Professor Andreas Greinacher den Mechanismus entschlüsselt, wie die berichteten Thrombosen im Zusammenhang mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca entstehen. Wie es in einer Medieninformation der Universitätsmedizin Greifswald heißt, haben die Forschenden der Transfusionsmedizin ein Testverfahren entwickelt, um die auslösende Ursache nachzuweisen und so Betroffene (keine Risikopatient:innen) zu erkennen. Man könne diesen auch eine Behandlung anbieten.
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Wie die dpa berichtete, hatten am Donnerstag bereits Forscher:innen in Norwegen über eine ähnliche Vermutung berichtet: Professor Pal Andre Holme vom Universitätsklinikum Oslo habe ebenfalls gesagt, er vermute, dass die Bildung der Gerinnsel über eine starke Immunantwort und dabei entstehende Antikörper, die an die Blutplättchen andocken und diese aktivieren, laufen könnte. Expert:innen betonten aber, dass solche Ideen zum möglichen Ablauf bisher rein spekulativ seien.
Was hinter diesen Medienberichten steckt, darüber klärt nun seit heute die „Aktualisierte Stellungnahme der GTH (Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung) nach dem Beschluss der EMA, die Impfungen mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin fortzusetzen“ auf.
Vier von 13 Fällen geklärt?
Vom Paul-Ehrlich-Institut sind demnach bei mehr als 1,6 Millionen verabreichten Impfdosen der Firma AstraZeneca mittlerweile mehr als 13 Fälle einer Sinus- oder Hirnvenenthrombose berichtet worden. Die Thrombosen traten vier bis 16 Tage nach der Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19-Vakzin bei zwölf Frauen und einem Mann auf; die Betroffenen sind in einem Alter von 20 bis 63 Jahren. Bei den Patient:innen lag gleichzeitig eine Thrombozytopenie vor, die auf ein immunologisches Geschehen als Ursache der Thromboseneigung hinweise. Was genau hinter diesen Beobachtungen steckt, konnte die EMA bis gestern noch nicht abschließend klären. Es standen vier verschiedene „Syndrome“ zur Diskussion, darunter vor allem zwei, die sogenannte
- zerebrale Venen- und Sinusthrombosen (CVST) und
- eine disseminierte intravasale Gerinnung (DIC).
Daneben werden
- Immunthrombozytopenien und auch
- das sogenannte hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) diskutiert.
Ein wichtiger Pathomechanismus sei nun innerhalb der GTH unter Führung der Greifswalder Arbeitsgruppe um Professor Greinacher aufgeklärt worden.
Es komme durch die Impfung wahrscheinlich wegen der inflammatorischen Reaktion und Immunstimulation zu einer Antikörperbildung gegen Plättchenantigene. Diese Antikörper induzierten dann abhängig oder unabhängig von Heparin über den Fc-Rezeptor eine massive Thrombozytenaktivierung in Analogie zur heparininduzierten Thrombozytopenie (HIT). Dieser Mechanismus, „HIT mimicry“ genannt, habe bei vier Patient:innen mit einer Sinus-/Hirnvenenthrombose nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19-Vakzin im Labor von Greinacher in Kooperation mit anderen GTH-Mitgliedern nachgewiesen werden können.
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