- DAZ.online
- News
- Pharmazie
- Ranitidin: FDA hat erhö...
Keine Nitrosamin-Bildung im Magenmilieu
Ranitidin: FDA hat erhöhte NDMA-Werte veröffentlicht
Dass Ranitidin (weltweit) mit dem Nitrosamin NDMA verunreinigt ist, wurde im September 2019 erstmals bekannt. In welcher Größenordnung sich die Verunreinigung bewegt, war aber lange nicht klar. Kürzlich hat die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA ihre gemessenen NDMA-Werte veröffentlicht. Ob sich zusätzlich zu den gemessenen Werten im menschlichen Körper aus Ranitidin NDMA bildet, ist noch nicht abschließend geklärt.
Ein Rote-Hand-Brief vom vergangenen Freitag verriet am gestrigen Montag in Deutschland zum ersten Mal, in welchen Dimensionen sich die Verunreinigung von Ranitidin mit dem Nitrosamin NDMA bewegt. Die Autoren des Rote-Hand-Briefes sind die beiden Zulassungsinhaber Stada und Aliud, die in Deutschland (neben Axcount) bislang gar keine Ranitidin-Präparate zurückgerufen haben. Mit dem Rote-Hand-Brief informierten sie aber nun darüber, dass in der Fachinformation die Indikation Zollinger-Ellison-Syndrom vorerst gestrichen wird. Der Grund: „Unter der Annahme einer lebenslangen Therapie wird bei dieser Dosierung die akzeptable Aufnahmemenge von 96 ng NDMA pro Tag überschritten“, heißt es.
Mehr zum Thema
Rote-Hand-Brief zu Ranitidin
Wegen NDMA: Kein Ranitidin bei Zollinger-Ellison-Syndrom
Prämedikation in der Tumortherapie
Ranitidin fehlt – oder doch nicht?
Arzneistoff
Ranitidin
Dieser Grenzwert von 96 ng dürfte den meisten Apothekern noch aus dem Valsartan-Skandal vom Sommer 2018 bekannt sein. Und diese 96 ng sind es nun auch wieder, die die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA als akzeptablen Grenzwert für NDMA in Ranitidin annimmt. Die FDA gab am 1. November bekannt, dass sie sowohl in Ranitidin als auch in Nizatidin (Wirkstoffe und Fertigarzneimittel) NDMA nachgewiesen hat. Nizatidin ist in Deutschland aber (laut Lauer-Taxe) nicht im Handel. Fündig wurde die FDA in allen Proben – egal ob Wirkstoff, fertige Tabletten oder Sirup. Die Tests für intravenöses Ranitidin laufen laut FDA in den USA noch.
Als Sirup ist Ranitidin (laut Lauer-Taxe) in Deutschland nicht im Handel, in den USA bietet diese Darreichungsform aber offenbar zusätzlichen Grund zur Sorge. Denn der Sirup wird laut FDA hauptsächlich bei Neugeborenen und pädiatrischen Patienten angewandt – und es wurden darin NDMA-Werte oberhalb des akzeptablen Grenzwerts gemessen.
Bis zu 860 ng NDMA pro Dosis
Alternativ zu dem Grenzwert von 96 ng NDMA-Aufnahme pro Tag wird (in Anteilen formuliert) der Wert 0,32 ppm angegeben, der sich aus der maximalen Tagesdosis von Ranitidin errechnen lässt (300 mg). So wurden in einem der Ranitidin-Sirups in den USA (deutlich zu viel) 1,37 ppm NDMA gemessen. Ähnlich hohe Werte fand man bei Tabletten von den Firmen Cardinal Health (1,02 ppm, OTC), Dr. Reddy’s (0,68 ppm, Rx) Sandoz (0.82 ppm, Rx; in Deutschland gehören Hexal und 1A Pharma zu Sandoz, eine Division von Novartis) und Aurobindo (1,86 ppm, Rx). Deutlich höhere aber auch deutlich volatilere Werte werden beispielsweise für Sanofi gelistet (OTC, 0,07 – 2,38 ppm; Rx, 0,08-2,17ppm). Der höchste Wert (2,85 ppm) wurde bei der Firma Novitium gefunden, was laut FDA 0,86 µg, also 860 ng pro Dosis entspricht – ungefähr das 9-Fache der tolerierten 96 ng.
Die FDA vergleicht das Risiko durch NDMA in Ranitidin mit dem Risiko, das durch den Verzehr von gegrilltem oder geräuchertem Fleisch besteht.
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.