Beratungsquickie zum Osterwochenende

4 Jahre rezeptfreie „Pille danach“: Was ist neu, was ist wichtig?

Bonn - 18.04.2019, 17:55 Uhr

Seit etwas mehr als vier Jahren dürfen Apotheker die „Pille danach“ ohne Rezept abgeben. (b / Foto: imago)

Seit etwas mehr als vier Jahren dürfen Apotheker die „Pille danach“ ohne Rezept abgeben. (b / Foto: imago)


Die „Pille danach“ und das Körpergewicht

Im Jahr 2013 wurde eine erste Warnung der Firma HRA-Pharma über eine eingeschränkte Wirksamkeit von LNG bei Übergewicht veröffentlicht.
Zwei Reviews, ein europäisches der EMA von 2014 und ein amerikanisches der FDA von 2016, kamen zum gleichen Ergebnis: Die Datenlage war zu schwach und widersprüchlich. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde keine Studie so angelegt, dass eine Gewichtsgrenze, bei der eine Abnahme der Wirkung einer hormonellen Notfallkontrazeption eindeutig zu erwarten ist, festgelegt werden konnte. In der Apotheke erfolgt somit die Abgabe von LNG oder UPA unabhängig vom Körpergewicht oder BMI.

Grenzen der Selbstmedikation

Ein Besuch beim Arzt sollte der Kundin empfohlen werden, wenn der ungeschützte Geschlechtsverkehr mehr als fünf Tage (120 Stunden) zurückliegt. Sollte die Frau einen 100-prozentigen Schutz vor einer Schwangerschaft wollen, ist es wichtig ihr zu erklären, dass dieser Schutz mit der „Pille danach“ nicht gewährleistet ist. Die oralen Notfallkontrazep­tiva bieten laut Studien einen Schutz von bis zu 98 Prozent, je nachdem wie viele Stunden sie nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr­ eingenommen werden. Patientinnen mit schwerem Asthma, die durch Einnahme von Glucocorticoiden behandelt werden, wird die Anwendung von UPA nicht empfohlen. Bei dieser Patientengruppe darf somit nur die Anwendung des Wirkstoffs LNG in Betracht gezogen werden. Außerdem sind beide Wirkstoffe bei schweren Leberfunktionsstörungen kontraindiziert. Treffen diese „Merkmale“ auf die Patientin zu, sind die Grenzen der Selbstmedikation erreicht und die Frau sollte an einen Arzt beziehungsweise Gynäkologen verwiesen werden. Als Alternative werden dann kupferhaltige Intrauterinpessare vorgeschlagen. Schwangere sowie Frauen mit anhaltendem Erbrechen, Diarrhoe oder Malabsorption, früherer Eileiterentzündung, Bauchhöhlen- oder Eileiterschwangerschaft in der Vorgeschichte sollten unter genauer Abwägung der Umstände gegebenenfalls ohne Abgabe eines Notfallkontrazeptivums ebenfalls an einen Arzt verwiesen werden.



Lars Peter Frohn, Apotheker, Autor DAZ.online
radaktion@daz.online


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2 Kommentare

Piile danach

von Verena Treese am 24.04.2019 um 9:51 Uhr

"Auch wichtig zu wissen: Bei Verwenderinnen von hormonellen Verhütungsmitteln kann die ovulationshemmende Wirkung von Ulipristalacetat gemindert werden. Daher sollten in diesem Falle bevorzugt ­levonorgestrelhaltige Notfall-Pillen empfohlen werden."
Dieser Sachverhalt ist uns neu!! Wir bitten um Erklärung und weitere Literaturangaben. Gibt es seitens des Herstellers hier eine neue Empfehlung? Nach unserem Kenntnisstand wird von HRA Pharma auch bei Einnahme der Pille Ulipristal als die sichere Möglichkeit angesehen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Piile danach

von Lars Frohn am 24.04.2019 um 19:14 Uhr

Guten Abend Frau Treese,

bisher ist diese These nicht vollumfänglich bestätigt, es gibt lediglich Vermutungen in diesern Studien: Brache V et al.:A prospective, randomized, pharmacodynamic study of quick-starting a desogestrel progesteron-only pill following ulipristal acetate for emergency contraception. Hum Reprod 2015; 30:2785-2793.
Cameron ST et al.:The effects on ovarian activity of ulipristal acetate when ‘quickstarting’ a combined oral contraceptive pill: a prospective, randomized, double-blind parallel-arm, placebo-controlled study. Hum Reprod 2015; 30: 1566-1572

Das HRA Pharma zu diesem Thema andere Studien vorlegt, ist logisch: "HRA Pharma, Keine nachgewiesene Wechselwirkung der Pille Danach mit der regulären Antibabypille".

Wir bleiben dran! Beste Grüße,Lars Frohn

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