Pandemie Spezial

Fortschritte bei oraler COVID-19-Therapie

Behandlungserfolge mit Pfizer-Medikament Paxlovid, Molnupiravir in Großbritannien zugelassen

cm/ck | Paxlovid™, eine fixe orale Kombination aus Ritonavir und dem Protease­inhibitor PF-07321332, kann das Risiko für COVID-19-bedingte Krankenhauseinweisungen oder Tod um 89% reduzieren, so aktuelle Studienergebnisse. Der Hersteller Pfizer plant nun die Zulassung. Eine Impfung kann die Tablette allerdings nicht ersetzen.

In Paxlovid™ kombiniert Pfizer zwei Wirkstoffe: PF-07321332 plus Rito­navir. PF-07321332 hemmt als SARS-CoV-2-3CL-Proteaseinhibitor die für die Vermehrung von SARS-CoV-2 wichtige Protease 3CL. Ist diese Protease blockiert, wird auch die Virusvermehrung gestört. Ritonavir ist zwar ebenfalls ein Virostatikum, fungiert in Kombination mit PF-07321332 jedoch als Booster für diesen Wirkstoff. Es blockiert den Abbau von PF-07321332 und verlängert dadurch die Wirkdauer des Protease­Inhibitors, sodass die Dosis reduziert werden kann.

Weniger Krankenhaus­einweisungen und Tod

Den am 5. November 2021 bekannt gegebenen positiven Zwischenergebnissen der Phase-II/III-Studie „Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in High-Risk-Patients (EPIC-HR)“ zufolge soll Paxlovid™ gut wirken. In dieser randomisierten doppelblinden Studie möchte Pfizer mehr über die Sicherheit und Wirksamkeit von Paxlovid™ zur Behandlung von nicht hospitalisierten SARS-CoV-2-Infizierten erfahren, die ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf ­haben. Der primäre Endpunkt der EPIC-HR-Studie ist der Anteil der ­Teilnehmer mit COVID-19-bedingter Krankenhauseinweisung oder Tod durch jegliche Ursache. In der ­Studiengruppe nahmen die COVID-19-Patienten (bestätigte SARS-CoV-2-Infektion und erste Symptome innerhalb von fünf Tagen vor Randomisierung und mindestens ein typisches COVID-19-Symptom am Tag der Randomisierung sowie mindestens ein Risikofaktor für schweren Verlauf) entweder die antivirale Kombination Paxlovid™ (zweimal täglich für fünf Tage) oder Placebo ein. Erhielten die COVID-19-Patienten ihre Therapie innerhalb von drei Tagen nach Sym­ptombeginn, mussten nur drei der 389 Paxlovid™-Patienten ins Krankenhaus einge­wiesen werden (0,8%), in der Placebo-Gruppe kamen 27 Patienten von 385 ins Krankenhaus (7%). Während es in der Paxlovid™-Gruppe keinen Todesfall gab, starben in der Placebo-Gruppe zehn Patienten. Damit reduzierte Paxlovid™ Pfizer zufolge das Risiko einer COVID-19-bedingten Krankenhauseinweisung oder von Tod signifikant um 89%. Ausgewertet wurde 28 Tage nach Studienbeginn. Ähnlich waren die Ergebnisse, wenn die Patienten innerhalb von fünf Tagen nach Symptom­beginn Paxlovid™ einnahmen.

Für Nicht-Risikopatienten und zur Postexpositionsprophylaxe

Pfizer untersucht Paxlovid™ nicht nur zur Behandlung von COVID-19 bei Risikopatienten. Es laufen zwei weitere klinische Phase-II/III-Studien mit der neuen Wirkstoffkombination: Im August begann die EPIC-SR(Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in Standard-Risk-Patients)-Studie, in der Pfizer Daten zur Therapie bei bestätigt mit SARS-CoV-2 Infizierten sammelt, die jedoch kein Risiko für schwere COVID-19-Verläufe aufweisen.

Seit September 2021 untersucht Pfizer zudem in der EPIC-PEP(Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in Post-Exposure Prophylaxis)-Studie Sicherheit und Wirksamkeit von Paxlovid™ zur Postexpositions­prophylaxe. Aus diesen Studien liegen noch keine Interimsergebnisse vor.

Molnupiravir als erste orale COVID-19-Therapie zugelassen

Pfizer ist nicht das einzige Unternehmen, das an oralen Therapien bei COVID-19 forscht: Die Firmen Merck Sharp & Dohme (MSD) und Ridgeback Biotherapeutics haben gemeinsam Molnupiravir (Lagevrio®) entwickelt, das am 4. November 2021 von der britischen Arzneimittelbehörde Medicines and Healthcare Products Regulatory Agency als erstes orales antivirales Arzneimittel gegen COVID-19 zugelassen wurde. Eingesetzt werden darf es dort nun zur Behandlung von COVID-19-Patienten mit milden und mittelschweren Verläufen, um das Risiko für Krankenhauseinweisung und Tod zu verringern. Auch die EMA prüft Molnupiravir bereits in einem Rolling-Review-Verfahren. Das Prodrug des Nukleosidanalogons N4-Hydroxycytidin hemmt durch Induktion von Kopier­fehlern die Virusreplikation von SARS-CoV-2. Einen ähnlichen Wirkmechanismus hat Remdesivir (Veklury®), das in der EU bereits zugelassen ist, das aber nicht oral appliziert werden kann. Molnupiravir ist am wirksamsten, wenn es im frühen Stadium der Infektion eingenommen wird. Es soll daher so bald wie möglich nach einem positiven Corona-Test und innerhalb von fünf Tagen nach Auftreten der Symptome eingesetzt werden. |

Literatur

Pfizer´s novel COVID-19 oral antiviral treatment candidate reduced risk of hospitalization or death by 89% in interims analysis of phase 2/3 EPIC-HR-study. Information der Pfizer Inc. vom 5. November 2021, www.pfizer.com

COVID-19: EMA and Heads of Medicines Agencies update on molnupiravir. 8. November 2021, EMA/629318/2021

Das könnte Sie auch interessieren

PF-07321332 plus Ritonavir wird generisch

Pfizer beantragt US-Notfallzulassung für Paxlovid

Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

Corona-Ticker

Wichtiges zu SARS-CoV-2 in Kürze

Corona-Ticker

Pfizer-Arzneimittel gegen COVID-19

EMA prüft Zulassung von Paxlovid

Selektionsdruck fördert Mutanten – AkdÄ fordert weitere klinische Studien

Paxlovid unter Beobachtung

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.