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Sauberes Trinkwasser auch unterwegs

Wie man als Reisender belastetes Wasser wieder trinkbar machen kann

Etwa die Hälfte der Fernreisenden leidet an Durchfallerkrankungen – und oft ist verunreinigtes Trinkwasser Schuld. Dabei lässt sich auf Reisen mit einfachen Mitteln sauberes, hygienisch einwandfreies Wasser gewinnen.

Die alte Redewendung: „Boil it, cook it, peel it or forget it“ (Koch es, brat es, schäl es oder vergiss es) hat auch heute nicht an Bedeutung verloren. Noch immer haben über eine Milliarde Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Auch Reisende, die entlegene Regionen Afrikas, Südamerikas oder Asiens erkunden, werden mit der mangelnden Trinkwasserqualität konfrontiert. Toxin-bildende Enterobakterien wie Escherichia coli, Shigellen oder Salmonellen sind die häufigsten Ursachen für Durchfallerkrankungen. Zudem finden sich im Wasser Protozoen und Viren, vor allem Hepatitis-A- und Hepatitis-E- sowie Rota-, Noro- und Polio-Viren. Aber auch Schadstoffe wie Schwermetalle, Herbizide und Pestizide belasten Grund- und Trinkwasser. Die Aufbereitung des Trinkwassers soll primär vorhandene Krankheitserreger abtöten und chemische Verunreinigungen eliminieren. Zunächst muss aber darauf geachtet werden, Trüb- und Schwebstoffe aus dem Wasser zu entfernen, da diese die Wirkung von Desinfektionsmitteln durch Adsorption vermindern können. Zu Beginn der Trinkwassergewinnung steht daher das Filtern mit einer Porengröße von 0,2 mm. So können Schwebstoffe, Protozoen, Wurmeier und größere Bakterien entfernt werden, nicht jedoch kleinere Keime oder Viren. Häufig verwendet werden Keramikfilter mit hoher Lebensdauer, Glasfaserfilter mit hohem Aufnahmevermögen oder Aktivkohlefilter, die besonders für die Entfernung organischer Substanzen aus dem Wasser geeignet sind. Das wohl älteste Verfahren zur Trinkwassergewinnung ist das Abkochen für mindestens eine Minute. Das gilt jedoch nicht bei Aufenthalt in großer Höhe, da der geringere Luftdruck das Wasser schon bei niedrigen Temperaturen sieden lässt. Ab einer Höhe von 2000 Metern über dem Meeresspiegel sollte eine Kochzeit von mindestens drei Minuten eingehalten werden. Beim Abkochen werden aber Schwebstoffe, Schwermetalle oder Pestizide nicht eliminiert. Nachteilig ist, dass für das Erhitzen des Wassers viel Energie gebraucht wird, daher ist das Abkochen für größere Wassermengen ungeeignet.

Foto: Eric Isselée – Fotolia.com

Vorsicht mit dem Trinkwasser Wasserfilter und chemische oder physikalische Präparate zur Trinkwasserdesinfektion sollten in einer Reiseapotheke enthalten sein.

Chemisches Desinfizieren

Als Desinfektionsmittel werden bevorzugt Halogene eingesetzt, die auch mit Silber (z. B. Micropur® Classic) kombiniert werden, sofern das Wasser längerfristig aseptisch gehalten werden soll. Chlor (z. B. Micropur® Forte, hier in Kombination mit Silber) und Iod üben eine oxidierende Wirkung auf Mikroorganismen aus und töten diese hierdurch ab. Halogenhaltige Pulver, Lösungen oder Tabletten werden dem Wasser zugesetzt und sollen mindestens 30 Minuten einwirken, wobei eine verlängerte Einwirkzeit von zwei Stunden gegeben sein muss, sollten sich widerstandsfähigere Protozoen im Trinkwasser befinden. Dabei ist darauf zu achten, dass Chlor im alkalischen Milieu seine Wirksamkeit verliert und chlorhaltiges Wasser unangenehm schmeckt. Dieser Geschmack lässt sich mit Thiosulfat (z. B. Micropur ®Antichlor) neutralisieren. Iod kann als 2%ige Lösung in der Apotheke angefertigt werden. Etwa fünf Tropfen reichen aus, um einen Liter verkeimtes Wasser wieder trinkbar zu machen. Die Zugabe von Ascorbinsäure als Reduktionsmittel überführt nach der Desinfektion vorhandenes Iod in geschmackloses Iodid. Die Wirkung von Iod ist jedoch temperaturabhängig: Bei 25 °C ist eine 30minütige Einwirkzeit notwendig, bei jeder Abnahme um 10 °C verdoppelt sich diese Zeit. Iod sollte darüber hinaus nicht längerfristig angewandt werden, da die Schilddrüsenfunktion gestört werden kann. Auch während der Schwangerschaft sollte Iod nicht sorglos eingenommen werden. Die Bestrahlung mit UV-Licht ist ebenfalls wirksam gegen Bakterien und Viren. Dazu muss das Wasser in einer ungefärbten PET-Plastikflasche über mehrere Stunden dem direkten Sonnenlicht ausgesetzt werden, wobei Mikroben durch Temperatur und UVA-Licht eliminiert werden. Neuere Methoden wie Batterie-­betriebene UV-Lampen als Flaschenaufsatz (SteriPen®-Produkte) erlauben auch die UV-Desinfektion für unterwegs. |

Apotheker Dr. André Said

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