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Niedersächsischer Apothekertag
Herausforderung AMNOG
Als Politikerin einer Oppositionspartei ging Reimann kritisch ans AMNOG heran. Die Mehrkostenregelung sei wenig praktikabel und werde kaum genutzt. Von der neuen Arzneimittelnutzenbewertung sei in der Praxis noch nichts zu spüren. Mit der geplanten Änderung der Packungsgrößenverordnung sei das Ziel einer besseren Austauschbarkeit von Packungen kaum zu erreichen; "diese Verordnung wird uns noch weiter beschäftigen", prognostizierte sie. Leider sei hier der Bundestag kaum involviert gewesen, sodass sie als Abgeordnete kaum Einfluss auf diese Diskussionen gehabt habe. Ein Entwurf für das Versorgungsgesetz, mit dem u. a. die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum verbessert werden solle, liege noch nicht vor. Sie hoffe, dass in diesem Gesetz auch die Apotheker berücksichtigt würden, da auch sie davon betroffen seien. Dass der Großhandel seine durch das AMNOG aufgebürdeten Belastungen an die Apotheken weitergeben werde, habe man absehen können. Reimann: "Das muss im Versorgungsgesetz korrigiert werden." Das ABDA/KBV-Modell, bei dem Arzt und Apotheker enger zusammenarbeiten sollen, hält Reimann für eine "ausgesprochen gute Aktion". Es sollte rasch weiter vorangetrieben werden. Zur geplanten Novellierung der Apothekenbetriebsordnung meinte die SPD-Politikerin, dass diese Verordnung zwar schon bis ins Konkrete hinein ausformuliert werden sollte, aber derzeit zeichnen sich Vorgaben ab, die der Apotheker selbst entscheiden könne, z. B. Regelungen zum Randsortiment. Die heutige Apothekenbetriebsordnung stamme aus dem Jahr 1987, eine Novellierung sei überfällig. Überhaupt, so Reimann, sollte man diese Verordnung in Zukunft regelmäßig erneuern und an die Veränderungen anpassen.
Der CDU-Politiker Hennrich ging noch einmal auf den Werdegang des AMNOG ein. Man habe die Apotheker nicht von den Sparmaßnahmen ausnehmen können, da anfangs bereits die Presse und die Öffentlichkeit der Politik vorwarf, die Apotheker nicht in die Sparbemühungen mit einzubeziehen. Man habe gehofft, die notwendigen Einsparungen von 400 Mio. Euro gleichmäßig auf Großhandel und Apotheken verteilen zu können. Er räumte ein, es sei für die Apotheker "ärgerlich" und mit Belastungen verbunden, dass der Kassenabschlag auf 2,05 Euro angehoben worden sei. Immerhin sei diese Maßnahme nur auf zwei Jahre befristet, danach werde neu verhandelt.
Bedarf für Veränderung bei der Apothekenbetriebsordnung sieht auch Hennrich. Vielleicht biete die Novellierung einen Ansatzpunkt, "das Thema Pick up gesetzlich zu regeln". Er hoffe, dass die Verordnung auch zur Deregulierung und Entbürokratisierung beitrage. Auf jeden Fall, so der CDU-Politiker lapidar, sei er sich sicher, dass die Verordnung ausgewogen sei und nicht zu großen Verwerfungen führen werde. Auch Hennrich begrüßt das ABDA/KBV-Modell, allerdings sieht er Schwierigkeiten bei der Honorierung.
Kammerpräsidentin Magdalene Linz hielt den beiden Politikern in der Diskussion entgegen, dass die den Apothekern abverlangten Einsparungen durch das AMNOG nicht verhältnismäßig seien. Die Apotheker hätten von Anfang an gesagt, dass der Großhandel seinen Einsparanteil auf die Apotheke abwälze. Die aktuellen Zahlen zeigten, dass sich die Ertragssituation der Apotheken bereits dramatisch verschlechtert habe. Auch wenn dies von der Politik nicht so gewollt sei, bedaure sie, dass die Politik die Warnungen der Apotheker nicht ernst genommen habe. Linz machte deutlich, dass sie das ABDA/KBV-Modell für umsetzbar hält. In Niedersachsen werde man ein ähnliches Vorhaben im Bereich der Betreuung von Typ-2-Diabetikern ab 15. Juni modellhaft starten. Bei diesem Modell, das auch von den Krankenkassen begleitet wird, erhalten die Apotheken noch kein Honorar. Die Apotheker wollen in Vorleistung treten und belegen, dass mit diesen Modellen etwas erreichbar ist und sie umsetzbar sind, so Linz. "Wir wollen den Politikern eine gute Vorlage bieten, um zu sagen, dass die Zusammenarbeit funktionieren kann."
Auch der LAV-Vize Groeneveld stellte heraus, wie schwierig
die Situation für die Apotheken durch das AMNOG geworden sei. Während Ärzte und Krankenhäuser nur eine Reduzierung der Steigerung des Honorars hinnehmen mussten, müssen die Apotheker mit einer Reduzierung des Honorars leben: "Wir bezahlen mit unserem Salär
die Honorarsteigerungen der Ärzte." Besser sei es für die Zukunft, das ABDA/KBV-Modell voranzutreiben. Dieses Modell sieht Groeneveld als Chance zur besseren Vernetzung von Arzt und Apotheker und als Möglichkeit, Milliarden einzusparen. Dringend sei darüber nachzudenken, ob das Apothekerhonorar von 8,10 Euro noch zeitgemäß sei – "die Apotheker sind damit seit 2004 von der wirtschaftlichen Entwicklung abgekoppelt."
diz
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