Infektionskrankheit

So geht die Bundesregierung gegen das Coronavirus vor

Berlin - 27.02.2020, 14:47 Uhr

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) haben über Maßnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus informiert. (c / Foto: imago images / Zensen)

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) haben über Maßnahmen zum Schutz gegen das Coronavirus informiert. (c / Foto: imago images / Zensen)


Während sich die Infektionsfälle häufen, verstärkt auch die Bundesregierung ihr Engagement gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) haben am heutigen Donnerstag eine Reihe von Maßnahmen vorgestellt, mit denen Neuinfektionen eingedämmt werden sollen. Unter anderem sollen nach Deutschland Reisende „Aussteigerkarten“ ausfüllen, Apotheker und Ärzte sollen informieren, die Anzahl der Tests soll erhöht werden und es wurde ein Krisenstab eingerichtet.

Prof. Dr. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Institutes (RKI), hat es am heutigen Vormittag auf einer eigenen Pressekonferenz nochmals klargestellt, was derzeit das Ziel sein muss beim Coronavirus: „Es geht jetzt in erster Linie darum, Zeit zu gewinnen.“ Denn: Ein Impfstoff sei in der Entwicklung, aber werde in diesem Jahr nicht mehr fertiggestellt. Und auch antivirale Arzneimittel seien noch nicht verfügbar. Bis dahin müsse es darum gehen, die Ausbreitung möglichst gut im Zaum zu halten.

Und genau darauf zielen die Maßnahmen ab, die Jens Spahn und Horst Seehofer am heutigen Donnerstag in der Bundespressekonferenz vorgestellt haben. Dass beide die Lage ernst nehmen, war deutlich zu merken. Seehofer sagte, dass sich die Lage „deutlich verschärft“ habe und eine weitere Ausbreitung zu erwarten sei. Hier ein Überblick über das weitere Vorgehen:

1) Nationaler Krisenstab: Spahn erklärte, dass die Bundesregierung einen Krisenstab gebildet habe, der gestern zum ersten Mal zusammenkam. Die genauen Mitglieder nannte er nicht, allerdings seien sein Ministerium, die Ministerien für Inneres und Verkehr sowie das RKI beteiligt. Schon am morgigen Freitag stehe das nächste Treffen des Stabs an. Der Krisenstab hat sich Seehofer zufolge mit zwei zentralen Fragen zu befassen: Wie lassen sich die Infektionsketten in Deutschland unterbinden und wie lassen sie die Infektionsketten nach Deutschland in den Griff bekommen?

2) Der Reiseverkehr: Seehofer erklärte, dass Bahn-, Bus- und Flugreisende, die aus den Krisengebieten nach Deutschland einreisen, künftig „Aussteigekarten“ ausfüllen sollen. Für den Luft- und Schiffverkehr gibt es hierfür gesetzliche Grundlagen, auf deren Basis entsprechende Anordnungen getroffen wurden. Im Bus- und Zugverkehr setzt man dagegen auf eine Selbstverpflichtung. Spahn erklärte dazu, dass dies nötig sei, um im Falle einer Infektion die Infektionskette nachzuvollziehen und andere möglicherweise Infizierte ausfindig zu machen. Spahn ordnete zudem an, dass Piloten noch mehr als sonst über den Gesundheitszustand ihrer Passage informieren müssen, wenn sie deutsche Flughäfen ansteuern. Diese Maßnahmen gelten nun für Reisende aus Iran, Südkorea, Japan, Italien und China.

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3) Die Pandemiepläne: Die Bundesregierung hat die Bundesländer gebeten, ihre Pandemiepläne zu überarbeiten. Zur Erklärung: Die Bundesländer haben Pandemiepläne, die vor rund zehn Jahren für Influenza-Erkrankungen („Schweinegrippe“) konzipiert wurden. Die Pläne sollen nun für das Coronavirus angepasst und aktualisiert werden. Zwar handelt es sich hierbei nicht um Influenza, aber ebenfalls um eine Atemwegserkrankung mit ähnlichen Symptomen. Die Länder sollten sich „bereithalten“, diese in Kraft zu setzen. Die Pläne enthalten eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung wie etwa die Absage von Großveranstaltungen.

4) Mehr Tests auf Coronavirus: Dem Gesundheitsminister ist es wichtig, dass Ärzte nicht vor Tests auf das Virus zurückschrecken – aus Angst, dass diese nicht erstattet würden. Spahn erklärte, dass er die Erstattung der Tests zur Not binnen weniger Tage gesetzlich durchsetzen würde, wenn es Kassen gibt, die anders darüber denken. Spahn sagte, dass die Tests inzwischen in fast allen medizinischen Laboren in Deutschland auswertbar seien. Erkennen Menschen an sich oder ihren Mitmenschen Symptome, sollen sie nicht in die Arztpraxis kommen, sondern die zur Verfügung stehenden Hotlines (unter anderem die 116117) anrufen. Dann würden die Menschen zuhause getestet.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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4 Kommentare

Wissen ist Macht...

von Marco Luckhardt am 27.02.2020 um 21:30 Uhr

"....Wissen..."

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Apozahl ist egal....Wisen darüber wohl auch

von Marco Luckhardt am 27.02.2020 um 20:32 Uhr

Die Zahl 20.000 ,nach Ministers fundiertem Wissen, ist seit fast 4 Jahren Geschichte.........aber egal....ob 19043 Apos oder tausend mehr oder weiger ....wen juckt´s!!! Abgesehen von den KollegenInnen, die aufgeben mussten und den evtl. paar tausend mehr die nächsten Jahre. Ich schätze die 19000 sind mittlerweile nach 2 Monaten in 2020 schon unterschritten:-(
Daran kann man wieder mal erkennen, was diese Leute interessiert. Das sind wir in unseren Apotheken bestimmt nicht.
Die jetzige bedrohliche Situation durch das Coronavirus
öffnet vielen Bürgern und Entscheidungsträgern hoffentlich
die Augen und führt zur Einsicht , dass unser funktionierendes Apothekenwesen nicht vor die Wand gefahren werden darf. Dann nämlich "Gute Nacht Deutschland ".
So kommuniziere ich das bei jeder Gelegenheit im Kundengespräch bei Nichtverfügbarkeit oder jeglichem bürokratischen Wahnsin/Unsinn.
Genauso wie andere Bereiche: AM Produktion in Deutschland & Europa, Krankenhäuser/ Kliniken ( angeblich könnte man ja laut den superschlauen Studien 2/3 dicht machen.... etc.
#Hauptsache wir sind gut gerüstet.

Aber na ja...die Hoffnung stirbt zuletzt!

VG aus dem Notdienst

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Corona-Virus

von Roland Mückschel am 27.02.2020 um 17:12 Uhr

Ich fürchte die Politik kann nicht gegen das
Corona-Virus vorgehen sondern nur darüber
stolpern.

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Krankenkassen

von Conny am 27.02.2020 um 15:14 Uhr

... falls es Kassen gibt, die nicht erstatten wollen. Sowas muss doch gross an die Öffentlichkeit, das Spahn glaubt es könnte solche Kassen geben.

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