Flucelvax Tetra

Warum Grippeimpfstoffe aus Zellkulturen besser schützen könnten

Stuttgart - 06.02.2019, 07:00 Uhr

Hämagglutinin ist das primäre Ziel von neutralisierenden Antikörpern im Grippeimpfstoff. ( j / Foto: imago)

Hämagglutinin ist das primäre Ziel von neutralisierenden Antikörpern im Grippeimpfstoff. ( j / Foto: imago)


Influenza A (H3/N2) kritisch

Der Ansicht, dass der Wirt in der Impfstoffproduktion eine maßgebliche Rolle auf die spätere Wirksamkeit der Grippevakzine hat, sind auch etliche Wissenschaftler. Das New England Journal of Medicine (NEJM) erklärte in einem Beitrag aus dem Jahre 2017 – Chasing Seasonal Influenza - The Need for a Universal Influenza Vaccine –, dass bei der Herstellung in Serumeiern, das Grippevirus Änderungen in der Aminosäuresequenz vollzieht, die ihm die Replikation im Hühnerei erleichtern und das vor allem im Protein Hämaglutinin, welches die Rezeptorbindung vermittelt.

Da Hämagglutinin das primäre Ziel von neutralisierenden Antikörpern sei, könnten somit bereits kleine Modifikationen in diesem Oberflächenprotein die antigenen Eigenschaften des Grippevirus verändern und folglich die Wirksamkeit des Impfstoffes schmälern, so die Wissenschaftler. Diese Eiadapation soll auch zur geringen Impfeffektivität gegen Influenza A (H3/N2) in der Grippesaison 2016/17 (Südhemisphere) beigetragen haben, diese lag laut dem NEJM-Artikel bei gerade einmal 10 Prozent. Allerdings relativieren sie ihre These, denn der tatsächliche Effekt durch die Eiadaption sei weitgehend unbekannt.

Hämagglutinin-Antigenität ändert sich durch Eiproduktion

Zu diesem Schluss kamen auch US-amerikanische Wissenschaftler in ihrem Beitrag „A structural explanation for the low effectiveness of the seasonal influenza H3N2 vaccine" im Oktober 2017 in PLOS Pathogens. Sie beschreiben eine abnehmende Impfeffektivität vor allem bei Influenza A(H3/N2) über die vergangenen Jahre und attributieren dies der traditionellen Produktion in Hühnereiern. „Eine Hauptursache für diese mangelnde Wirksamkeit (der Grippeimpfung) ist auf den Prozess der Herstellung von Impfstoffen auf Eibasis zurückzuführen", erklären die Forscher. Auch sie führen dies auf eine veränderte Antigenität des Hämagglutinins-Glykoproteins während der Virusvermehrung zurück, die „die Wirksamkeit des Impfstoffs verändert", so die Autoren. Bereits im Abstract plädieren die Wissenschaftler für „alternative Ansätze zur Herstellung von Grippeimpfstoffen".

Flucelvax Tetra ab 2019/20

Inwieweit sich durch zellkulturbasierte Grippeimpfstoffe die Wirksamkeit von Influenzavakzinen ändern, wird die Zeit zeigen, wenn Impfstoffe wie Flucelvax Tetra breit am Menschen angewendet werden. Ab der nächsten Grippesaison wird es eine solche Vakzine auch in Deutschland geben. Das erklärte ein Seqirus-Sprecher jüngst im Gespräch mit DAZ.online. Man werde in der kommenden Saison mit Fluvelvax Tetra vertreten sein und auch liefern können.

Zellbasierte Vakzine Flucelvax Tetra 2019/20

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Zum Preis für die innovative Vakzine wollte sich das Unternehmen bislang nicht äußern - wohl schafft auch hier das geplante Terminservice- und Versorgungsgesetz (TSVG) Unsicherheiten. Dieses sieht unter anderem höhere Zwangsrabatte der Hersteller auf Impfstoffe vor, bei Influenzavakzinen in Höhe von 10 Prozent. Auch der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) hat sich hier vor Kurzem skeptisch geäußert und fürchtet: „Zu wenig Impfförderung, zu hohe Industrierabatte. Deutschland mit Impfstoffen zu versorgen, wird noch unattraktiver als bisher“, twitterte der vfa im Januar 2019.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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