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Whatsinmymeds.pro für den Apotheken-Desktop
Ein Arzneimittel – vegan, lactosefrei und ohne Gluten …
Ein Magnesiumpräparat für einen streng veganen Diabetiker, womöglich mit Lactose- und Glutenunverträglichkeit? Kennen Sie eines? Aus dem Stegreif oder zumindest, wie man eines findet – und das möglichst schnell? Whatsinmymeds.pro könnte Apotheker bei solchen kniffligen Fragen schnell zur Antwort bringen. Denn: „Es gibt für jedes Problem eine Lösung“, erklärt Maximilian Wilke, der Erfinder von Whatsinmymeds.pro und bietet damit Whatsinmymeds nun auch als Desktopversion für die Apotheke an.
„Es kann doch nicht sein, dass ich nach Arzneimitteln google“, sagt Apotheker Maximilian Wilke. Diese Erkenntnis und Aussage liegt allerdings schon etliche Jahre zurück: 2008. Damals war der heutige Apotheker noch Pharmazeut im Praktischen Jahr (PJ) in einer öffentlichen Apotheke in Berlin-Wedding. Vollgepackt mit universitärem Detailwissen bringt die Tätigkeit in der Offizin einen PJler allerdings relativ rasch an seine Grenzen. Denn überraschenderweise wollen die Patienten nicht wissen, auf welcher molekularen Ebene ein ACE-Hemmer wirkt, sondern ob die Kapseln Schweinegelatine enthalten, die Tabletten lactosefrei sind, vegan oder auch bei Glutenunverträglichkeit eingenommen werden dürfen. Und da Google nun mal sehr viel weiß und jedes Kind googlen kann – was liegt folglich näher, als diese praktische Suchmaschine auch für die Apothekenberatung zu nutzen?
Apotheker entwickelt App für Allergiker
Allerdings: Maximilian Wilke fand diese Option dauerhaft nicht zufriedenstellend praktikabel. Der Apotheker erklärt heute gegenüber DAZ.online: „Ich habe mich immer schon geärgert, wie lange es dauert, spezielle Kundenanfragen zu erfüllen und wie umständlich es doch ist, die Antworten darauf in apothekeninternen Systemen zu finden“, so Wilke. Dabei ist der Apotheker überzeugt: „Es gibt für jedes Problem eine Lösung, nur häufig findet man sie schlichtweg nicht.“ So sei bei der unglaublichen Vielzahl unterschiedlicher Arzneimittel heutzutage häufig nicht das Problem, dass es für einen Patienten mit Unverträglichkeiten oder speziellen Bedürfnissen – seien sie religiös motiviert oder auch aus anderweitigen Überzeugungen – nicht das passende Arzneimittel gibt. Vielmehr ist es schwierig, dieses sodann zu finden. Ein erschwerender Stressfaktor, der meist hinzukommt: Der Kunde steht vor einem und scharrt mit den Hufen.
Wir sind dafür da, dass wir den Patienten helfen.“
Nun kann man sich entweder täglich ärgern oder versuchen, eine Lösung für sein Problem zu finden. Maximilian Wilke entschied sich für die zweite Variante. „Ich habe diesen wachsenden Bedarf in der Apotheke gesehen. Für mich war die logische Schlussfolgerung, das selbst in die Hand zu nehmen“, so Wilke im Gespräch mit DAZ.online. Und damit trifft der Apotheker durchaus den Zahn der Zeit. Wer heutzutage einfach alles isst, Lactose und Fructose, Histamin und Gluten verträgt, Fleisch und Honig zu sich nimmt, gilt schon fast als Ausnahme. Ob nun jeder Patient tatsächlich eine klinisch relevante und wirkliche Lactoseintoleranz hat, ist für Maximilian Wilke nicht relevant. „Wir sind dafür da, dass wir den Patienten helfen“, sagt Wilke. Und weiter: „Der Patient leidet offenbar, ich nehme das Ernst – und dann finde ich ein passendes Präparat für ihn“.
Apis mellifica – zu viel Biene für Veganer
Wilkes Lösung war „Whatsinmymeds“. Der Apotheker entwickelte eine App, die Apotheker und Patienten eben bei diesen Fragen unterstützen sollte. Whatsinmymeds ist laut Wilke die erste App zu Inhaltsstoffen in Arzneimitteln. Seit Mai 2018 gibt es die App für Patienten, mittlerweile hat Wilke das Entwicklungsrad hin zur professionellen Variante weitergedreht: Whatsinmymeds.pro als Desktopversion für die Apotheken. Wilke ist überzeugt von seinem Produkt, denn „das Tool lässt sich einfach in der Apotheke nutzen“, so der Erfinder.
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Doch was kann Whatsinmymeds eigentlich? „Praktisch ist, dass man mit Whatsinmymeds nach Wirkstoffen suchen und per einfachem Klick die vom Patienten beschriebenen Unverträglichkeiten oder Allergien ausschließen kann – und zwar kombiniert“. Wilke hat hier die Klassiker berücksichtigt: Lactoseintoleranz, Fructoseintoleranz, Glutenunverträglichkeit, Histamin- und Sorbitintoleranz, Hühnerei-, Nuss-, Soja- oder Penicillinallergie. Zusätzlich können Apotheker aber auch bestimmte religiöse Orientierungen berücksichtigen, wie muslimischer oder jüdischer Glaube, die gewünschte Darreichungsform wählen und ob das Präparat teilbar sein muss oder nicht.
Für die erforderlichen Daten hat Wilke die Gelbe Liste zu Rate gezogen und hierbei nicht nur verschreibungspflichtige Arzneimittel berücksichtigt, sondern auch die apothekenpflichtigen und die relevantesten Nahrungsergänzungsmittel.
Stearinsäure: pflanzlich oder tierisch?
Welche Komplexität dahinter steckt, allein für Veganer zu „sorgen“, zeigt, dass die vegane Lebensweise rund 1.200 Stoffe ausschließt – Gelatine und Honig sind nur bekannte Beispiele dafür. Auch Stoffe, die man erst nicht „auf dem Schirm“ hat, können beispielsweise für Veganer kritisch sein, wie Stearinsäure. Rund 600 Pharmahersteller setzen die Fettsäure in ihren Präparaten ein, doch kann diese sowohl pflanzlichen als auch tierischen Ursprungs sein. Und selbst die Hersteller wissen laut Wilke nicht immer, welche Stearinsäure sie eigentlich verarbeiten, oder sie verraten es zumindest nicht. Und auch manche homöopathischen Präparate kommen Veganern in die Quere: Wie viel Biene ist in Apis mellifica?, zum Beispiel.
Histaminintoleranz ist laut Wilke „ein schwer zu beackerndes Feld" gewesen. Hier stand der Apotheker auch viel im fachlichen Austausch mit Experten an der Charité, um Stoffe ausschließen zu können, die von histaminintoleranten Patienten nicht vertragen werden.
Apotheker bleibt in der Beratungsatmosphäre
Seit Dezember gibt es nun die Live-Version für den Desktop. Doch warum entwickelte Wilke überhaupt eine Desktop-Variante? Seine Antwort: Kein Apotheker wolle mit dem Smartphone vor dem Kunden in der Apotheke stehen. Die Desktop-Version sei jedoch an die App und deren Suchlogik adaptiert. „Der Vorteil ist, dass der Apotheker in der Beratungsatmosphäre bleibt und nur die Kassenoberfläche kurz wechselt – für den Patienten völlig unbemerkt." Und weiter: „Dem Kunden fällt überhaupt nicht auf, dass der Apotheker kurz ein anderes Programm öffnet“, so Wilke.
Auch für Ärzte könnte Whatsinmymeds Sinn machen, sie sitzen als Verordner ganz vorne in der Befehlskette."
Praktisch ist auch, dass, wenn man das gesuchte Präparat gefunden hat, sich nicht umständlich die PZN merken oder auf einen Schmierzettel notieren muss. „Man kann die PZN aus dem Programm direkt über die Zwischenablage in das Kassensystem kopieren". Diese technische Hürde sei wohl nicht ohne Weiteres so leicht zu meistern gewesen, erklärt der Apotheker.
Apotheker machen „große Augen"
Ein richtiges Marketing-Team, das Whatsinmymeds professionell promoted, hat Maximilian Wilke allerdings nicht. So besucht Wilke selbst die Apotheken – in seiner Heimatstadt Berlin, aber auch in Karlsruhe und München war er schon – und stellt die Desktop-Version von Whatsinmymeds vor. Wie ist die Resonanz? Begeisterung? Ablehnung und Skepsis? Wilke erfährt wohl beides, teilweise hätten die Apotheker „große Augen“ gemacht, doch auch mit Vorwürfen wie „das kann doch Lauer-Fischer auch“, sei er konfrontiert worden. Doch Wilke ist sich sicher, solche Aussagen entkräften zu können. Natürlich fänden sich die Informationen auch anders, denn auch die ABDA-Datenbank informiert über Inhaltsstoffe. Doch: „Ich würde oft wahnsinnig ins Schwitzen kommen“, erklärt der Apotheker. Er betont erneut den Vorteil von Whatsinmymeds: Man kann durch „Negativselektion“ beliebig viele Unverträglichkeiten einfach per Klick parallel ausschließen und Sonderwünsche – wie vegan oder alkoholfrei beispielsweise – berücksichtigen.
Können Apotheken Whatsinmymeds testen?
Aber was kostet der ganze Spaß? Apotheken können Whatsinmymeds testen, und zwar kostenlos. Die Testversion kann ab Registrierung zwei Wochen lang kostenfrei getestet werden. Kein Hintertürchen, das eine automatische und dann kostenpflichtige Verlängerungen bei Nichtkündigung der Testversion mit sich bringt – wie bei Amazon Prime beispielsweise. „Entscheiden sich Apotheken für Whatsinmymeds, müssen sie dies aktiv bestätigen“, erklärt Wilke. Dazu werde man explizit aufgefordert und müsse dem Lizenvertrag zustimmen. In diesem Fall gilt der Vertrag für zwölf Monate. Die Kosten belaufen sich auf 199 Euro. Man kauft eine Lizenz pro PC, das bedeutet: Bei einer HV-Bestückung mit fünf Terminals müsste die Apotheke auch fünf Lizenzen erwerben, wenn sie möchte, dass Whatsinmymeds an jedem Kassenplatz nutzbar ist.
Unabhängig von Apothekensoftware
Whatsinmymeds funktioniert unabhängig von der Software, die die Apotheke verwendet. „Das System läuft autark und ist an kein Warenwirtschaftssystem angekoppelt, was es universell nutzbar macht“, so Wilke.
Wilke: Whatsinmymeds hat Potenzial
Die Zielgruppe für Maximilian Wilkes Whatsinmymeds sind primär „klar Apotheker" – doch auch für Ärzte könnte das Tool nach Ansicht des Erfinders Sinn machen. Denn: „Ärzte sitzen als Verordner ganz vorne in der Befehlskette und könnten mit Whatsinmymeds direkt beispielsweise ein lactosefreies Metoprolol verordnen – optimalerweise mit Aut-idem-Ausschluss", so Wilke.
Whatsinmymeds ist laut Wilke auch noch nicht fertig entwickelt – Ideen hat Wilke genug, um Whatsinmymeds noch umfangreicher nutzbar zu machen. „Ich werde das künftig
weiterentwickeln und ausbauen, die Lebensmittelunverträglichkeiten sind erst der Anfang.“
4 Kommentare
Gute Idee , aber....
von Kuenen Michael am 18.02.2019 um 8:35 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Gute Idee , aber
von Maximilian Wilke am 18.02.2019 um 10:18 Uhr
Wirkliche Beratungsprobleme werden nicht erfasst!!
von Klaus Volkmann am 18.02.2019 um 8:08 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Wirkliche Beratungsprobleme werden nicht
von Maximilian Wilke am 18.02.2019 um 10:30 Uhr
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