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Versandhandelskonflikt
Was sind die Probleme einer Strukturkomponente im Apothekenhonorar?
Modelle vom BVDVA, einer Kammer und den Honorar-Gutachtern
- Auch die Gutachter der Agentur 2HM haben in
ihrem Honorargutachten einen solchen Strukturfonds gefordert. Laut Gutachten
soll dieser jährlich mit 100 Millionen Euro ausgestattet werden, um etwa 2300
Apotheken zu helfen, die einen Gewinn von weniger als 99.000 Euro haben.
Allerdings raten die Gutachter an, genau zu prüfen, welche Apotheke in Frage
kommt, weil eine Schließung nicht unbedingt mit einem Versorgungsverlust
einhergehe. Ziel sei es, dass die unterstützten Apotheker mit den Fondszuschüssen
die „Lücke zur Vergütung eines angestellten approbierten Apothekers“ schließen
können. Ein solcher Fonds hätte laut 2HM den Vorteil, dass man den Apothekern
gezielt und nicht per Gießkannenprinzip, also über das gesamte Fixhonorar,
helfe. Die Gutachter rechnen nämlich vor, dass eine pauschale Erhöhung des
Fixums Mehrkosten in Milliardenhöhe erzeugen würde und das sei „ineffizient“.
Finanziert werden soll der 2HM-Fonds ähnlich wie der Nacht- und Notdienstfonds,
nämlich durch einen Aufschlag aufs Fixhonorar von 14 Cent pro Packung.
- Ein weiterer spannender Vorschlag kam im
vergangenen Jahr von Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Kammer
Westfalen-Lippe. Ihre Idee: Ein Teil des Fixums – Overwiening nannte 50 Cent
als „exemplarische“ Summe – solle abgezogen und durch einen Fonds umverteilt
werden. Wie viel die einzelne Apotheke erhält, solle aber an gewisse Parameter
gebunden sein, zum Beispiel Rezepturen, Fortbildungszertifikate,
Inkontinenzversorgung oder ein bestimmtes BtM-Aufkommen. Diese Parameter
könnten in Euro-Punkte umgerechnet werden. So könnte die Apotheke stärker für
ihren Beitrag zur flächendeckenden Versorgung vergütet werden. In diesem
Fall würden also insbesondere die Apotheken profitieren, die ihren Kunden „besondere“
Angebote machen – eine regionale Komponente war in Overwienings Vorschlag
bislang nicht enthalten.
- Einzigartig ist das dänische System zum Schutz
der Landapotheken. Um Apotheken in abgelegenen Regionen zu erhalten, bekommen
Besitzer solcher Standorte regelmäßige Kompensationszahlungen. Das
Kompensationssystem funktioniert solidarisch: Apotheker mit einem großen Umsatz
zahlen in einen Fonds ein. Alle Apotheken, die eine vom Gesundheitsministerium
festgelegte Umsatzgrenze unterschreiten, haben Recht auf die
Ausgleichszahlungen aus dem Fonds. Derzeit liegt die Höhe dieser Abgabe für
große Apotheken bei 3,6 Prozent des Umsatzes.
- Denkbar wäre auch ein Modell, ähnlich wie es in
Großbritannien praktiziert wird. Dort gab es schon immer ein sehr
differenziertes Honorarsystem mit einer ganzen Gebührenordnung für Apotheker.
Die Apotheker haben in dieser Gebührenordnung mehrere Leistungen und
Pauschalen, die sie beim Gesundheitsdienst NHS abrechnen können. Dazu gehören
auch Extra-Zahlungen, die sich an der Menge der abgegebenen Packungen orientieren.
So erhielten die Apotheker bislang „practice payments“: Je nach der Menge
dispensierter Packungen pro Jahr sind das Zahlungen, die für die Bereithaltung
und die Pflege der Apothekenräume ausgezahlt wurden. Diese Zahlungen wurden mit
den Honorarkürzungen 2016 aber teilweise gestrichen. Allerdings gibt es einen
kleinen Schutz für Landapotheken: Apotheken mit einem Abstand von mindestens
1,6 Kilometer zum nächsten Wettbewerber, die unter einer bestimmten
Umsatzgrenze liegen, erhalten vom NHS Extra-Zahlungen.
- Auch der Bundesverband Deutscher Versandapotheken (BVDVA) und die Grünen-Bundestagsfraktion haben sich immer wieder für einen „Strukturfonds“ ausgesprochen. Dem BVDVA geht es aber vielmehr um eine Ausweitung des Nacht- und Notdienstfonds: So sollen die Apotheker pro Packung 16 Cent aus ihrem Fixhonorar abkoppeln und in den Fonds abführen. Das Fondsvolumen würde sich somit verdoppeln und die Notdienstpauschale läge dann bei etwa 560 Euro.
4 Kommentare
Fremd-Verwaltung und -Zerstörung in beliebiger Zeitverzögerung ...
von Christian Timme am 10.11.2018 um 11:33 Uhr
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Also
von Peter am 09.11.2018 um 14:17 Uhr
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Einführung von sozialistischen Verhältnissen? -die sind doch eigentlich obsolet!
von Jan-Uwe Kreuschner am 09.11.2018 um 10:05 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
zu kompliziert und ungerecht
von Karl Friedrich Müller am 09.11.2018 um 8:37 Uhr
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