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Reaktion auf Spahn-Rede
Ärzte wollen keine impfenden Apotheker
Sollten Apotheker impfen dürfen? Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will darüber zumindest reden. Die Apotheker selbst haben Impfungen in der Offizin bislang eher skeptisch beäugt – schließlich haben sie Angst, dass die Ärzte als Reaktion darauf das Dispensierrecht fordern. Und die Ärzte regen sich nun auch nach der Spahn-Rede: Impfungen gehörten nicht in die Hände von Nicht-Mediziner, sagen gleich mehrere Standesvertreter der Ärzte.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat in der vergangenen Woche beim Deutschen Apothekertag (DAT) angekündigt, dass er in den kommenden sechs Monaten ein größeres Gesetz für den Apothekenmarkt vorlegen will. Weiterhin geprüft werde demnach, ob das im Koalitionsvertrag vorgesehene Rx-Versandverbot möglich sei, so Spahn. Aber die Apotheker müssten sich auch neuen Diskussionen öffnen, forderte der Minister. Spahn zählte eine Reihe von Maßnahmen und Punkte auf, über die er gerne „reden“ möchte. Dazu gehörten neben dem Honorargutachten, neuen Beratungshonoraren, den Botendiensten und dem Nacht- und Notdienstfonds auch Impfungen in der Apotheke.
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Kein Antrag beim DAT
Die Apotheker selbst haben das Thema während der Antragsberatung auf dem DAT dann nicht mehr besprochen. Erstens lag schlichtweg kein Antrag zu dem Thema vor, zweitens ging es in erster Linie darum, den künftigen Kurs im Versandhandelskonflikt abzustecken. Zur Erinnerung: Die Delegierten in der Hauptversammlung haben beschlossen, dass es eine Arbeitsgruppe geben soll, in der mit externen Experten „zusätzliche Maßnahmen“ zum Rx-Versandverbot erarbeitet werden sollen.
Impfende Apotheker: „Grenzüberschreitung“ für Ärzteschaft
Aber zurück zum Impfen in der Apotheke. Denn kaum hatte Spahn diesen Nebensatz in seiner Rede eingebaut, meldeten sich Ärztefunktionäre in den Fachmedien der Mediziner zu Wort und stellten klar, dass für sie bei dem Thema die Grenze nicht überschritten werden dürfe. Erik Bodendieck, der ABDA-Präsident Friedemann Schmidt als Präsident der Sächsischen Landesapothekerkammer bestens bekannt sein dürfte, meldete sich als erster zu Wort und sagte im „Ärzteblatt“: „Impfen ist kein Geschäft. Impfen ist eine präventive Maßnahme zur Gesunderhaltung der Bevölkerung beziehungsweise zur Verbesserung der Volksgesundheit.“ Bodendiek stellte klar, dass das Impfen die „Ausübung der Heilkunde“ darstelle und somit als Gesamtprozess „Indikationsstellung, Aufklärung, Durchführung und Nachsorge“ in ärztlicher Verantwortung stehe. Die Übergabe dieser Leistung an Nichtärzte bedeute eine eindeutige Verschlechterung der bisher geübten Versorgungspraxis für die Patienten, heißt es im „Ärzteblatt“.
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Apotheker könnten Ärzte entlasten
Der Kammerpräsident kündigte heftigen Widerstand gegen eventuelle gesetzgeberische Vorhaben an: „Diese ärztlichen Tätigkeiten, von denen auch nach RKI-Beurteilung nur die Impfung als solche an Assistenzpersonal delegiert werden kann, an Nichtärzte zu übertragen, ist kontraproduktiver politischer Aktionismus, gegen den wir aufs Schärfste protestieren.“ In vielen europäischen Ländern dürfen Apotheker längst impfen. Oftmals geht es nicht nur um die Erhöhung der Impfquote, sondern auch darum, die Ärzte zu entlasten. Für Bodendiek ist das kein Argument. Die Problematik der vollen Wartezimmer mit dem Thema Impfen zu verbinden, gehe fehl. Für die vollen Praxen gebe es andere Gründe. Außerdem sei die Impfmüdigkeit der Bevölkerung und das Erstarken der Impfgegner nicht auf volle Praxen zurückzuführen, so der Kammerpräsident.
Hausärzte warnen vor Schnellschüssen
Und auch der Deutsche Hausärzteverband reagierte umgehend auf die Andeutung des Ministers. Verbandschef Ulrich Weigeldt kann sich allerdings grundsätzlich ein Mitwirken der Apotheker vorstellen – aber nur ein sehr begrenztes: „Die Apothekerinnen und Apotheker können beim Impfmanagement wichtige Aufgaben übernehmen, beispielsweise indem sie die Patientinnen und Patienten auf bestehende Impflücken hinweisen. Die Impfung selber, muss jedoch ohne Wenn und Aber bei einem Arzt durchgeführt werden.“ Denn: In Einzelfällen könne es aufgrund von Allergien zu Komplikationen kommen. „Hier muss eine Ärztin oder ein Arzt dann unverzüglich eingreifen können“, sagte Weigeldt laut einer Pressemitteilung des Verbandes.
Auch Weigeldt bezweifelt, dass die Impfquoten durch impfende Apotheker verbessert werden können. „Sinnvoller ist es, wenn die Patientinnen und Patienten auch beim Impfen einen eindeutigen Ansprechpartner haben, der die Gesamtverantwortung trägt. Sonst weiß die eine Hand nicht, was die andere tut.“ Und so empfiehlt er: „Statt aufgrund angeblicher Wartezeitenprobleme, die bei den Hausärztinnen und Hausärzten sowieso die absolute Ausnahme sind, Schnellschüsse ins Auge zu fassen, sollte der Fokus darauf liegen, das teilweise chaotische Gesundheitssystem endlich vernünftig zu strukturieren.“
ABDA will Impf-Apotheker nicht lobbyieren
Zu viele Sorgen sollten sich die Mediziner aber nicht machen. Denn die Apotheker selbst sind auch nicht überzeugt vom Vorschlag der impfenden Pharmazeuten – zumindest deren Standesvertretung. Erst im Juni teilte die ABDA mit, dass man das Thema derzeit nicht „lobbyieren“ wolle. Auf der BAH-Mitgliederversammlung hatte auch Karin Maag (CDU), die gesundheitspolitische Sprecherin der Unionsfraktion, erklärt, dass man die Angelegenheit derzeit nicht weiter verfolge, weil die Apotheker das nicht wollen.
5 Kommentare
Reaktion auf Spahn-Rede
von Thomas Eberhardt am 18.10.2018 um 15:20 Uhr
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ich verstehe es einfach nicht
von Hummelmann am 15.10.2018 um 19:49 Uhr
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Mindestens sechs Monate Schluss mit diesem ganzen schnöden Tand!
von Wolfgang Müller am 15.10.2018 um 15:35 Uhr
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Ich
von Peter Lahr am 15.10.2018 um 12:50 Uhr
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War ja klar....
von gabriela aures am 15.10.2018 um 12:45 Uhr
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