- DAZ.online
- News
- Apotheke
- Medikationsanalyse soll ...
BAK-Symposium
Medikationsanalyse soll pharmazeutische Dienstleistung werden
Medikationspläne sind meist veraltet oder unvollständig
Letztlich bekommt die Patientin oder der Patient einen aktuellen und vollständigen Medikationsplan ausgehändigt. Auf einen solchen haben Versicherte bereits seit dem Jahr 2016 Anspruch – bisher spielt dieses Instrument im Versorgungsalltag jedoch kaum eine Rolle. Nur wenige Anspruchsberechtigte besitzen einen solchen Plan – und wer einen hat, für den ist er wohl kaum eine Hilfe. In einer bisher unveröffentlichten Studie zum Bundeseinheitlichen Medikationsplan, an der neben der ABDA auch der Sächsische Apothekerverband sowie die Abteilung für Klinische Pharmazie der Universität Leipzig beteiligt waren, zeigten sich deutliche Diskrepanzen zwischen den Angaben im Plan und der tatsächlichen Einnahme der Arzneimittel durch die Patientinnen und Patienten (n=288). Den Ergebnissen zufolge war kein einziger Plan aktuell und vollständig. In 30 Prozent der Fälle fanden sich falsche Dosierangaben, in 10 Prozent der Fälle fehlten diese ganz. In 42 Prozent der Pläne fehlten Arzneimittel, in 24 Prozent waren Medikamente aufgeführt, die bereits abgesetzt worden waren.
Hier wollen DAV und GKV also ansetzen und die Situation für die Patientinnen und Patienten verbessern. Höchste Zeit, meint der Präsident des Sozialverbands Deutschland, Adolf Bauer. Er sieht mit Blick auf die vorgelegten Zahlen „erhebliche Versäumnisse“ vonseiten der Ärzteschaft. Es sei ihre Pflicht, bei Medikamentenverordnungen deren Verträglichkeit zu überprüfen – doch offenbar kämen sie dieser nicht in ausreichendem Maße nach. „Hier muss die Politik handeln“, sagte Bauer.
Bauer: Viele Menschen werden diese Leistung in Anspruch nehmen
Es müsse nun darum gehen, Stürze und Todesfälle zu verhindern, die auf Wechsel- und Nebenwirkungen von Arzneimitteln zurückzuführen sind. Dafür sei die Medikationsanalyse ein gutes Mittel. „Ich gehe davon aus, dass viele Menschen diese Leistung in Anspruch nehmen werden, wenn sie von dieser Möglichkeit wissen.“ Unter dem Strich erwartet Bauer, dass sich dadurch sogar Geld einsparen lasse, wenn tatsächlich Krankenhauseinweisungen verhindert werden könnten.
Dem stimmte auch der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Stefan Schwartze (SPD), zu. „Ich gebe den Euro lieber für Beratung als für Behandlung aus“, sagte er. Sollten die Kassen den Start der pharmazeutischen Dienstleistungen weiter verschleppen, werde die Politik den Druck auf die Kostenträger erhöhen – auch wenn er das lieber vermeiden würde. „Wir haben diese Aufgabe bewusst an diejenigen übertragen, die sich damit auskennen", sagte er. „Es wäre nicht gut, wenn wir das politisch entscheiden müssten.“
„Fehlmedikation beheben, spart Kosten“
Angesprochen auf die Finanzierung der pharmazeutischen Dienstleistungen, die derzeit mit 150 Millionen Euro netto jährlich eher spärlich ausfällt, wollte Schwartze keine Details nennen. Er stellte jedoch vorsichtig infrage, ob die im Koalitionsvertrag angelegten „Effizienzgewinne innerhalb des Finanzierungssystems“, mit denen den Ampel-Plänen zufolge der Honorartopf für die Dienstleistungen aufgestockt werden soll, (nur) aus dem Apothekensektor kommen sollen. „Fehlmedikation beheben, spart Kosten“, betonte er in diesem Zusammenhang.
4 Kommentare
Interessant
von Tubulus am 05.05.2022 um 18:16 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Realitätsverlust
von Thomas Eper am 05.05.2022 um 10:37 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten
Vergütung?
von Karl Friedrich Müller am 04.05.2022 um 19:02 Uhr
» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort
AW: Vergütung
von Bernd Schneider am 04.05.2022 um 23:34 Uhr
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.