Arzneimittel bei COVID-19

Wo stehen wir bei Remdesivir?

Stuttgart - 24.06.2020, 07:00 Uhr

Das RKI hat die Studienlage zu Remdesivir unter die Lupe genommen. (m / Foto: felipecaparros / stock.adobe.com)

Das RKI hat die Studienlage zu Remdesivir unter die Lupe genommen. (m / Foto: felipecaparros / stock.adobe.com)


Remdesivir verkürzt Krankheitsdauer, frühe Gabe sinnvoll

Positive, jedoch bislang nur vorläufige Ergebnisse, lieferte auch die vom National Institutes of Health durchgeführte multizentrische, doppelblinde randomisierte kontrollierte Phase-III-Studie bei hospitalisierten COVID-19 Patienten (Adaptive COVID-19 Treatment Trial, ACTT-1). Die bisherigen Ergebnisse wurden unter „Remdesivir for the Treatment of Covid-19 Preliminary Report“ am 22. Mai im NEJM veröffentlicht. Patienten, die Remdesivir erhielten, hatten eine um 31 Prozent schnellere Genesungszeit als Patienten, die Placebo erhielten. Unter Remdesivir waren die Erkrankten im Median nach elf Tagen genesen, mit Placebo dauerte die Genesung 15 Tage. Als genesen galt, wer innerhalb von 28 Tagen nach Studieneinschluss nicht mehr im Krankenhaus war und keine Einschränkung der Aktivität zeigte oder nicht mehr hospitalisiert war, aber eine Einschränkung der Aktivität und/oder Sauerstoffbedarf hatte oder zwar noch hospitalisiert war, jedoch ohne Sauerstoffbedarf. Am meisten scheint der Studie zufolge Remdesivir Patienten zu nutzen, die Sauerstoff benötigten, während mechanisch beatmete Patienten oder solche mit extrakorporaler Membranoxygenierung (ECMO) weniger profitierten.

Was ist die extrakorporale Membranoxygenierung?

Bei der extrakorporalen Membranoxygenierung (ECMO) übernimmt eine Maschine teilweise oder vollständig die Atemfunktion des Patienten. Das Blut des Patienten wird außerhalb seines Körpers mit dem benötigten Sauerstoff angereichert. Der Gasaustausch findet somit nicht in der Lunge statt.

 „Dies weist darauf hin, dass eine antivirale Therapie in der späten Erkrankungsphase, in der hyperinflammatorische Prozesse im Vordergrund stehen, möglicherweise keinen Vorteil mehr bringt“, so die RKI-Experten. Es zeigte sich zudem ein Überlebensvorteil der Remdesivirpatienten (11,9 Prozent) verglichen mit Placebo (7,1 Prozent), dieser Unterschied war jedoch statistisch nicht signifikant, das bedeutet, es könnte auch Zufall sein.

Inhalatives Remdesivir: FDA genehmigt Phase 1

Um die Patienten in noch früheren Krankheitsphasen zu erreichen, untersucht Gilead Remdesivir nun auch in inhalativer Form. Die FDA genehmigte Gilead zufolge nun eine Phase-1-Studie mit einer inhalativen Version von Remdesivir an gesunden Freiwilligen. Das sagte CEO Daniel O'Day in einem offenen Brief. Die Studie soll im August starten. „Eine inhalative Formulierung würde über einen Vernebler appliziert werden, was möglicherweise eine leichtere Verabreichung außerhalb des Krankenhauses in früheren Krankheitsstadien ermöglichen könnte“, sagte O'Day. Somit wäre ein Therapiebeginn möglich, bevor sich die Erkrankung verschlimmere und schwieriger zu behandeln sei.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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