Kongresse

Was erwartet uns in den nächsten Jahren?

Kleiner Einblick in eine gefüllte Pipeline

ck | Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz vom Institut für Pharmazeutische Chemie der Goethe-Universität Frankfurt am Main stellte neue Arzneistoffe vor, die in Europa kurz vor der Zulassung stehen.
Foto: DAZ/ck

Prof. Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz

Bemerkenswert sei Teplizumab (Tzield®), ein Anti-CD3-Antikörper, der effektiv das Fortschreiten zum klinischen Typ-1-Diabetes bei Hoch­risikopatienten verlangsamen kann. Teplizumab soll bei Typ-1-Diabetikern so früh wie möglich nach der Diagnose eingesetzt werden, um die Aktivität der autoaggressiven T-Zellen zu modulieren und die weitere Zerstörung der Betazellen zu verzögern.

„Blockbuster-Potenzial“ verspricht sich Schubert-Zsilavecz vom oralen Neurokinin(NK)-3-Rezeptorantagonisten Fezolinetant (Elinzanetant), der die Aktivität des hypothalamischen Thermoregulatonszentrums modulieren kann. Viele Frauen könnten von der hormonfreien Alternative zur Behandlung vasomotorischer Beschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche in den Wechseljahren profitieren.

Gleich mehrere aussichtsreiche Kandidaten mit dermatologischen Indikationen gibt es: Nemolizumab (Mitchga®) greift mit Interleukin 31 das Schlüsselzytokin an, das beim Jucken eine entscheidende Rolle spielt. Gegen Dellwarzen wurde die Zulassung für ein Berdazimer-Gel beantragt, das über die Speicherung und kontrollierte Freisetzung von Stickstoffmonoxid (NO) wirkt. Technologisch interessant ist das Polysiloxan-basierte NO-Releasingmolekül in ein protisches Hydrogel eingebettet. Im sauren Milieu wird kontrolliert die NONOat-Gruppe protoniert und setzt zwei Moleküle NO frei.

Mit Delgocitinib wird für das chro­nische Handekzem ein topischer JAK-Inhibitor entwickelt, der alle vier Enzyme der Januskinasen(JAK)-Familie hemmt: JAK1, JAK2, JAK3 und TYK2-Kinase. |

Ausgezeichnetes Daridorexant

Foto: DAZ/ck

Ralph Hüffer, Mitglied der Geschäftsleitung der Idorsia Pharmaceuticals Germany, erhielt den PZ-Innovationspreis von Sven Siebenand, Chefredakteur der PZ (v. r.).

2022 sind 49 neue Wirkstoffe auf den Markt gekommen, mehr als die Hälfte davon werden als Sprunginnovation bezeichnet. Nach Meinung der Jury des PZ-Innovationspreises und vieler Apothekerinnen und Apotheker kamen mit Daridorexant zur Behandlung der Insomnie (Quviviq™, dualer Orexin-Rezeptor­antagonist), Finerenon zur Behandlung der chronischen Nierenerkrankung (Kerendia, nicht-steroidaler selektiver Antagonist des Mineralocorticoid-Rezeptors) und Tezepelumab gegen schweres Asthma (Tezspire®, humaner monoklonaler Antikörper gegen das epitheliale Zytokin Thymus-Stroma-Lymphopoietin [TSLP]) drei Wirkstoffe in die engere Auswahl für die Auszeichnung. Die Entscheidung fiel auf den ersten dualen Orexin-Rezeptorantagonist (DORA) und damit auf ein neues Wirkprinzip zur Behandlung von Schlafstörungen. Daridorexant ist zugelassen zur Behandlung von Erwachsenen mit Insomnie, deren Symptome seit mindestens drei Monaten anhalten. Der duale Antagonist an Orexin-1- und -2-Rezeptoren besitzt einen innovativen und ursächlichen Wirkmechanismus und normalisiert überaktive Wachheitssignale im Gehirn, so PZ-Chefredakteur Sven Siebenand. Im Gegensatz zu Benzodiazepinen und Z-Substanzen findet keine allgemeine Hemmung der Gehirnaktivität statt, die Schlafarchitektur wird nicht beeinflusst. Das objektive und subjektive Ein- und Durchschlafen wird signifikant verbessert. Von Vorteil sei, dass Daridorexant nach derzeitigem Kenntnisstand weder Hangover-Effekte, Dyspnoe noch eine relevante körperliche Abhängigkeit auslöst.

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