Für Kinder in Deutschland

90.000 Packungen Ibuprofen-Suspension aus der Ukraine

Stuttgart - 04.01.2023, 14:00 Uhr

Nicht nur Ibuprofen-Suspension aus der Ukraine (IMET), sondern auch Paracetamol-Zäpfchen in französischer/englischer Aufmachung sollen nach Deutschland kommen. (s / Packshot Berlin Chemie)

Nicht nur Ibuprofen-Suspension aus der Ukraine (IMET), sondern auch Paracetamol-Zäpfchen in französischer/englischer Aufmachung sollen nach Deutschland kommen. (s / Packshot Berlin Chemie)


Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte hat angesichts von Lieferengpässen wieder einmal die Beschaffung von Arzneimitteln aus dem Ausland ermöglicht – dieses Mal: Ibuprofen-Suspensionen in ukrainischer Aufmachung. So soll die Versorgung in der Pädiatrie sichergestellt werden. Außerdem werden wohl auch bald Paracetamol-Zäpfchen in englischer/französischer Aufmachung auf den Markt kommen.

Die Berlin-Chemie AG informiert derzeit über die Arzneimittelkommission der Deutschen Apotheker (AMK), dass sie ab dem 2. Januar des neuen Jahres 90.000 Packungen „Eudorlin (Ibuprofen) 20 mg/ml sowie 40 mg/ml, Suspension zum Einnehmen, in ukrainischer Aufmachung“ auf den deutschen Markt bringt. Die Fiebersäfte seien vom regulären Lohnhersteller der Berlin-Chemie AG produziert worden und ursprünglich für den ukrainischen Markt vorgesehen gewesen. Eine weitere Versorgung der Menschen in der Ukraine soll dadurch jedoch nicht gefährdet sein. „Die Anordnung dient der Sicherstellung der Versorgung im pädiatrischen Anwendungsbereich, da Ibuprofen-haltige Fiebersäfte derzeit in Deutschland nur eingeschränkt verfügbar sind“, erklärt die AMK.

Die Verpackungen und Flaschen sind im Originalzustand, d. h. in ukrainischer Sprache gekennzeichnet (Arzneimittelbezeichnung: IMET for Children 2% und 4%). Auch das BfArM selbst informiert über die Ware in ukrainischer Aufmachung auf seiner Webseite. Dort sind die deutschen Gebrauchsinformationen abrufbar. 

Jeder Lieferung von Eudorlin-Supension soll eine aktuelle Gebrauchsinformation beigelegt werden. Außerdem werde ein Informationsschreiben beigefügt – über die darin abgedruckten QR-Codes können die deutschen Gebrauchsinformationen ebenfalls abgerufen werden. Für jede Wirkstärke existiert eine eigene Gebrauchsinformation.

Keine PZN für Eudorlin-Suspensionen, nur bis Ende März im Verkehr

Zwar handelt es sich bei den Ibuprofen-Präparaten (IMET) um in Deutschland zugelassene Arzneimittel. Aufgrund der „besonderen Situation“ stehe jedoch keine PZN zur Verfügung. Somit sei sie auch nicht im ABDA-Artikelstamm gelistet. „Die Gestattung des Inverkehrbringens ist befristet bis zum 31. März 2023 und stützt sich auf § 4 Absatz 1 der Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung (MedBVSV), wonach das BfArM im Einzelfall Ausnahmen von § 21 Absatz 1 Arzneimittelgesetz (AMG) gestatten darf“, heißt es zudem zur Erklärung.

Paracetamol-Zäpfchen von Walter Ritter

Wie der BfArM-Seite außerdem zu entnehmen ist, soll auch „PARACETAWAL 125 mg und 250 mg“ bis 31. März in englischer/französischer Aufmachung in Deutschland in den Verkehr gebracht werden dürfen. Zulassungsinhaber der Paracetamol-Zäpfchen ist die Walter Ritter GmbH + Co.KG. Zur Begründung heißt es im entsprechenden Bescheid des BfArM:


Durch den Marktaustritt eines Marktteilnehmers für paracetamolhaltigen Saft zu Beginn des Jahres 2022 kam es zu einer Unterversorgung des Marktes mit paracetamolhaltigem Saft, da die verbleibenden Marktteilnehmer die ausgefallenen Marktanteile nicht ad hoc kompensieren konnten. Der Engpass weitete sich in der Folge aufgrund der signifikant gestiegenen Erkrankungsfallzahlen auf paracetamolhaltige Suppositorien sowie ibuprofenhaltige Darreichungsformen für Kinder aus.“

BfArM-Bescheid vom 22.12.2022


Apotheken dürfen jetzt also hoffen, dass sich die Lieferengpässe in der ambulanten Pädiatrie bald etwas entspannen. 


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

beschämend

von Norbert Brand am 05.01.2023 um 10:37 Uhr

Wenn es noch eines beschämenden Beispiels bedurft hätte, was jahrzehntelange kostenoptimierende Sparpolitik aus der Apotheke der Welt gemach hat, dann dieses: jetzt nehmen wir einem geschundenen zerbombten Land auch noch die Medikamente weg. Da sieht man, worauf der "Wohlstand" in unserem sog. "reichen" Land beruht. Die Versorgung der Menschen in der Ukraine ist durch die Umleitung der Ware nach Deutschland wohl nur deswegen nicht gefährdet, weil man in der Ukraine derzeit ganz andere sorgen hat.

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AW: beschämend

von Kiwi am 05.01.2023 um 12:11 Uhr

herzlichen Dank für diesen berechtigten Einwand, während sich der Großteil der Kommentator*innen nur Gedanken über den Bezugsweg und die Zuteilungsgrößen macht.
Wir sollten uns ebenfalls fragen, wieso eine deutsche Firma dieses Arzneimittel offensichtlich für den ausländischen Markt herstellen kann/will und für den deutschen nicht.

AW: Sehe ich anders

von Stefan Haydn am 05.01.2023 um 18:17 Uhr

Die aktuellen Zustände sind unmöglich, darin stimme ich mit Ihnen überein, sehe es allerdings nicht als ähnlich beschämend bzgl. Hilfe aus der Ukraine wie Sie.

Nachdem Anfang des Jahres unheimliche Mengen an Ibuprofen in die Ukraine gingen, ist es in Ordnung wenn ein Teil wieder zurückkommt.
Man muß ja auch sagen, dass sich viele Ukrainer mit Kindern nicht mehr in dem Land befinden, sondern auch bei uns. So erhalten wir wenigstens selbst Hilfe auch diesen Anteil an Mehrverbrauch bei Fiebersäften aktuell auszugleichen.

Hört sich nir auf den ersten Blick gut an

von Heiko am 04.01.2023 um 19:27 Uhr

90.000 Flaschen sind aber nun wirklich nicht die Welt.
Bei 17.000 Apotheken in D heisst das nichtmal 6 Flaschen pro Apotheke.
Die sind weg, wenn ich die Apotheke aufschliesse.
Und dann?

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AW: Hört sich nir auf den ersten Blick gut

von Christian Fehske am 04.01.2023 um 23:44 Uhr

Fairer Punkt - noch mehr wäre noch besser. Aber es scheint aktuell eine Verteilungsproblematik auch durch ungleich in der Republik verteilte Kinder zu geben: Aus Brandenburg schicken Großeltern ihren Enkeln die Fiebersäfte in die Metropolen - und während Rezeptur-aktive Apos die Knappheit durch „Handwerk“ beheben, können das im zusätzlich zum Tagesgeschäft benötigten Umfang nicht alle schaffen. Bei Minimum 30 min. Herstellzeit pro in Apos hergestelltem Fiebersaft schenkt uns allen diese Aktion 45.000 h Arbeitszeit (oder 3h pro Apo :-) )- vor allem aber kann 19.000 Eltern/Kindern schneller geholfen werden. In meiner Wahrnehmung überwiegt daher das positive.

...und wie bekommt man die Ware?

von Alejandro am 04.01.2023 um 14:40 Uhr

Es ist ja schön zu sehen, dass es wieder eine Möglichkeit gibt unsere Kinder im Land mit Ibuprofen Säften zu versorgen. Ich vermisse im Artikel die Info, ob die Säfte zugeteilt werden oder ob die Ware bestellt werden muss.
Diese Information wäre sehr hilfreich.

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AW: ...und wie bekommt man die Ware

von DAZ-Redaktion am 04.01.2023 um 14:58 Uhr

hallo,

das wissen wir aktuell auch noch nicht, versuchen wir aber rauszufinden.
Grüße Ihre Redaktion

AW: ...und wie bekommt man die Ware

von Gerhard Zück am 04.01.2023 um 19:43 Uhr

Ebenfalls interessiert : wie bekommt eine Apotheke bis März die 4,9 Flaschen, die grob gerechnet auf jede deutsche Apotheke entfallen....?
@Ch.Fehske: kein Grund rührselig zu werden -
https://www.berlin-chemie.de/de-de/ueber-uns/berlin-chemie/unsere-geschichte

Danke an die Berlin-Chemie AG!

von Christian Fehske am 04.01.2023 um 14:15 Uhr

Von Deutschland als einstiger "Apotheke der Welt" mag vielleicht nicht mehr sehr viel übrig geblieben sein - aber die Berlin-Chemie AG gehört weiterhin dazu. Es mag zwar sein, dass man das Improvisieren dort während der DDR-Zeit lernen musste - entscheidend scheint doch aber, dass man es bis heute nicht verlernt hat! Während der Engpass-Krise, trotz Weihnachtszeit schneller als andere mit einer Lösung für den Fiebersaft-Engpass beim BfArM vorstellig werden zu können, die zugleich ein Symbol gegenseitiger Hilfe und Völkerfreundschaft in dieser schwierigen Zeit ist: Das ist ganz, ganz groß. Danke, liebe Berlin-Chemie AG!!

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