Missglückte IT-Migration

Apobank und Avaloq – zum Scheitern verurteilt?

Stuttgart - 03.07.2020, 07:00 Uhr

Auch vor dem IT-Projekt der Apobank kämpfte Avaloq bereits mit Migrationen. Die BHF-Bank zog 2016 kurz vor Live-Schaltung den Stecker und blies das Projekt mit Avaloq ab. (Foto: Screenshots Apobank | Avaloq)

Auch vor dem IT-Projekt der Apobank kämpfte Avaloq bereits mit Migrationen. Die BHF-Bank zog 2016 kurz vor Live-Schaltung den Stecker und blies das Projekt mit Avaloq ab. (Foto: Screenshots Apobank | Avaloq)


Avaloqs Hauptaktionär Warburg Pincus flüchtet

Nicht immer scheitern IT-Migrationen bei Avaloq komplett, Probleme gab es wohl aber auch beim Projekt „Rainbow“, der Umstellung aller Schweizer Raiffeisenbanken auf das Softwaresystem von Avaloq. Lange war der „HZ Das Wirtschaftsportal von Handelszeitung und BILANZ“ zufolge unklar, „ob das 500 Millionen schwere Projekt ,Rainbow' Erfolg haben würde“. Es gab Verzögerungen und „die Software zeigte zahlreiche und auch schwere Fehler“. Doch „mit einem Jahr Verspätung, aber budgettreu, wurden die letzten 52 Banken migriert“, liest man in „Wie Software-König Francisco Fernandez sich neu erfindet“.

Es kann also auch klappen. „Die Firma (Anmerkung der Redaktion: Avaloq) ist bekannt dafür, dass sie solche Groß-Umstellungen von einem alten Computer auf ihr neues System auf einen Schlag bewerkstelligt“, findet Lukas Hässig überraschend positive Worte für das Potenzial von Avaloq. Statt jedoch zuerst eine „leichte“ Version einzuführen und dann im Live-Härtetest diese zu stärken, hätte  Avaloq bis zum letzten Tag an einer Gesamtlösung geplant, „um diese dann in einem Big Bang über Nacht – respektive im Fall Apo übers Pfingst-Wochenende – einzuführen“.

Interessant ist auch eine Börsennotiz vom 22. Juni bei finews.ch: „Avaloqs Grossaktionär Warburg Pincus will seine Anteile verkaufen“, drei Jahre nachdem renommierte Private-Equity-Haus zunächst mit 35 Prozent, nun mit 45 Prozent der Aktien beteiligt ist, will Warburg ihre Anteile abstoßen. Dem Avaloq-Ruf wenig zuträglich sei die kürzlich erfolgte Migration der deutschen Apobank auf eine neue Avaloq-Plattform gewesen, das Projekt hatte nach mehreren Verzögerungen über eine halbe Milliarde Euro gekostet – und die Umstellung verlief alles andere als reibungslos“ liest man dort.

Gibt es noch Hoffnung für die IT der Apobank?

Schöne und hoffnungsvolle Worte findet Tobias Weidemann vom "IT Finanzmagazin" in seinem Beitrag „IT-Migration der Apobank: Eine Operation mit Komplikationen“ vom 7. Juni 2020:


Wenn eine Bank eine komplette Migration des Kernbanksystems vornimmt, dann ist das mit einer Herztransplantation zu vergleichen. Auch hier gibt’s Risiken und Nebenwirkungen, denn es ist nicht ungewöhnlich, dass es zu Problemen kommt. (...) Immerhin ist die Operation offenbar nicht ganz schief gegangen – der Patient lebt und kommt den Umständen entsprechend wieder zu Kräften.“

Tobias Weidemann, stellvertretender Chefredakteur "IT Finanzmagazin"




Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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„Viel zugemutet“

3 Kommentare

Bruchlandung Appbank

von GBV GmbH &Co.KG am 14.07.2020 um 8:39 Uhr

Sehr geehrte Damen und Herren,
auch uns hat es getroffen, wir sind eine Haus u. Immobilienverwaltung die sowohl eigene Objekte als auch Objekte der Mandanten meines Mannes (Steuerberater) verwalten.

Hier ging alles schief, Mieten und Wohngelder wurden bis zu 6x pro Monat eingezogen , das schlimm ist nur bei der Apobank ist niemand per Telefon zu erreichen , man soll auf www apobank gehen, das geht aber auch nicht, da das System den pin nicht annimmt.......es ist einfach nur peinlich.
Wir als Firma dürfen die verbockte IT Umstellung ausbaden, das habe ich noch nicht erlebt.Kontoauszüge kommen nur spärlich dafür aber Rechnungsabschlüsse von Konten wo wir keinen Kontoauszug bekommen. Wir sind verzweifelt und wissen nicht was wir machen sollen.

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Kunden Betreuung, Sevice

von Dr Detlev Franke am 04.07.2020 um 15:56 Uhr

Es ist schon bemerkenswert, dass es der Bank gelungen ist, in beinahe allen Bereichen ein desaströse Chaos zu etablieren.

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Apobank Bruchlandung....

von Dr.Titus Sokolowsky am 03.07.2020 um 15:52 Uhr

Auch wenn ich es nicht beweisen kann, sollte sich doch mal die Staatsanwaltschaft mit den Konten der Chefs der Apobank beschäftigen. Ich bin mir eigentlich sicher, die gibt es in der Schweiz - wohlgefüllt....

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