Beratungsquickie zum Osterwochenende

4 Jahre rezeptfreie „Pille danach“: Was ist neu, was ist wichtig?

Bonn - 18.04.2019, 17:55 Uhr

Seit etwas mehr als vier Jahren dürfen Apotheker die „Pille danach“ ohne Rezept abgeben. (b / Foto: imago)

Seit etwas mehr als vier Jahren dürfen Apotheker die „Pille danach“ ohne Rezept abgeben. (b / Foto: imago)


Neue Einnahmehinweise in der Packungsbeilage

In über 600 gemeldeten unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit der levonorgestrelhaltigen „Pille danach“ sind Medikationsfehler aufgrund eines „unangebrachten Zeitplans der Medikamentenverabreichung“ aufgetreten. Das heißt, dass das Notfallkontrazeptivum nicht innerhalb der für die Wirkung erforderlichen 72 Stunden eingenommen wurde. Aufgrund dessen hat das BfArM Ende 2018 eine EMA-Empfehlungen umgesetzt und die Hersteller aufgefordert, die Packungsbeilage mit einem für die Anwenderin deutlich erkennbaren Kasten mit schwarzem Rahmen zu ergänzen. Dort wird auf die schnellstmögliche Einnahme nach GV, vorzugsweise innerhalb von zwölf Stunden und spätestens nach 72 Stunden, hingewiesen.

Abgabe nur im Notfall

Das Beratungsgespräch sollte sich an dem aktuellen BAK Leitfaden „Rezeptfreie Abgabe von oralen Notfallkontrazeptiva, Handlungsempfehlungen der Bundesapothekerkammer“ (Stand 28.02.2018) orientieren.

Empfohlen wird die Beratung und Abgabe der Notfallkontrazeption nur an die Frau persönlich. Nur dadurch wird gewährleistet, dass die Frau zur Wirksamkeit, zu Gegenanzeigen und Neben­wirkungen sowie zur notwendigen Verhütung im weiteren Verlauf des Zyklus optimal aufgeklärt werden kann. Eine Abgabe erfolgt nur als Notfallkontrazeption und nicht auf Vorrat.

Eine Abgabe an Mädchen unter 14 Jahren wird ohne Einverständnis eines Erziehungsberechtigten nicht empfohlen, und das Mädchen muss einen Arzt konsultieren. Die Entscheidung obliegt aber letztendlich dem Apotheker.

Arzneimittelrisiken erkennen

Die Fragen nach akuten oder chronischen Erkrankungen beziehungsweise der Einnahme anderer Medikamente ist ein signifikanter Punkt des Beratungsgespräches. Es gilt abzuklären, ob die „Pille danach", betroffen sind hier beide Wirkstoffe gleichermaßen, mit anderen Medikamenten eine Wechselwirkung eingeht und die Wirksamkeit dadurch vermindert oder sogar aufgehoben wird. Die Wirksamkeit von LNG und UPA kann durch CYP3A4-Induktoren vermindert werden. Bedeutsam sind Wirkstoffe wie Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin und Primidon gegen Epilepsie, Rifabutin und Rifampicin gegen Tuberkulose und mit Medikamenten zur Behandlung von HIV-Infektionen, etwa Ritonavir. Frauen, die solche enzyminduzierende Arzneimittel innerhalb der letzten vier Wochen eingenommen haben und eine Notfallkontrazeption benötigen, wird empfohlen, eine nicht-hormonale Notfallkontrazeption zu verwenden, das heißt eine Kupferspirale oder eine doppelte Dosis LNG (zwei Tabletten auf einmal) einzunehmen, wenn diese Frauen keine Kupferspirale verwenden können oder möchten.

Im Falle von schweren Leberfunktionsstörungen darf keiner der beiden Wirkstoffe abgegeben werden. Auch wichtig zu wissen: Bei Verwenderinnen von hormonellen Verhütungsmitteln kann die ovulationshemmende Wirkung von Ulipristalacetat gemindert werden. Daher sollten in diesem Falle bevorzugt ­levonorgestrelhaltige Notfall-Pillen empfohlen werden.

Eine Übersicht über potenzielle Risiken und ob im jeweiligen Fall die Einnahme der Pille danach empfohlen wird, finden Sie am Ende des Artikels.



Lars Peter Frohn, Apotheker, Autor DAZ.online
radaktion@daz.online


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2 Kommentare

Piile danach

von Verena Treese am 24.04.2019 um 9:51 Uhr

"Auch wichtig zu wissen: Bei Verwenderinnen von hormonellen Verhütungsmitteln kann die ovulationshemmende Wirkung von Ulipristalacetat gemindert werden. Daher sollten in diesem Falle bevorzugt ­levonorgestrelhaltige Notfall-Pillen empfohlen werden."
Dieser Sachverhalt ist uns neu!! Wir bitten um Erklärung und weitere Literaturangaben. Gibt es seitens des Herstellers hier eine neue Empfehlung? Nach unserem Kenntnisstand wird von HRA Pharma auch bei Einnahme der Pille Ulipristal als die sichere Möglichkeit angesehen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Piile danach

von Lars Frohn am 24.04.2019 um 19:14 Uhr

Guten Abend Frau Treese,

bisher ist diese These nicht vollumfänglich bestätigt, es gibt lediglich Vermutungen in diesern Studien: Brache V et al.:A prospective, randomized, pharmacodynamic study of quick-starting a desogestrel progesteron-only pill following ulipristal acetate for emergency contraception. Hum Reprod 2015; 30:2785-2793.
Cameron ST et al.:The effects on ovarian activity of ulipristal acetate when ‘quickstarting’ a combined oral contraceptive pill: a prospective, randomized, double-blind parallel-arm, placebo-controlled study. Hum Reprod 2015; 30: 1566-1572

Das HRA Pharma zu diesem Thema andere Studien vorlegt, ist logisch: "HRA Pharma, Keine nachgewiesene Wechselwirkung der Pille Danach mit der regulären Antibabypille".

Wir bleiben dran! Beste Grüße,Lars Frohn

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