Schwerpunkt Reisen

Sicher reisen in Sri Lanka

Tipps: Impfschutz, Infektionsprophylaxe und Apotheken vor Ort

Foto: kyslynskyy – Fotolia.com
Von Helga Blasius | Asien als Ganzes in einem einzigen ­Reisebeitrag zu erfassen, wäre ein allzu ehrgeiziges Unterfangen. Zu vielfältig sind die Klimazonen und Landschaften, die wirtschaftlichen und die Gesundheitsstandards. In diesem Beitrag soll der Fokus auf Sri Lanka liegen. Der kleine Inselstaat im Indischen Ozean gehört zu den beliebtesten Reisezielen in Asien. Das war nicht immer so. Über 30 Jahre Bürgerkrieg und die verheerenden Folgen der Flutkatastrophe im Jahr 2004 haben dem Land schwer zugesetzt. Seit einigen Jahren geht es wieder aufwärts. Was sollten Reisende, die Sri Lanka erkunden wollen, wissen und beachten?

Land und Leute

Zunächst ein paar knappe Fakten zu Land und Leuten: Die Republik Sri Lanka, die bis 1972 Ceylon hieß und zum Britischen Commonwealth gehört, hat 22 Millionen Einwohner. Die dominierende Bevölkerungsgruppe stellen mit rund drei Vierteln die Singhalesen. Die größte Minderheit sind die Tamilen mit etwa 15 Prozent der Bevölkerung. Zwischen 1983 und 2009 tobte ein offener Bürgerkrieg zwischen tamilischen Separatisten und der überwiegend singhalesischen Zentralregierung. Heute ist Sri Lanka eine Nation mit vielen Ethnien und Religionen. Die bedeutendsten sind neben dem Buddhismus der Hinduismus, das Christentum und der Islam.

Vielfältige Flora und Fauna

Das Klima Sri Lankas ist tropisch. Die Durchschnittsjahrestemperatur für das gesamte Land liegt bei 28 bis 30 °C. Allein das kann für Kreislauf-sensible Touristen schon eine Herausforderung sein. Naturliebhaber kommen in Sri Lanka besonders auf ihre Kosten. Mit seiner großen Zahl an bedrohten endemischen Pflanzen- und Tierarten ist die Insel einer der Biodiversität-Hotspots in Asien. Eine besondere Attraktion sind größere noch wild lebende Bestände der stark gefährdeten asiatischen Elefanten. Außerdem ist Sri Lanka weltweit bekannt für seinen schwarzen Tee, den Ceylon-Tee. 2012 war das kleine Land gemessen an der Menge der drittgrößte Exporteur von Tee weltweit hinter der Volksrepublik China und Indien.

Ayurveda: Vorsicht bei Medikamenten

Ein weiteres Kulturgut Sri Lankas ist die ayurvedische Heilkunst. Ayurveda-Ärzte müssen ebenso wie westlich ausgebildete Mediziner, fünfeinhalb Jahre lang studiert haben und danach ein Staatsexamen ablegen. Bereits der Bachelor schafft die Berechtigung, als „Doctor of Ayurveda“, respektive Vaidya (traditioneller Ayurveda-Arzt) zu praktizieren und zusätzlich zu ayurvedischen Präparaten auch rezeptpflichtige Medikamente zu verschreiben. Wer die ayurvedische Medizin einmal selbst ausprobieren möchte, sollte Folgendes beachten: Es wird dringend davon abgeraten, bei ayurvedischen Behandlungen unzertifizierte ayurvedische Medikamente einzunehmen. Außerdem sollten die Präparate weder Arsen noch Schwermetalle als Wirkstoffe enthalten. In der medizinischen Fachliteratur und in den Medien finden sich immer wieder Mitteilungen über entsprechende Vergiftungen, auch aus Sri Lanka.

Einreise aus Gelbfieber-Gebiet?

Für Reisende mit einem Direktflug aus Europa sind keinerlei Impfungen vorgeschrieben. Bei einem vorherigen Zwischenaufenthalt in einem Gelbfieber-Endemiegebiet innerhalb der letzten sechs Tage vor Einreise oder einem Umstieg in einem solchen Land, der länger als zwölf Stunden dauert, wird bei der Einreise eine gültige Gelbfieber-Impfbescheinigung verlangt (außer für Kinder unter 9 Monaten). Diese Regelung betrifft die Mehrzahl der afrikanischen und südamerikanischen Staaten.

Impfen abhängig von den Reisebedingungen

Wogegen sich Sri-Lanka-Reisende möglichst impfen lassen sollten, hängt davon ab, wie tief sie in das Land „eintauchen“ möchten (Tab. 1). Nicht jeder kommt als „Fünf-Sterne-Tourist“ dorthin.

Tab. 1: Schutzimpfungen vor Reisen nach Sri Lanka: Empfehlungen je nach Reisebedingung (Quelle: Centrum für Reisemedizin, CRM)
Impfschutz gegen
Reisebedingung
1
2
3
Hepatitis A
+
+
+
Typhus
+
+
+
Hepatitis B*
+
+
Tollwut**
+
+
Cholera***
+
+
Japanische Enzephalitis****
+
Meningokokken, Serotypen A, C, W135, Y*****
+

* bei Langzeitaufenthalten oder engerem Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung; ** bei vorhersehbarem Umgang mit Tieren*** zum Schutz gegen Reisediarrrhö; **** bei besonderen Aufenthalts­bedingungen in bestimmten ländlichen Gebieten***** bei engerem Kontakt zur einheimischen Bevölkerung

Reisebedingung 1: Individualreisenden mit dem Rucksack und einfachen Quartieren oder auch Camping-Reisenden empfiehlt das Centrum für Reisemedizin (CRM) ein umfangreicheres Programm an Schutzimpfungen. Dasselbe gilt für Langzeitaufenthalte, praktische Tätigkeiten im Gesundheits- oder Sozialwesen, die mit einem engen Kontakt zur einheimischen Bevölkerung verbunden sind. Hier wäre auch an die Freiwilligenarbeit zu denken, die gerade bei Abiturienten sehr beliebt ist.

Reisebedingung 2: Bei Aufenthalt in Städten oder touristischen Zentren und Unterkunft/Verpflegung in Hotels und Restaurants mittleren bis gehobenen Standards mit organisierten Ausflügen ins Landesinnere, wie dies bei Pauschalreisen üblich ist, reichen weniger Impfungen.

Reisebedingung 3: Wer sich ausschließlich in Großstädten oder Touristikzentren aufhält und dort in Hotels und Restaurants mit einem gehobenen bzw. europäischen Standard schläft und isst, kommt laut CRM mit Impfungen gegen Hepatitis A und Typhus aus.

Infektionsrisiken

Tollwut. In Sri Lanka gibt es eine große Population verwilderter Hunde. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes besteht deswegen landesweit ein Risiko für Bissverletzungen und Übertragung einer Tollwut. Deswegen sollte vor Reiseantritt vorbeugend dagegen geimpft werden. Die auch nach einem Biss notwendige, unverzügliche „Auffrischung“ kann dann gegebenenfalls vor Ort durchgeführt werden.

Cholera, Durchfall- und Darmerkrankungen. Die Cholera kommt in Sri Lanka vor, betrifft aber nur den ärmsten Teil der Bevölkerung, mit dem die meisten Touristen wahrscheinlich nicht in Berührung kommen. Die Cholera-Schluckimpfung hat allerdings den Vorteil, dass sie zu einem gewissen Maß auch vor Reisedurchfall schützt. Ein Infektionsrisiko für Salmonellen (Typhus u. a.), Shigellen, Amöben, Lamblien und Wurmparasiten besteht laut Auswärtigem Amt landesweit.

Japanische Enzephalitis. Die Japanische Enzephalitis (JE) ist eine Entzündung des Gehirns, die von Viren verursacht wird. Diese werden von nachtaktiven Stechmücken übertragen. Erkrankungen beim Menschen sind eher selten, verlaufen dann aber häufig schwer und hinterlassen bleibende Schäden oder enden sogar tödlich. Gegen JE-Viren gibt es keine wirksamen Medikamente. Deshalb sind ein sorgfältiger Mückenschutz und gegebenenfalls eine vorbeugende Schutzimpfung besonders wichtig. Ein wenn auch nur geringes Übertragungsrisiko für JE besteht in Sri Lanka vor allem in ländlichen Gebieten.

Malaria. Die Malaria ist in Sri Lanka stark rückläufig. Es werden nur noch Einzelfälle aus dem Norden, Osten und Südwesten des Landes gemeldet. Dabei handelt es sich überwiegend um die nur selten lebensbedrohliche, durch Plasmodium vivax verursachte Malaria tertiana. Ein konsequenter Mückenschutz in den Abend- und Nachtstunden verringert das Malariarisiko erheblich (Expositionsprophylaxe).

Dengue und Chikungunya. Die grippeähnliche, von Tigermücken übertragene Viruskrankheit Dengue kommt in Sri Lanka regelmäßig vor. Sie wird durch den Stich tagaktiver Mücken übertragen. Die Beschwerden in Form von Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen und ein Hautausschlag können mit denen einer Malaria oder Grippe verwechselt werden. In Einzelfällen können schwere Verläufe mit ernsthaften Gesundheitsschäden oder Todesfolge auftreten. Es gibt keine Impfung und keine wirksamen Medikamente gegen die Dengue-Viren. Mit einem Übertragungsrisiko ist landesweit zu rechnen, besonders während und nach der Regenzeit. Zur gleichen Zeit wie Dengue können Chikungunya-Infektionen auftreten. Die Viren nehmen denselben Übertragungsweg. Ähnlich wie für Malaria ist auch tagsüber eine sorgfältige Expositionsprophylaxe angebracht.

Allgemeinen Impfschutz überprüfen

Das Auswärtige Amt empfiehlt außerdem, die Standardimpfungen gemäß dem aktuellen Impfkalender des Robert Koch-Institutes zu überprüfen und gegebenenfalls zu vervollständigen. Dazu gehören für Erwachsene die Impfungen gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis, ggf. auch gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR) sowie gegen Influenza (Grippe) und Pneumokokken.

Reiseimpfungen aufgrund nicht beruflicher Auslandsaufenthalte werden in der Regel nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt. Die Kostenübernahme sollte individuell mit dem Versicherer besprochen werden. Außerdem sollten Reiseimpfungen frühzeitig geplant werden, ­cave: Lieferengpässe bei Vakzinen.

Medizinische Versorgung unterschiedlich

Die medizinische Versorgung ist in Sri Lanka in den großen Städten und Tourismuszentren ausreichend bis gut, auch wenn sie nicht überall europäischem Standard entspricht. Auf dem Land muss mit erheblichen Engpässen bei der ärztlichen und medikamentösen Versorgung gerechnet werden. Zur Vorauszahlung möglicher Krankenhaus- bzw. Arzt­kosten wird häufig die Vorlage einer Kreditkarte verlangt, auch wenn eine gültige Auslandskrankenversicherung besteht. Außerdem rät das Auswärtige Amt dringend dazu, eine Reiserückholversicherung abzuschließen.

Checkliste für Apothekenbesuch

Wer regelmäßig Arzneimittel einnehmen muss, sollte diese in ausreichender Menge nach Sri Lanka mitbringen und sich für die Einreise die Notwendigkeit von seinem Arzt auf Englisch bescheinigen lassen. Wenn doch einmal etwas fehlt oder Beschwerden auftreten, denen mit der „obligatorischen“ Reiseapotheke nicht abgeholfen werden kann, bleibt der Gang in eine Apotheke vor Ort. Die Arzneimittelbehörde von Sri Lanka hat ein wachsames Auge darauf, dass die Patienten dort ordnungsgemäß betreut werden und dass ihnen einwandfreie Arzneimittel ausgehändigt werden. Hierzu stellt sie eigens eine Checkliste bereit (s. Kasten).

Wenn Sie vor Ort Arzneimittel benötigen

  • Checken Sie, ob die Apotheke durch die Cosmetics ­Devices & Drugs Regulatory Authority (CDDA) lizenziert ist. Die Lizenz sollte zu sehen sein. Auf der Webseite der Agentur (www.cdda.gov.lk) findet sich eine Liste der lizenzierten Apotheken.
  • Werden die Medikamente unter Aufsicht eines Apothekers abgegeben? Ein Foto von dem Apotheker müsste in der Lizenz enthalten sein.
  • Ist die Apotheke klimatisiert?
  • Prüfen Sie, ob das Verfallsdatum des Arzneimittels, das Sie bekommen, nicht abgelaufen ist.
  • Prüfen Sie, ob das Arzneimittel eine Zulassungsnummer o. ä. trägt. Die Liste der zugelassenen Arzneimittel findet sich auf der Webseite der CDDA.
  • Sind die Arzneimittel ordnungsgemäß verpackt?
  • Sind die Anwendungsempfehlungen klar verständlich?
  • Wenn ein Rezept unleserlich ist oder der Apotheker bei der Abgabe Zweifel hat, unbedingt noch mal beim Arzt nachfragen.
  • Bitten Sie um eine Quittung für alle Produkte, die Sie gekauft haben.
  • Auf der Webseite der CDDA wird eine Stelle angegeben, an die etwaige Beschwerden gerichtet werden können.

Quelle: Cosmetics Devices & Drugs Regulatory Authority (CDDA). What Should You Look for When Patronizing a Pharmacy? www.cdda.gov.lk

Nützliche Informationsquellen

Die Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internatio­nale Gesundheit (DTG) gibt eine informative Broschüre mit Hinweisen und Empfehlungen zu Reiseimpfungen heraus. Sie kann unter Einsendung eines adressierten und mit 1,45 Euro frankierten Rückumschlags bei der DTG bestellt oder als pdf von der Webseite der DTG (siehe Kasten) heruntergeladen werden. Weitere gesundheitsrelevante Informationsquellen sind dem Kasten zu entnehmen.

Informationen im Internet

Auswärtiges Amt: Länder- und Reiseinformationen: www.auswaertiges-amt.de

Reisemedizinische Informationen auf den Seiten des Robert Koch-Instituts: www.rki.de

Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin und Internationale Gesundheit: www.dtg.org

Liste der Tropeninstitute in Deutschland: www.dtg.org/institut.html

Deutsches Grünes Kreuz: Reiseimpfberatung: www.ibera-online.de

CRM, Centrum für Reisemedizin: www.crm.de

„Weekly Epidemiological Record“ (WER) der Weltgesundheitsorganisation: www.who.int/wer/en

Wie werde ich zum Experten für ­Reisemedizin?

Vor einer Reise ins Ausland ist grundsätzlich eine reisemedizinische Beratung zu empfehlen. Auch Apotheken können sich hier besonders profilieren. Wo können Apotheker und PTA das nötige Know-how hierfür erwerben?

Das unabhängige Fachinstitut „Centrum für Reisemedizin“ (CRM) in Düsseldorf (www.crm.de) bietet für Apothekenfachpersonal Basis- und Refresher-Seminare zur Reise- und Tropenmedizin an. Diese Seminare werden von den Apothekerkammern anerkannt und mit 16 bzw. acht Punkten für das freiwillige Fortbildungszertifikat bewertet.

Die Teilnehmer können am letzten Seminartag an einem Multiple-choice-Test teilnehmen. Bei erfolgreichem Abschluss erhalten sie das CRM-Zertifikat „Reise-Gesundheits-Beratung in der Apotheke“. Das Zertifikat gilt für zwei Jahre und wird nach der Teilnahme an einem Refresher-­Seminar erneuert.

Das CRM veröffentlicht online die Adressen der Apotheken mit CRM-zertifizierten Mitarbeitern: www.crm.de > Beratungsstellen > Apotheken. |

Autorin

Dr. Helga Blasius

ist Fach­apothekerin für Arzneimittelinformation, Dipl.-Übersetzerin (Japanisch, Koreanisch) und regelmäßige ­Autorin in der DAZ.

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.