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BfR warnt
Melatonin: keine sanfte Einschlafhilfe für Kinder
Nicht für Kinder und Jugendliche, Schwangere und nicht längerfristig unkontrolliert: Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt vor Melatonin in Nahrungsergänzungsmitteln zum Ein- und Durchschlafen.
Von der Zirbeldrüse bei Dunkelheit ausgeschüttet, erleichtert Melatonin das Einschlafen. Bei Schlafstörungen sollen Melatonin-haltige Nahrungsergänzungsmittel diesen Prozess extern als „natürliche“ Einschlafhilfe unterstützen – schließlich ist Melatonin ein körpereigenes Hormon. In Kapseln, Sprays oder Gummibärchen finden Verbraucher:innen Melatonin-Nahrungsergänzungsmittel niederschwellig in Apotheken, Drogerien oder Supermärkten.
Wer sollte Melatonin nicht einnehmen?
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) warnt jedoch in seinem Podcast „Risiko“ vor einer leichtfertigen Anwendung und vor einer längerfristigen unkontrollierten Einnahme von Melatonin. „Lieber nicht“ einnehmen sollten Melatonin zudem Kinder, Schwangere, Stillende sowie Menschen mit Autoimmun-, Leber- und Nierenerkrankungen. Melatonin greife in den Schlaf-Wach-Rhythmus ein, erklärt Dr. Britta Nagl, Ernährungswissenschaftlerin von der BfR-Abteilung „Lebensmittelsicherheit“ im Podcast, könne den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus „durcheinanderbringen“ und die „innere Uhr verstellen“. Durch die Einnahme von Melatonin erreiche man etwa 10- bis 100-fach höhere Melatonin-Konzentrationen als durch die rein natürliche Produktion, erklärt Nagl. Wann Melatonin produziert werde, wie viel und wann die höchste Konzentration vorliege, sei „von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich“, ebenso der Abbau, der interindividuell um den Faktor 10 bis 200 schwanken könne. Deswegen sei es auch schwierig, mit einer Einheitsdosis den Schlaf beeinflussen zu wollen.
„Besonders aufpassen“ sollten auch Menschen mit einem erhöhten Risiko für Typ-2-Diabetes, wenn sie Melatonin längerfristig als Nahrungsergänzungsmittel einnehmen wollen, da Melatonin der aktuellen Studienlage zufolge den Blutzuckerspiegel erhöhen und die Insulin-Ausschüttung reduzieren könne.
Melatonin hat Nebenwirkungen
Weitere unerwünschte Wirkungen, die in Studien auffielen, sind laut Nagl Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen und Albträume sowie Benommenheit und eine Abnahme der Reaktionsfähigkeit am Tag nach der Anwendung. Ein Wechselwirkungspotenzial besteht ebenfalls: So hemmt zum Beispiel Estrogen, das Frauen in den Wechseljahren teilweise anwenden, den Abbau von Melatonin in der Leber.
Dass Melatonin wirkt, haben Zulassungsstudien gezeigt, denn: Melatonin findet sich neben Nahrungsergänzungsmitteln auch in verschreibungspflichtigen Arzneimitteln – für Menschen ab 55 Jahren mit primären Schlafstörungen (z. B. Circadin®), für Kinder mit Autismus-Spektrum-Störungen oder mit Smith-Magenis-Syndrom (Slenyto®), ADHS oder Jetlag (z. B. Pinealin®). Das heißt: In bestimmten Indikationen können Kinder Melatonin anwenden und davon profitieren. Das geschieht jedoch auf ärztliche Verordnung und nicht als Nahrungsergänzung.
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Alle genannten Arzneimittel setzen Melatonin retardiert frei. Nahrungsergänzungsmittel hingegen können – je nach Präparat – Melatonin schnell oder verzögert abgeben oder beide Freisetzungsmechanismen kombinieren. Wirksamkeitsnachweise fehlen, die Hersteller müssen ihr Produkt lediglich beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit anzeigen.
Da für Melatonin in Nahrungsergänzungsmittel keine Höchstmengen festgelegt sind, überschreiten die Dosen teilweise die der verschreibungspflichtigen Präparate. Hinzu kommt, dass bei Nahrungsergänzungsmitteln die enthaltene Dosis verglichen mit der deklarierten Menge schwanken kann, was für Verbraucherinnen und Verbraucher eine zuverlässige Dosierung – unwissentlich – erschwert.
Kinder und Schwangere sollten auf Melatonin verzichten
Der Rat des BfR: Bei Schlafstörungen sollten Betroffene zunächst ärztlichen Rat einholen, und vor allem Kinder und Jugendliche, Schwangere, Stillende und Menschen mit verschiedenen Vorerkrankungen sollten auf die unkontrollierte Einnahme von Produkten mit Melatonin verzichten.
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