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Corona-Antikörper – wo stehen wir?

Ein Blick auf die Kandidaten in klinischer Prüfung

cel | Sowohl im Rolling-Review- als auch im normalen Zulassungsverfahren befinden sich Antikörper, die zur Prophylaxe und/oder Therapie von COVID-19 entwickelt wurden. Der Antrag für Bamlanivimab und Etesevimab wurde inzwischen von Ely Lilly zurückgezogen. Wie ist der Stand bei den anderen Kandidaten?

In der EU ist bislang noch kein SARS-CoV-2-Antikörper zugelassen, die EMA prüft aber bereits entsprechende COVID-19-Therapeutika sowohl im normalen Zulassungs- als auch im Rolling-Review-Verfahren.

Casirivimab und Imdevimab in Ronapreve®

Wichtig für die EU sind derzeit vor allem die Antikörper-Duos Casirivimab plus Imdevimab (REGN-COV2) und Tixagevimab plus Cilgavimab. Casirivimab und Imdevimab stammen von Regeneron und Roche, der Handelsname ist Ronapreve®. Das Rolling-Review-Verfahren bei der EMA für Casirivimab und Imdevimab läuft seit 1. Februar 2021, und Roche hat für Ronapreve® mittlerweile (11. Oktober) einen Zulassungsantrag gestellt. Beide Antikörper binden an das Spike-Protein von SARS-CoV-2 mit dem Ziel, das Andocken an die Wirtszelle zu verhindern. Die Bindungsstellen der beiden Antikörper unterscheiden sich, was die Wirksamkeit erhöhen soll. Eingesetzt werden soll die Antikörperkombination zur Behandlung von COVID-19 bei Erwachsenen und Jugend­lichen ab zwölf Jahren, die keine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen und bei denen ein erhöhtes Risiko für schweres COVID-19 besteht. Zudem will Roche auch die Zulassung von ­Ronapreve® für die Prävention von ­COVID-19 bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren. Verabreicht werden Casirivimab und Imdevimab als intravenöse Infusion oder subkutane Injektion.

Foto: Kateryna_Kon/AdobeStock

Der Humanarzneimittelausschuss der EMA (CHMP) hat bereits am 26. Februar 2021 Empfehlungen zum Einsatz des Antikörper-Duos ausgesprochen. Casirivimab und Imdevimab können nach wissenschaftlicher Einschätzung des CHMP bei Patienten mit bestätigtem COVID-19, die keinen Sauerstoff benötigen, aber ein hohes Risiko für schweres COVID-19 haben, auch ohne Zulassung angewendet werden. Mit dieser Empfehlung wollte die EMA ­allen EU-Staaten eine wissenschaftliche und einheitliche Grundlage für die mögliche Verwendung der Antikörper auch vor Marktzulassung geben, um die Länder in der Anwendung zu unterstützen.

Darüber hinaus sprach sich auch ein Gremium der WHO, das für die Entwicklung von Leitlinien zuständig ist, am 24. September 2021 für die Antikörperbehandlung mit Casirivimab/Imdevimab aus: Neben der Behandlung von schwer und kritisch an COVID-19 erkrankten Patienten (ohne Antikörper gegen SARS-CoV-2) sollen auch SARS-CoV-2-infizierte Patienten mit nicht schwerem COVID-19 – aber hohem Risiko für Krankenhauseinweisungen – den Antikörper-Cocktail aus Casirivimab und Imdevimab erhalten, um einen schweren Verlauf zu verhindern. Damit empfahl die WHO erstmals SARS-CoV-2-Antikörper zur Prophylaxe von schwerem COVID-19 und nicht lediglich zur Behandlung.

Tixagevimab und Cilgavimab in Evusheld®

Tixagevimab und Cilgavimab – Handelsname Evusheld® – sind aus der Pipeline von AstraZeneca. Für diesen Antikörper-Cocktail startete die EMA das Rolling-Review-Verfahren am 14. Oktober. Auch ihre Zielstruktur ist das Spike-Protein von SARS-CoV-2 (jeweils unterschiedliche Bindungsstellen). AstraZeneca hat Tixagevimab und Cilgavimab (auch bekannt als AZD7442) als „Long acting Antibodies“ (LAABs) entwickelt – sie sollen eine verglichen mit natürlichen Antikörpern dreifache Halbwertszeit und Wirkdauer aufweisen. Eine einmalige Verabreichung könnte damit bis zu zwölf Monate lang vor COVID-19 schützen. Evusheld® soll zu einer ­Option für Menschen werden, die sich nicht gegen COVID-19 impfen ­lassen können, und zur Prävention von COVID-19 bei Erwachsenen angewendet werden. Ein Vorteil dürfte die intramuskuläre Injektion sein, die eine Verabreichung auch im ambulanten Bereich recht einfach ermöglicht.

Zurückgezogen: Bamlanivimab und Etesevimab

Seit 11. März lief zudem ein Rolling-Review-Verfahren bei der EMA zu den monoklonalen Antikörpern Bamlanivimab und Etesevimab – sie stammen von Eli Lilly. Wie bei Casirivimab/Imdevimab hat auch hier das CHMP der EMA bereits am 5. März 2021 Empfehlungen zum Einsatz des Antikörper-Duos ausgesprochen, dass dieses bei bestätigtem COVID-19 bei Patienten, die keinen Sauerstoff benötigen, aber ein hohes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben, auch ohne Zulassung angewendet werden kann. Allerdings informierte die EMA am 2. November 2021, dass sie die fortlaufende Überprüfung von Bamlanivimab und Etesevimab beendet hat. Lilly hatte den Antrag der EMA zufolge zurückgezogen. Die Rücknahme des Antrags wirkt sich nicht auf die im März ausgesprochenen Empfehlungen aus: „Die Patienten können die Arzneimittel weiterhin auf der Grundlage der nationalen Regelungen erhalten“, erklärt die EMA.

Regdanvimab in Regkirona®

Neben den Antikörper-Duos gibt es auch Antikörper-Monopräparate: Regdanvimab (Regkirona®) von Celltrion. Das Rolling-Review-Verfahren startete am 24. Februar 2021, die Empfehlungen zur Anwendung noch vor Marktzulassung zur Behandlung von erwachsenen COVID-19-Patienten ohne Sauerstofftherapiebedarf, aber mit hohem Risiko für eine schwere Erkrankung, folgten am 26. März 2021. Am 4. Oktober reichte Celltrion nun den Antrag auf Zulassung ein. Eingesetzt werden soll Regdanvimab (auch bekannt als CT-P59) zur Behandlung von Erwachsenen mit ­COVID-19, die keine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen und bei denen ein erhöhtes Risiko für das Fortschreiten zu schwerem COVID-19 besteht.

Sotrovimab

Sotrovimab ist ein weiterer monoklonaler Antikörper, der das Spike-Protein von SARS-CoV-2 adressiert. Seit 7. Mai 2021 läuft das Rolling-Review-Verfahren, die Empfehlung zum Einsatz noch vor Marktzulassung erfolgte am 21. Mai 2021. ­Sotrovimab (auch bekannt als VIR-7831 oder GSK4182136 aus der Pipeline von GlaxoSmithKline und Vir Biotechnology darf nach wissenschaftlicher Einschätzung der EMA bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren und einem Körpergewicht von mindestens 40 Kilogramm zur Behandlung von COVID-19 eingesetzt werden, wenn diese keine zusätzliche Sauerstofftherapie benötigen, jedoch ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Sotrovimab wird als intravenöse Infusion verabreicht. |

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