Rezepturen zur Überbrückung von Lieferengpässen

Geprüfte Vorschriften nun auch für Ibuprofen

Stuttgart - 22.07.2022, 09:15 Uhr

Wässrige Suspensionen werden meist mit Hilfsstoffen zur Erhöhung der Viskosität versetzt. (Foto: enriscapes / AdobeStock)

Wässrige Suspensionen werden meist mit Hilfsstoffen zur Erhöhung der Viskosität versetzt. (Foto: enriscapes / AdobeStock)


Fiebersäfte für Kinder sind momentan praktisch nicht mehr zu bekommen. Viele Apotheken behelfen sich bereits durch Herstellung von Rezepturarzneimitteln mit Paracetamol oder Ibuprofen. Geprüfte Vorschriften dazu lagen bisher nur für Paracetamol vor, jetzt gibt es auch entsprechende Daten für Ibuprofen.

Da Ibuprofen praktisch unlöslich in Wasser ist, müssen flüssige Zubereitungen als Suspensionen hergestellt werden. Dabei muss die gleichmäßige Verteilung des Wirkstoffs zum Zeitpunkt der Entnahme und der Anwendung der einzelnen Dosis gewährleistet sein. 

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Wässrige Suspensionen werden daher meist mit Hilfsstoffen zur Erhöhung der Viskosität versetzt. Entsprechende Zubereitungen können grundsätzlich aus der Ibuprofen-Rezeptursubstanz oder aus Filmtabletten hergestellt werden, als Trägerlösung kommt die NRF-Vorschrift S.52. Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen infrage. Diese kann fertig bezogen oder auch in der Apotheke selbst hergestellt werden.

Hydroxyethylcellulose 10.000 nicht erhältlich, was ist zu tun?

Die Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen (NRF S.52.) enthält als Verdickungsmittel den Celluloseether Hydroxyethylcellulose 10.000. Falls dieser Hilfsstoff nicht erhältlich ist, können andere Substanzen eingesetzt werden. 0,5 % Hydroxyethylcellulose 10.000 können dabei nach Angaben des NRF unter anderem durch 1,5 % Carmellose-Natrium oder 1 % Hypromellose ersetzt werden. Die Verdickungsmittel-Alternativen haben dabei keinen Einfluss auf die Dichte der Trägerlösung, diese kann weiter mit 1,040 bis 1,041 g/ml angenommen werden.

Da die Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen nicht besonders süß schmeckt, empfiehlt das NRF zur weiteren Verbesserung des Geschmacks die Zugabe eines flüssigen Aromas. Geeignet wären beispielsweise 0,1 % Himbeeraroma.

Herstellung mithilfe der Rezeptursubstanz

Ist Ibuprofen als Rezepturgrundstoff erhältlich, sollten flüssige Darreichungsformen bevorzugt damit hergestellt werden. Der Feststoff lässt sich gut benetzen und leicht zu einer Suspension verarbeiten, auch nach einer Woche Standzeit war der Wirkstoff noch gut aufzuschütteln.

100 ml Ibuprofen-Suspension 40 mg/ml (aus Rezeptursubstanz)

Ibuprofen (mikrofein oder sehr fein gepulvert)

4,0 g

Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen (NRF S.52.) 

zu 104,4 g

Weitere Hilfsstoffe zur Verbesserung der Aufschüttelbarkeit sind daher nicht nötig, entgegen der bisher gegebenen Empfehlung kann auf den Zusatz von hochdispersem Siliciumdioxid verzichtet werden.

Herstellung auch aus einem Fertigarzneimittel

Ist die Rezeptursubstanz nicht erhältlich, können Ibuprofen-Suspensionen auch aus Filmtabletten hergestellt werden, diese lassen sich gut zerkleinern und man erhält ein gleichmäßiges Pulver zur Weiterverarbeitung. Um Verluste auszugleichen, sollen die Tabletten dabei zunächst im Überschuss vermahlen werden. Auch bei der Verwendung von Fertigarzneimitteln war der Feststoff nach einer Woche gut aufzuschütteln. 

100 ml Ibuprofen-Suspension 40 mg/ml (aus Fertigarzneimittel)

Ibuprofen (aus Tablettenpulver)

4,0 g

Grundlage für Suspensionen zum Einnehmen (NRF S.52.) 

zu 104,4 g

Zur Herstellung wird ein Überschuss an Tabletten in einer Reibschale verrieben und die benötigte Wirkstoffmenge in eine Fantaschale aus Edelstahl oder Glas eingewogen. Das Pulver wird mit ausreichend Grundlage versetzt und verrührt, die restliche Grundlage kann dann anteilig eingearbeitet werden. Ein Anteigen der Tabletten mit Grundlage wird nicht mehr empfohlen, da es wegen des Filmüberzugs zu größeren Partikeln in der Suspension führen kann.

Hartfett-Zäpfchen

Ibuprofen-Suppositorien sind normalerweise in verschiedenen Dosierungen für Kinder und Erwachsene erhältlich. Diese enthalten normalerweise Ibuprofen-Natrium-Dihydrat mit Ibuprofen-Natrium als Bezugsgröße zur Angabe der Stärke. 

Beispielsweise enthalten Ibuprofen 600 mg Zäpfchen 600 mg Ibuprofen-Natrium als 694 mg Ibuprofen-Natrium-Dihydrat, entsprechend 542,2 mg Ibuprofen. Bei Lieferschwierigkeiten können Zäpfchen für Kinder aus Erwachsenensuppositorien erhalten werden, zur Herstellung ist das Dosierungsverfahren nach Münzel geeignet.

Quellen:

NRF-Rezepturhinweis Ibuprofen (21. Juli 2022)


Dr. Annina Bergner, Apothekerin, Autorin PTAheute.de
redaktion@daz.online


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