Vitamine

Drei Fragen zu Vitamin D

Münchingen - 08.04.2022, 17:50 Uhr

Menschen, deren Vitamin-D-Spiegel im physiologischen Bereich liegt, profitieren nicht von einer Aufdosierung. (x / Foto: IMAGO / MiS)

Menschen, deren Vitamin-D-Spiegel im physiologischen Bereich liegt, profitieren nicht von einer Aufdosierung. (x / Foto: IMAGO / MiS)


Vitamin D gegen COVID-19 – dazu gab es in den vergangenen beiden Jahren reichlich Schlagzeilen und auch auf DAZ.online zahlreiche kontroverse Kommentare. Wie ist der aktuelle Stand der Empfehlungen aus wissenschaftlicher Sicht? Auf diese und zwei weitere Fragen zu Vitamin D finden Sie hier Antworten. 

Die SARS-CoV-2-Infektionszahlen sind weiterhin hoch. Gleichzeitig dürften nach den langen, dunklen Wintermonaten bei weiten Teilen der Bevölkerung die Vitamin-D-Spiegel im Keller liegen. Könnten Vitamin-D-Supplementierungen die Anfälligkeit für virale Infekte, insbesondere COVID-19-Erkrankungen, erfolgreich ausbremsen, wie immer wieder zu lesen ist?

Der aktuelle Stand der Empfehlungen zu Vitamin D

Die Bedeutung von Vitamin D für ein funktionierendes Immunsystem ist unstrittig. Einige Studien belegen inzwischen, dass eine Vitamin-D-Supplementierung die Häufigkeit grippaler Infekte, viraler Atemwegs- und Influenza-Erkrankungen senken kann. Voraussetzung für den Effekt ist jedoch eine vorher nachgewiesene, tatsächliche Vitamin-D-Mangelsituation. 

Menschen, deren Vitamin-D-Spiegel im physiologischen Bereich liegt, profitieren nicht von einer Aufdosierung. Sinnvoll könnte also gerade jetzt nach den sonnenlichtarmen Monaten die Bestimmung des Vitamin-D-Status sein. Doch das ist keine Kassenleistung, das Labor müsste privat bezahlt werden und davor schrecken viele Menschen zurück.

Vitamin-D-Mangel: Ursache oder Folge? 

Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es in unterschiedlichen Internetforen Hinweise aller Art, wie sich eine Infektion mit SARS-CoV-2 erfolgreich verhindern oder bekämpfen lässt. 

Vitamin D wurde schnell zur „Wunderwaffe“ erklärt. Als Beleg galten Studien, die eine Gleichzeitigkeit von niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und dem Schweregrad einer COVID-19-Erkrankung feststellten. Bei genauer Auswertung durch Experten lässt sich jedoch aus bisher keiner Studie ein Kausalzusammenhang ableiten. 

Die typischen Begleiterkrankungen schwerkranker COVID-19-Patienten wie Adipositas, Diabetes oder entzündliche Prozesse senken ebenfalls den Vitamin-D-Spiegel, sodass der Vitamin-D-Mangel als Folge dieser Erkrankungen, aber nicht als deren Ursache zu sehen ist. Einige der von Vitamin-D-Befürwortern zitierten Studien können zusätzlich durch ihre Methodik nicht überzeugen.

Deshalb spricht die aktuelle S3-Leitlinie „Empfehlungen zur stationären Therapie von Patienten mit COVID-19“ eine „starke Empfehlung gegen den Einsatz von Vitamin D3“ aus. In der Begründung heißt es, dass man Fehlanreize für eine Selbstmedikation und potenziell schädliche Wirkungen durch Überdosierung von Vitamin D3 vermeiden wolle. 

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) weist in einer Fachinformation darauf hin, dass trotz einiger Hinweise auf einen Zusammenhang von Vitamin-D-Status und COVID-19-Infektion die aktuellen Erkenntnisse noch unzureichend sind. Es gibt daher keine Argumente für eine präventive Supplementation bei adäquatem Vitamin-D-Status. Allerdings räumt die DGE ein, dass gerade in den Wintermonaten ein Vitamin-D-Mangel in der Bevölkerung weit verbreitet und daher die Einnahme in Höhe von täglich etwa 20 Mikrogramm (800 IE) erforderlich sein kann. Eine Niedrigdosis-Prophylaxe gilt als unbedenklich.

Dunkelhäutige Menschen, die in Mitteleuropa leben, sind häufiger von einem Vitamin-D-Mangel betroffen – woran liegt das?

Wer Krankheiten wirksam vorbeugen will, sollte weniger auf einzelne Mikronährstoffe schauen, sondern eher die täglich verzehrten Makronährstoffe sowie seinen Lebensstil im Blick behalten. Eindeutige Risikofaktoren für schwere COVID-19-Verläufe sind Adipositas, Bluthochdruck und Diabetes, die sich weitgehend durch eine gesunde, maßvolle Ernährung, Einschränkung des Alkoholkonsums, Vermeidung von Tabak und Nikotin sowie ausreichend Bewegung beeinflussen lassen.

Dunkelhäutige Menschen, die in unseren Breiten leben, weisen überdurchschnittlich häufig einen Vitamin-D-Mangel auf. Denn die endogene Vitamin-D-Synthese in der Haut hängt sowohl von der Dicke des Stratum corneum als auch von der Pigmentierung ab. Sowohl die Stärke der oberen Epidermisschicht als auch der Melanin-Gehalt der Haut ist bei dunkelhäutigen Personen höher als bei hellhäutigen. Eine Vitamin-D-Supplementierung ist daher vor allem in den sonnenlichtarmen Monaten anzuraten.

Das ewige Dilemma: Kinderhaut der Sonne aussetzen für eine ausreichende Vitamin-D-Produktion? Oder lieber vor Sonne schützen, um Sonnenbrand zu verhüten?

Lieber einen Sonnenbrand riskieren und dafür den Vitamin-D-Speicher auffüllen? Oder totaler Sonnenschutz und darauf hoffen, dass sich trotz allem Vitamin D im kleinen Körper bildet? Eltern kleinerer Kinder sind da in einer Zwickmühle. 

Aktuell gilt für die Sommermonate diese Empfehlung: Kinder sollten sich zweimal pro Woche zwischen 10 und 15 Uhr für fünf bis maximal 30 Minuten mit unbedecktem Kopf sowie freier Haut an Beinen und Armen im Freien aufhalten. 

Die Dauer der Sonnenexposition richtet sich nach dem Hauttyp. Ein Sonnenbrand ist unbedingt zu vermeiden! Und Achtung, Babys dürfen nie direkt in die pralle Sonne.

Drei Fragen zu Vitamin C

Vitamin C ist über­le­bens­wich­tig, aber hilft es auch dabei Erkältungen zu bekämpfen? Und wenn ja: Wie viel Vitamin C ist zu empfehlen? Warum kann der menschliche Körper nicht, wie viele Tiere und Pflanzen, Vitamin C einfach selbst produzieren? Drei Fragen, deren Antworten Sie hier nachlesen können. 



Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Unfug

von Roy am 13.04.2022 um 18:53 Uhr

5 bis 30 Minuten UV-Exposition bei einer Majorität von Hauttyp I und II in der Bevölkerung? Da hat jemand offensichtlich fachlich arg dringenden Nachholbedarf. UV-bedingte Schäden sind kumulativ, also ist JEGLICHE unnötige Exposition zu vermeiden und laut dermatologischer Fachgesellschaften auch JEGLICHER Vitamin D-Bedarf über Nahrung und NEM zu decken.
Da braucht man sich nicht zu wundern, wenn die Kunden im Internet kaufen, wenn man in der Offizin mit solchem rückständigem Gequatsche behelligt wird.

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