Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

24.11.2024, 07:30 Uhr

Der Apothekertag der Zukunft: Schön, dass ihr alle da seid. Lasst uns ein wenig plaudern. Und den Rest regelt eure liebe ABDA (Foto: Alex Schelbert)

Der Apothekertag der Zukunft: Schön, dass ihr alle da seid. Lasst uns ein wenig plaudern. Und den Rest regelt eure liebe ABDA (Foto: Alex Schelbert)


Die Entmachtung der Hauptversammlung des Apothekertags wird kommen, so das Echo aus den Kammern. Denn, mal ehrlich, diese „Macht“ zur Mitsprache habe es doch nie gegeben: Viele Beschlüsse seien bisher in Ausschüsse verwiesen worden und dort „im Sande verlaufen“, heißt es nun ganz offen. Schauen wir in die Zukunft, nach dem Ampel-Aus „gehen wir mit neuem Mut und mit guter Gelassenheit voran“, sagt Verbandschef Hubmann, „neues Spiel, neues Glück“. Wo nimmt er nur diese Zuversicht her? Er weiß schon vor der Wahl, wer an der Spitze des Apothekerverbands stehen wird. Und ja, die Apotheken brauchen eine Soforthilfe. Aber derweil werden erstmal viele Kammern ihre Beiträge ordentlich erhöhen, man braucht Geld fürs ZL und überhaupt. Und Zukunftskonzepte von der ABDA gibt’s obendrauf: Apothekers in der Primärversorgung und Prävention. Und woher kommen Personal und Geld? 

18. November 2024

Die ABDA, die da oben, macht Berufspolitik in Hinterzimmern, vollkommen intransparent – mit solchen Attributen ist die Standespolitik unserer Berufsvertretung bei vielen Apothekerinnen und Apotheker an der Basis besetzt. Und die letzte Krone setzt sich die ABDA selbst noch auf – die Entmachtung der Hauptversammlung des Deutschen Apothekertags: Mit einer Satzungsänderung sollen die Beschlüsse des Apothekertags für das Handeln der Standesvertretung nicht mehr bindend sein, sondern nur noch berücksichtigt werden. Die Hauptversammlung, das „Apothekerparlament“, soll kein Organ der ABDA mehr sein, sondern nur noch eine Institution. Delegierte des letzten Apothekertags wollten dies nicht hinnehmen und brachten einen Adhoc-Antrag ein, mit dem sie die Mitgliederversammlung der ABDA auffordern, diese Änderungen „zu revidieren und weitergehend zu prüfen, inwieweit der Apothekertag als legitimes Gremium der Apothekerschaft ausgebaut und gestärkt werden kann“. Der Vorstoß kam von mehreren Mitgliedern aus dem Umfeld von AByou, den Nachwuchspolitikerinnen und -politikern. Einer von ihnen ist Dr. Robin Brünn von der Landesapothekerkammer Hessen. Statt einer Entmachtung des Apothekertags wünscht er sich eine Weiterentwicklung. Auch er ist der Meinung, dass die ABDA schon jetzt von der Basis weit entfernt sei. Mein liebes Tagebuch, ob sich die ABDA noch weiter abhebt oder ob sie den Adhoc-Antrag ernst nimmt, kann sie nun zeigen. Laut ABDA-Rechtsabteilung muss sich die ABDA allerdings schon jetzt nicht an diesen Antrag halten, da die Mitgliederversammlung (MV) für Satzungsfragen zuständig sei. Also, mein liebes Tagebuch, dann schauen wir, wie sich die MV positionieren wird. Letztlich wäre so ein Antrag auch eine Möglichkeit, über einen Umbau des Apothekertags und seiner Gremien nachzudenken: z. B. in Richtung mehr „Macht“ für die Hauptversammlung – warum sollten die Delegierten nicht das ABDA-Präsidium wählen dürfen? Die Zeit ist reif für Veränderungen!  

 

Auf der Mitgliederversammlung des Apothekerverbands Schleswig-Holstein beklagte der Vorsitzende Hans-Günter Lund, dass Apotheken für die großen Mühen der Apotheken bei der Einführung des E-Rezepts keinen Dank in finanzieller Form bekommen haben. Außerdem gebe es noch immer keinen Referenzvalidator zur Prüfung der E-Rezepte. Und die zehnjährige Speicherung der E-Rezepte komme erschwerend hinzu. Mein liebes Tagebuch, der Referenzvalidator wurde seinerzeit vollmundig angekündigt als Werkzeug, das bei E-Rezepten überprüfen soll, ob der erzeugte Datensatz korrekt ist. In der Tat, es wäre eine smarte Lösung, um Retaxationen zu vermeiden. Aber bis jetzt ist noch kein Validator in Sicht. Und die zehnjährige Speicherung von E-Rezepten den Apotheken aufzubrummen ist ein Unding. Rezepte sind Eigentum der Krankenkassen, sie sollten sie, wie bei den Papierrezepten auch, selbst aufbewahren, sprich speichern. Lund sagte auch, ihm graue vor der elektronischen Patientenakte, die viel Arbeit und Chaos bringen werde. Mein liebes Tagebuch, da warten wir doch mal gelassen auf die neue Regierung, wie sie mit der ePA weiter umgehen wird, denn da ist noch vieles nicht in trockenen Tüchern. Und es wird darauf ankommen, dass die Apothekerschaft deutlich macht: Arbeit muss honoriert werden.

 

Hans-Peter Hubmann, Chef des Deutschen Apothekerverbands, erklärte: Nach dem Ende der Ampel „gehen wir mit neuem Mut und mit guter Gelassenheit voran“. Nach dem Amtsantritt der neuen Regierung müssten die Apotheken eine Soforthilfe einfordern. Mein liebes Tagebuch, woher  nimmt Hubmann seine Zuversicht? „Neues Spiel, neues Glück“, so fasste es Hubmann zusammen. Das trifft es besser – was Apothekers erreichen können, kam und kommt schon immer einem Glücksspiel gleich – und dabei kann man auch verlieren. Also, mein liebes Tagebuch, ob die neue Regierung gleich nach ihrem Amtsantritt den Apotheken eine Soforthilfe zukommen lässt, da habe ich ehrlich gesagt meine großen Zweifel. Die Politriege steht ebenso vor leeren Kassen und Zwängen wie die alte. Das hält Hubmann aber nicht davon ab, neben einer erforderlichen Soforthilfe zusätzliche 2,8 Milliarden Euro für die Apotheken zu fordern. Mein liebes Tagebuch, die wird es so nie geben, da sollten wir uns nichts vormachen. Es wäre vernünftiger, wenn wir mit einem Fahrplan an die Politik herantreten würden, wie wir zukünftig die Apotheken aufgestellt sehen wollen. Wie sieht das Portfolio unseres Leistungskatalogs aus, was können wir der Gesellschaft anbieten und welches Honorar ist hierfür notwendig. Hubmann beschreibt den neuen Kurs der Apotheken so: „Mit neuem Mut und mit guter Gelassenheit gehen wir voran.“ Ob das reicht?

 

19. November 2024

Auch für ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening ist es klar: „Es braucht ein Sofortprogramm, um die finanzielle Schieflage der Apotheken vor Ort zu beenden“. Die ABDA versuchte, dies auf ihrem Stand bei der Delegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen deutlich zu machen. Das Angebot der ABDA: Apotheken könnten eine größere Rolle in der Primärversorgung einnehmen, auch im Bereich der Prävention. Und es gab viele Gespräche der ABDA mit Gesundheitspolitikerinnen und -politikern der Grünen. Mein liebes Tagebuch, was davon bei den Grünen hängen bleibt, ist abzuwarten. Der neue Bundesvorsitzende der Partei, Felix Banaszak, habe „wie alle Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner“ versichert, dass die Partei sich intensiv für die Stärkung der Apotheken einsetzen wolle. Mein liebes Tagebuch, die Worte hören wir wohl, …

 

Ein kleiner Hoffnungsschimmer in der Retaxhölle: Die Schiedsstelle hat entschieden, dass die Retaxgefahr bei Entlassrezepten deutlich reduziert werden soll. Wie genau die Formulierung des Beschlusses aussieht, steht zwar noch nicht fest, aber die zentralen Eckpunkte zeigen, dass Apotheken bei Unklarheiten künftig keine telefonische Rücksprache mehr mit der Ärztin oder dem Arzt halten müssen, nur bei BtM- und T-Rezepten müssen die Apotheken auch künftig genauer hinschauen. Mein liebes Tagebuch, wir warten den ausformulierten Beschluss ab, es besteht Hoffnung, dass die Retaxgefahr bei Entlassrezepten deutlich geringer ausfällt.

 

20. November 2024

Für den Präsidenten der Landesapothekerkammer Brandenburg, Jens Dobbert, ist es klar: Die Apothekerschaft müsse neue Konzepte entwickeln, eine Blockade helfe nicht weiter. So ist es, mein liebes Tagebuch. Und um es noch deutlicher zu machen, sagte er auf der Kammerversammlung auch: Die totale Verweigerung der ABDA, auf die Reformpläne des Ministers mit einem Gegenentwurf zu reagieren, sei aus seiner Sicht falsch gewesen. So habe es im Berliner Apothekerhaus keine Gedankenspiele gegeben, wie man mit dem bestehenden Fachkräftemangel umgehen könne. Die Ärzteschaft habe beispielsweise die Position der „Schwester Agnes“ eingeführt: Sie fährt über Dörfer, kontrolliert bei Patienten den Blutzucker und schaltet bei Problemen die Arztpraxis per Telefon oder Video hinzu. Dobbert fragte, warum gebe es so etwas nicht bei uns. Mein liebes Tagebuch, ja, wo bleibt der „Bruder Jakob“ der Apotheken? Aber mal im Ernst: Apotheken ohne Apotheker wollen wir nicht, aber vielleicht kann man über andere Formen nachdenken, ohne apothekerlose Apotheken heraufzubeschwören. Wovon Dobbert auch überzeugt ist: „Wir müssen weg von der reinen Distribution“. Mein liebes Tagebuch, auch hier können wir ihm nur zustimmen: Päckchen packen machen die Versender. Wir Apothekers bieten den Patienten ein Servicepaket rund um das Arzneimittel – dass kann nur die Apotheke. Und weitergedacht: Eine Vergütung, die nicht nur packungsbezogen sei, schwebt Dobbert vor. Und wie sieht eine Apothekenzukunft aus? Zwar habe die ABDA ein Konzept erarbeitet, aber unzureichend kommuniziert, so kritisierte Dobbert das Kommunikationsverhalten der ABDA. Diskussionsunterlagen seien z. B. erst nach mehrmaliger Aufforderung an die Kammern verschickt worden. Was für den brandenburgischen Kammerpräsidenten auch klar ist: Die erhofften 12 Euro Fixum könne man sich abschminken.

 

Am 11. Dezember kommt die ABDA-Mitgliederversammlung zusammen. Ob dann auch über den Adhoc-Antrag des Apothekertags gesprochen wird, mit dem die Satzungsänderung zur Entmachtung der Hauptversammlung zurückgenommen werden soll, steht noch nicht fest, die Tagesordnung liegt noch nicht vor. Hessens Kammerpräsidentin, Ursula Funke, will aber dafür sorgen, dass diese Angelegenheit auf die Tagesordnung kommt. Mehrere Delegierte der hessischen Kammer hatten den Antrag auf dem Apothekertag eingebracht. Mein liebes Tagebuch, es wäre ein fatales Signal der ABDA, wenn sie sich einer Diskussion dazu entziehen würde.

 

Cathrin Burs, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, meint, der Berufsstand dürfe jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken: „Wir können es uns im Wahlkampf nicht erlauben, flügellahm zu werden.“ Immerhin sei es der Apothekerschaft gelungen, die Landesgesundheitspolitik von der inhabergeführten Präsenzapotheke zu überzeugen und nicht zu überreden. Burs stellte sich hinter die Position der ABDA, dass sie sich nicht auf Verhandlungen mit der Politik eingelassen habe: Man dürfe „die Tür keinen Millimeter öffnen für Apotheken ohne Apotheker“. Vor dem Hintergrund der anstehenden Neuwahl versprach Burs, dass man „jene beim Wort nehme, die uns in dieser schwierigen Zeit Unterstützung zugesichert haben.“ Mein liebes Tagebuch, hoffen wir, dass jene dann keine Gedächtnislücken aufweisen. Auch für die Zukunft stellt sich Burs hinter das ABDA-Konzept: Es gibt Potenzial für die Apotheken in der Prävention und als interprofessionelle Partner für Ärztinnen und Ärzte. Und der Nachwuchs sehne sich nach anspruchsvollen Aufgaben, nach mehr Heilberuflichkeit und weniger Bürokratie. Die Arbeit in der Offizin könnte für junge Approbierte wieder attraktiver werden, meint sie.

 

21. November 2024

In Berlin wird die Angehörigkeit zum Apothekerberuf jährlich fast 300 Euro kosten, und das für jede Apothekerin und Apotheker (Ausnahmen sind nur Nicht-Berufstätige und Rentner). Mein liebes Tagebuch, 294 Euro statt bisher 198 Euro Kammerbeitrag ist viel Holz, ein Plus von rund 50 Prozent. Und wie zu hören war, war ursprünglich sogar ein noch kräftigerer Anstieg geplant. Und warum ist das so? Die DAZ-Bitte um Stellungnahme ließ die Kammer Berlin bisher unbeantwortet. Mein liebes Tagebuch, da regt sich wieder der Gedanke, ob und wie lange wir uns noch den Luxus von17 Apothekerkammern leisten können…

 

Eigentlich soll die elektronische Patientenakte (ePA) für alle am 15. Januar an den Start gehen. Aber die Erfahrung beim E-Rezept hat uns gelehrt: Solche Termine sind nur Termine auf dem Papier, die Realität sah bisher immer anders aus. Auch dieses Mal kursieren Gerüchte, dass dieser Termin wackeln könnte. Software-Hersteller sind z. B. nicht verpflichtet, das Modul für die technische Anbindung der Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser bis zu diesem Stichtag auszurollen. Dies habe allerdings keine Auswirkungen auf die bundesweite Verfügbarkeit der ePA für die Versicherten, die den Zugang zu ihrer ePA von den Krankenkassen erhalten. Mein liebes Tagebuch, ob die Versicherten dann allerdings mitspielen oder ob sie widersprechen, wird sich noch zeigen. Außerdem wären da noch ein paar Datenschutzfragen zu klären. Und die allgemeine Aufklärung darüber, was die ePA ist, will und kann, ist ehrlich gesagt noch mehr als dürftig.

 

Es treibt sie alle um: die geplante Entmachtung der Hauptversammlung des Apothekertags. Kontroversen dazu gab’s auch bei der Hamburger Kammerversammlung. Deren Kammerpräsident, Holger Gnekow, meint, es ändere sich doch eigentlich gar nicht viel, die Beschlüsse des Apothekertags seien doch heute schon nicht wirklich bindend: „Wenn nämlich Anträge in die Rechte der Mitgliederversammlung eingreifen, konnten sie auch bisher schon überstimmt werden“. Mein liebes Tagebuch, und wir dachten, die Delegierten könnten durchaus ein bisschen mitreden und die ABDA-Politik beeinflussen. Umso trauriger, dass der  Hauptversammlung schon immer ein bisschen Demokratie vorgegaukelt wurde. Wird es da nicht erst recht endlich Zeit, die Strukturen des Apothekertags richtig zu reformieren? Dafür konnte  Gnekow sogar einige Ideen vorlegen: Er könnte sich vorstellen, die Arbeit auf dem Apothekertag in Workshops aufzuteilen: Hier könnten dann – mein liebes Tagebuch, wir sagen es mal mit unseren Worten – ABDA-konforme Anträge entwickelt werden, die mit den Zielen der ABDA vereinbar seien. Na, stromlinienförmiger und ABDA-gefälliger kann man’s kaum ausdrücken. Kein Wunder, wenn so viel Geschmeidigkeit von Gnekow für Kritik auf der Hamburger Kammerversammlung sorgte. Sogar der Vorwurf der „Entdemokratisierung“ des Apothekertags wurde laut. Immerhin, mit allem, was von der ABDA kommt, ist Gnekow auch nicht einverstanden, z. B. kann er die deutlich gestiegenen Beiträge nicht nachvollziehen, die die Kammern an die ABDA zahlen müssen – das sei absolut unverständlich angesichts der aktuellen Lage der Apotheken. Außerdem kritisierte er einen auf drei Jahre gestreckten Sonderbeitrag für die geplante Renovierung des Zentrallabors (ZL) in Eschborn. Gnekow: Was bringt uns eigentlich das ZL über die Ringversuche hinaus? Gute Frage, mein liebes Tagebuch, es gibt so viele Baustellen bei der ABDA, das ZL ist eine davon.

 

Die Tagesordnung der nächsten ABDA-Mitgliederversammlung steht – und offenbart: Die geplante Entmachtung der Hauptversammlung steht auf der Tagesordnung und soll diskutiert werden. Klingt erstmal gut. Allerdings, ganz tricky, ein paar Tagesordnungspunkte vorher, ist bereits geplant, die Geschäftsordnung der Hauptversammlung an die Satzungsänderung anzupassen und quasi die Entmachtung abzusegnen. Mein liebes Tagebuch, mal im Ernst, was soll dann noch die spätere Diskussion dazu? Gehören solche Spielchen zum Demokratieverständnis unserer Standesvertretung? Mit dieser Tagesordnung ist klar: Die Satzungsänderung mit der Entmachtung der Hauptversammlung ist gesetzt, man will es so, fertig, aus, basta.

 

Die Rente ist sicher – auch die vom Versorgungswerk Schleswig-Holstein? Im vergangenen Sommer gab es da schon mal einige Verunsicherungen: Kapitalanlagen in Höhe von über 50 Mio. Euro mussten abgeschrieben werden. Aber alles gut, hieß es auf der letzten Kammerversammlung, man sei auf einem guten Weg, gleichwohl es noch noch ein paar offene Punkte beim Umgang mit den problematischen Anlagen gebe. Das Versorgungswerk erklärte, warum und wie es dazu kam: Man wollte in Zeiten negativer Zinsen eben diese vermeiden, legte Geld in nicht grundbuchlich gesicherten Immobilienfinanzierungen an und, oh Schreck, durch einen plötzlichen Zinsanstieg gerieten einige Bauprojekte in Schieflage. Kein Wunder, wenn sich da Ängste breitmachten. Man sei dran, Transparenz über die Anlagen zu schaffen, so hieß es. Man müsse die Bewertung der Projekte abwarten. Die Summe der kritischen Investments sei deutlich geringer als die Reserven des Versorgungswerkes. Die aktuellen Bewertungen durch den Wirtschaftsprüfer stünden noch aus und seien frühestens April 2025 zu erwarten. Also, Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen beruhigte: Sein Vertrauen in das Versorgungswerk sei sogar gewachsen, denn nur wenige Versorgungswerke würden so transparent informieren.


22. November 2024

Na, das rüttelt sich doch, bloß kein Stress: Die Vorstandswahlen beim Deutschen Apothekerverband lösen sich in Harmonie auf – fünf Posten gibt es zu verteilen, sechs Kandidatinnen und Kandidaten waren angetreten. Genau, eine Person zu viel. Also, aus welchen Gründen auch immer, zieht die Präsidentin des Landesapothekerverbands Baden-Württemberg, Tatjana Zambo, ihre Kandidatur zurück. Stefan Fink (Thüringer Apothekerverband) und Berend Groeneveld (Landesapothekerverband Niedersachsen) hatten zuvor bereits erklärt, nicht mehr kandidieren zu wollen. Mit Zambos freiwilligen Rücktritt sind nun, oh Wunder, genau fünf Bewerber übriggeblieben, die „gewählt“ werden können, die Wahl steht also quasi schon fest: Hans-Peter Hubmann und Anke Rüdinger sind das Führungsduo, mit von der Partie sind noch Jan-Niklas Francke, Thomas Preis und Thomas Dittrich. Piep piep piep, wir haben uns alle lieb.

 

Das Thema Kammerbeiträge stand auch bei der Kammerversammlung von Schleswig-Holstein auf der Tagesordnung. Diese Kammer erhebt als einzige in Deutschland einheitliche Beiträge von Apothekeninhabern. Ab 2025 unterliegen diese Beiträge einer Dynamisierung, die sich an der Grundlohnsumme und am Verbraucherpreisindex orientiert. Die Beiträge werden also steigen: Ein Kammermitglied mit Vollzeittätigkeit wird dann mit knapp 250 Euro im Jahr zu Kasse gebeten, der Betriebsstättenbeitrag beträgt 3042 Euro. Und außerdem müssen sich alle an der Sanierung des ZL-Gebäudes in Eschborn beteiligen: 22 Euro pro Mitglied und 277 Euro pro Apotheke. Mein liebes Tagebuch, ob das reichen wird? Und was die Entmachtung der Hauptversammlung des Apothekertags betrifft, erklärte Kammerpräsident Dr. Kai Christiansen, die Hauptversammlung habe auch bisher keine Machtfülle gehabt. Viele Beschlüsse seien in Ausschüsse verwiesen worden und dort „im Sande verlaufen“. Mein liebes Tagebuch, danke, endlich sagt’s mal einer. Nun ja, immerhin konnte ein Delegierter, eine Delegierte vor der Satzungsänderung zumindest noch das Gefühl haben, ein bisschen mitzureden, auch wenn die ABDA-Gremien dann letztlich doch mit den Anträgen machten, was ihnen opportun erschien. Aber nun ist es ausgesprochen: Die „Machtfülle“ des Apothekerparlaments gab es nie, es war eh nur Fake. So viel zur Transparenz und zum Demokratieverständnis bei der ABDA.

 

Soll der Deutsche Apothekertag künftig nur noch in Berlin stattfinden und nicht mehr wie bisher alternierend in München und Düsseldorf? Gute Frage – die Vertreterversammlung der Landesapothekerkammer Baden-Württemberg befasste sich damit. Vielleicht könnte so die Polit-Präsenz auf dem Apothekertag erhöht werden, meinten die Befürworter. Gut gemeint, aber da gibt es doch noch den Kommerz: die Expopharm, mit der ein Apothekertag verwoben sei und die den Apothekertag subventioniere – sie müsste dann immer in Berlin stattfinden. Oder sollte man gar den Apothekertag von der Expopharm entkoppeln? Geht gar nicht, schon aus Kostengründen nicht und außerdem würde die Expopharm als „Spaßfaktor“ für die Delegierten fehlen. Aber kommunikativ gesehen, so die Pressesprecherin der Kammer, sei ein Umzug des Apothekertags nach Berlin durchaus berechtigt. Am Ende der Diskussion sprachen sich die Delegierten mit großer Mehrheit dafür aus, „dass der Deutsche Apothekertag ab 2027 in Berlin stattfinden soll“. Wir werden sehen, ob dies die ABDA goutiert. Mein liebes Tagebuch, die Ortsfrage ist das eine, was allerdings noch wichtiger wäre: Soll der Apothekertag in seinem jetzigen Format wirklich Bestand haben? Braucht es nicht endlich doch mehr Mitsprache der Apothekerinnen und Apotheker? Ein Blick zum Deutschen Ärztetag könnte Anregungen für echte Veränderungen geben – dort dürfen die Delegierten das Präsidium wählen! 

 

Zur erbaulichen Muße am Wochenende: Wie sieht die Rezeptabrechnung der Zukunft aus? In  Zukunft müssten Apothekenrechenzentren und Anbieter wie Scanacs zur Direktabrechnung zeigen, worin der Mehrwert ihrer Lösung liegt, meint der junge Pharmazeut Benedikt Bühler. Im Interview mit dem AWA Wirtschaftsdienst setzt er sich für sein „Lieblingsprojekt“, die Direktabrechnung mit den Kassen, ein. AWA besuchte den Pharmazeuten und wollte von ihm u. a. wissen, wie viel Reibung entsteht, wenn „jugendliche Energie“ auf „antike Standesstrukturen“ trifft. Mein liebes Tagebuch, wir wünschen viel Lesevergnügen. 


Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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4 Kommentare

3042 Euro …pro Jahr

von Ulrich Ströh am 24.11.2024 um 9:19 Uhr

Lieber Herr Ditzel ,
der Betriebsstättenbeitrag in SH für Apotheken beträgt nicht 2042 Euro, sondern - 3042- Euro im kommenden Jahr.
…Manche Apotheken müssen noch auf den Tausender schauen..Ironie aus!

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: 3042 Euro …pro Jahr

von Peter Ditzel am 24.11.2024 um 9:44 Uhr

Vielen Dank für den Hinweis. Ich habe den Tippfehler korrigiert.

Das Wort zum Totensonntag

von Daniela Hänel am 24.11.2024 um 9:09 Uhr

So hätte heute dieser Tagebucheintrag heißen müssen. Das passt dann wunderbar zum Stimmungsbild.

Wer unter diesen Bedingungen und bei der Standespolitik noch motiviert und zuversichtlich in die Zukunft blicken kann, der muss dauerhaft mit Drogen vollgepumpt sein.

Und am meisten ärgere ich mich darüber, dass wir dass alles noch mit unseren Beiträgen finanzieren MÜSSEN.

Meine Gedanken sind heute bei allen Kolleginnen und Kollegen, die aufgrund der politischen und standespolitischen Entscheidungen der letzten 20 Jahre ihre Apotheke schließen mussten oder demnächst werden, somit den eigenen Untergang mitfinanzieren mussten.

Auch wenn ich jetzt wieder verhasst bin und man mich zerfleischen möchte, der Frust ist eben so groß, weil auch ich durch diese Verantwortlichen eine (Herzblut)-Apotheke verloren habe.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mein liebes Tagebuch 24.11.2024, Braucht es nicht endlich doch mehr Mitsprache der Apothekerinnen und Apotheker? Ein Blick zum Deutschen Ärztetag könnte Anregungen für echte Veränderungen geben – dort dürfen die Delegierten das Präsidium wählen!

von Bernd Haase am 24.11.2024 um 8:59 Uhr

Zwanig Jahre unermüdliche Lobbyarbeit von ABDA, Apothekerverbänden, Apothekerkammern, ADA, aber auch ADEXA und BVPTA.

Was ist das Ergebnis davon ?

Müssen sich in der Kosequenz daraus die Mitarbeiter und Inhaber der Öffentlichen Apotheken neu organisieren um Ihre berechtigten Forderungen durchsetzen zu können ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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