Unwirtschaftlich und überholt

BAH fordert Abschaffung der Importförderklausel

Stuttgart / Berlin - 04.09.2018, 12:30 Uhr

Parallelimporte lassen sich innerhalb der EU nicht einfach abschaffen, die Importförderklausel nach SGB V jedoch schon, meint der BAH: (Foto: BAH)

Parallelimporte lassen sich innerhalb der EU nicht einfach abschaffen, die Importförderklausel nach SGB V jedoch schon, meint der BAH: (Foto: BAH)


Importförderklausel verschärft Lieferengpässe

Auf die Frage, ob der BAH eine Abschaffung sowohl der Importquote für den deutschen Apothekenmarkt als auch der Parallelimporte generell befürwortet, antwortet Kortland: „Der BAH befürwortet seit jeher eine Abschaffung der Importförderklausel (§ 129 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGB V), also der Förderung von Parallel- und Reimporten, und damit auch der Importquote für Apotheken gemäß der Rahmenvereinbarung nach § 129 Abs. 2 SGB V.“

Er begründet dieses Statement gleich mehrfach: „Zum einen übertreffen die Einsparungen durch andere Steuerungsinstrumente wie Rabattverträge, Festbeträge oder Herstellerzwangsrabatte im Gesundheitssystem die Einsparungen durch Importe um ein Vielfaches. Zum anderen gefährden die gerade bei Importen immer wieder auftretenden Lieferschwierigkeiten die Patientenversorgung“. Hinzu komme, dass der pharmazeutische Unternehmer wegen des freien Warenverkehrs in Europa die Verbreitung seiner Produkte nur schwer steuern kann. Somit entzögen die Importe letztlich gerade den Ländern, deren Gesundheitsversorgung eigentlich von den dort niedrigeren Produktpreisen profitieren sollte, genau diese Produkte wieder.

Allerdings ist eine Abschaffung von parallelimportierten Arzneimitteln nicht einfach möglich – da dies die Rechtsprechung der Europäischen Gerichtshofes nicht zulasse, so Kortland.

Deutschland zunehmend Ausfuhrland für Parallelimporteure

Diesen Aspekt führt auch der vfa an, jedoch sieht der Verband forschender Arzneimittelhersteller hier zunehmend auch Deutschland im Nachsehen. So argumentiert der vfa, dass Deutschland zunehmend Ausfuhrland für Parallelimporteure ist, was wohl eine zuverlässige Verfügbarkeit von Arzneimitteln hierzulande empfindlich trifft.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

volle Zustimmung zu Beitrag von Herrn Jörg Geller

von Chris am 05.09.2018 um 11:59 Uhr

Herr Geller beleuchtet in der Breite worum es im Kern geht.
Wer dabei auf der Strecke bleibt sind die betroffenen Patienten, um deren Befindlichkeiten (Unsicherheit) sich niemand kümmert. Die Patienten die das gesamte fragile Gesundheitssystem, oder Krankheitssystem ? finanzieren sind in jeder Hinsicht Opfer. Daran wird sich auch durch Skandale kein Jota ändern.

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BAH

von Jörg Geller am 04.09.2018 um 17:42 Uhr

Es liegt in der Natur der Sache, dass Unternehmen kein Interesse an Wettbewerb mit ihren eigenen Marken haben. Seit über 40 Jahren hindert sie dieser Wettbewerb an einer monopolistischen Preisbildung und bringt erhebliche direkte und indirekte Einsparungen für unser Gesundheitssystem. Sicherlich gibt viele Einsparinstrumente. Herstellerrabatte zahlen auch die Importeure und die Einsparungen durch Rabattverträge sind völlig intransparent. Ob diese Verträge letztlich dem Patientenwohl dienen, darf nach dem Valsartan-Skandal durchaus bezweifelt werden.
Wir sehr man sich bemüht, Argumente gegen Importe an den Haaren herbeizuziehen zeigt die Behauptung, die nicht immer vollständige Lieferfähigkeit der Importeure gefährde die Patientenversorgung. Ein Import kann abgegeben werden, wenn er verfügbar ist. Mangelnde Verfügbarkeit sollte doch im Interesse des BAH liegen! Denn immer dann, wenn ein Import nicht verfügbar ist, kommt das entsprechende deutsche Original zum Einsatz, das doch lieferbar sein sollte. Auch das letzte Argument ist schlicht falsch. Arzneimittelhersteller sind keine Wohltäter, sondern gewinnorientierte Wirtschaftsunternehmen. Wenn Märkte nicht den Preis hergeben, den die Unternehmen erwarten, nehmen sie das Präparat vom Markt. Von dieser Möglichkeit wurde auch in Deutschland bereits Gebrauch gemacht. Umso mehr ist das gängige Praxis in Ländern wie zum Beispiel Rumänien oder Bulgarien. Dort bieten zur Zeit Parallelimporteure an, bestimmte dringend benötigte Präparate ohne Profit in europäischen Märkten einzukaufen, die die Hersteller nicht zu liefern bereit sind.

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