Reaktion auf Spahn-Rede

Ärzte wollen keine impfenden Apotheker

Berlin - 15.10.2018, 11:35 Uhr

Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbands, sieht impfende Apotheker kritisch (Foto: imago)

Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbands, sieht impfende Apotheker kritisch (Foto: imago)


Hausärzte warnen vor Schnellschüssen

Und auch der Deutsche Hausärzteverband reagierte umgehend auf die Andeutung des Ministers. Verbandschef Ulrich Weigeldt kann sich allerdings grundsätzlich ein Mitwirken der Apotheker vorstellen – aber nur ein sehr begrenztes: „Die Apothekerinnen und Apotheker können beim Impfmanagement wichtige Aufgaben übernehmen, beispielsweise indem sie die Patientinnen und Patienten auf bestehende Impflücken hinweisen. Die Impfung selber, muss jedoch ohne Wenn und Aber bei einem Arzt durchgeführt werden.“ Denn: In Einzelfällen könne es aufgrund von Allergien zu Komplikationen kommen. „Hier muss eine Ärztin oder ein Arzt dann unverzüglich eingreifen können“, sagte Weigeldt laut einer Pressemitteilung des Verbandes.

Auch Weigeldt bezweifelt, dass die Impfquoten durch impfende Apotheker verbessert werden können. „Sinnvoller ist es, wenn die Patientinnen und Patienten auch beim Impfen einen eindeutigen Ansprechpartner haben, der die Gesamtverantwortung trägt. Sonst weiß die eine Hand nicht, was die andere tut.“ Und so empfiehlt er: „Statt aufgrund angeblicher Wartezeitenprobleme, die bei den Hausärztinnen und Hausärzten sowieso die absolute Ausnahme sind, Schnellschüsse ins Auge zu fassen, sollte der Fokus darauf liegen, das teilweise chaotische Gesundheitssystem endlich vernünftig zu strukturieren.“

ABDA will Impf-Apotheker nicht lobbyieren

Zu viele Sorgen sollten sich die Mediziner aber nicht machen. Denn die Apotheker selbst sind auch nicht überzeugt vom Vorschlag der impfenden Pharmazeuten – zumindest deren Standesvertretung. Erst im Juni teilte die ABDA mit, dass man das Thema derzeit nicht „lobbyieren“ wolle. Auf der BAH-Mitgliederversammlung hatte auch Karin Maag (CDU), die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, erklärt, dass man die Angelegenheit derzeit nicht weiter verfolge, weil die Apotheker das nicht wollen.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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5 Kommentare

Reaktion auf Spahn-Rede

von Thomas Eberhardt am 18.10.2018 um 15:20 Uhr

Apotheker wollen keine schimpfenden Ärzte!

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ich verstehe es einfach nicht

von Hummelmann am 15.10.2018 um 19:49 Uhr

Wenn ich mir meine eigene Apotheke ansehe, dann sind meine wichtigsten Probleme:

a) Die Internet-Konkurrenz, die sehr viel billiger anbieten (und offensichtlich auch einkaufen!) kann als ich.
b) Ich erbringe jetzt schon viel zu viele Dienstleistungen, die nicht annähernd kostendeckend honoriert werden.
c) Die Erträge meiner Apotheke stagnieren seit Jahren, die Ausgaben leider nicht.
d) Für die Gehälter, die meine Apotheke heute noch bezahlen kann, bekomme ich nicht mehr ausreichend qualifiziertes und motiviertes Personal.
e) Immer mehr Arbeitskraft verwenden wir für Dokumentation und Verwaltungsaufwand und immer weniger zum gesundheitlichen Nutzen des Kunden.

TROTZDEM möchte mir die Politik (und meine Standesvertretung) permanent erzählen, dass das Überleben der inhabergeführten Präsenzapotheke nur durch eine weitere Ausweitung der völlig unzureichend honorierten Dienstleistungen gesichert werden kann.
Könnt Ihr nicht wenigstens einmal VORHER sagen, WER diese Arbeit in der Apotheke übernehmen soll und WER dafür WIEVIEL Geld ZUSÄTZLICH ausgeben will?

Nur vom Imagegewinn kann ich nämlich nicht (über-)leben.

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Mindestens sechs Monate Schluss mit diesem ganzen schnöden Tand!

von Wolfgang Müller am 15.10.2018 um 15:35 Uhr

HÖRT IN DIESEM BERUFSSCHIKSALS-ENTSCHEIDUNGS-MOMENT AUF, AN "IMPFEN" UND SÄMTLICHE WEITEREN PARAMEDIZINISCHEN "HONORIERTEN DIENSTLEISTUNGEN" ÜBERHAUPT ZU DENKEN!

Erklärt es für die ABDA zum absoluten Tabu, in den nächsten sechs Monaten auch nur einen Finger breit Verhandlungsstrecke zugunsten solcher Klitze-Winzig-Verarsche-Kleinigkeiten zurückzuweichen. Bzw. diese "perspektivischen" Unwichtigkeiten überhaupt zu berücksichtigen, wenn es mit dem BMG um die Stabilisierung unseres Rx-Packungs-Honorars geht, und vor Allem: WEITER um die bestmögliche Rx-Gleichpreisigkeit!

Ihr seht doch, dass solche Sperenzchen - so sehr sie unsere Heilberufler-Seele trösten mögen - sowieso vor eventueller Einführung noch jede Menge kontraproduktiven Ärger mit sich bringen werden. Und ihre sture Durchsetzung zumindest übereilt nur ein Pyrrhus-Sieg wäre!

Es ist ja leider so, man kann´s nur versuchen. Wenn´s keiner kapiert und alle mit "Impfen", "Ergänzungen im Medikationsplan" und dergleichen schon interessanten, aber vollkommen unwichtigen, ja vielleicht sogar kommerziell in die roten Zahlen führenden Dingen weiter Pinke-Panke-Kindergarten spielen wollen, an diesem beruflichen Wendpunkt: Dann HAB ich´s aber wenigstens nochmal versucht, die total bescheuerte, überhaupt nicht notwendige Selbstaufgabe zu verhindern. Ein SEHR dreckiger Job, aber Einer muss es ja tun.

Es DARF doch nicht sein, dass der Kollege Anonymus PetrOChemie zum ähnlichem Thema im anderen Forum Recht hatte, und es der Beruf in unübertrefflicher Dämlichkeit wirklich nicht anders verdient hat, als sich komplett verarschen zu lassen. Von seiner eigenen Berufsspitze und der "Großen" Politik, weil es einfach über 90 % hoffnungslose Loser sind, denen man dann einfach zu Recht den Gnadenschuss gibt.

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Ich

von Peter Lahr am 15.10.2018 um 12:50 Uhr

hoffe, dass die Ärzte das reflektieren. Aktiv würde ich nie fordern impfen zu dürfen auch wenn ICH meine Impfungen bisher immer nur IN einer Praxis aber eigentlich nie vom Arzt bekommen habe, aber auch egal, der Arzt hält den Kopf dafür hin. Der Vorstoß zum Impfen hin ist bisher doch nichts anderes als ein verkappter Wunsch nach weiteren Einsparmöglichkeiten. Bekomme ich heute einen Euro und der Arzt zwischen 5 und was weiss ich für eine Impfung dann unterstelle ich, dass ich weiterhin einen Euro bekäme und der Arzt halt nix mehr ich aber wohl zudem noch eine saftige Erhöhung von Versicherungsbeiträgen verzeichnen müsste. Im Umkehrschluss und der Forderung nach einem Dispensierrecht würde das bedeuten, dass der Arzt es dann dürfte aber wie wir nichts daran verdienen bei natürlich gleichzeitiger Einhaltung der Rabattverträge und dadurch ein Retaxrisiko hätte. Ganz zu schweigen davon, würden die Ärzte unser Honorar abrechnen dürfen, was die Ärzte rein rechtlich davon hielten zukünftig ihre Einnahmen durch eine solche Arbeit komplett umsatzsteuerpflichtig zu machen da man den umsatzsteuerbefreiten Beruf Arzt nicht mir einer umsatzsteuerpflichtigen Tätigkeit in Personalunion unter einen Hut brächte. Aber dispensieren ohne Honorar, sicher ein Umstand der den Kassen das Leuchten in die Augen zaubern würde. Wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen lassen.

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War ja klar....

von gabriela aures am 15.10.2018 um 12:45 Uhr

..daß sich die Ärzte hier gleich melden.
Im BMG stehen Chips und Bier bereit.

Nur mal eine Frage am Rande, liebe Ärzte:
Was soll‘s jetzt sein ?

Bodendiek stellte klar, dass das Impfen die „Ausübung der Heilkunde“ darstelle und somit als Gesamtprozess „Indikationsstellung, Aufklärung, Durchführung und Nachsorge“ in ärztlicher Verantwortung stehe.

oder

Die Apothekerinnen und Apotheker können beim Impfmanagement wichtige Aufgaben übernehmen, beispielsweise indem sie die Patientinnen und Patienten auf bestehende Impflücken hinweisen.

Handlangerdienste, die Zeit kosten, aber keine Entlohnung bringen, werden gerne angeboten bzw. outgesourced ?

Und an unsere Branche, bevor manche in den höchstpharmazeutischen Eitelkeitstaumel verfallen:
„ Impfen“ wird nicht eine Apotheke retten !

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