Pflanzliche Rohstoffe kommen aus Russland und Ukraine

Könnte sich der Ukraine-Krieg auf die deutsche Arzneimittelversorgung auswirken?

Stuttgart - 01.03.2022, 12:15 Uhr

Die Versorgung mit Arzneimitteln für Russland und insbesondere der Ukraine dürfte sich in den nächsten Wochen als schwierig gestalten. Aber ist auch die deutsche Lieferkette gefährdet? (c / Foto: IMAGO / AAP)

Die Versorgung mit Arzneimitteln für Russland und insbesondere der Ukraine dürfte sich in den nächsten Wochen als schwierig gestalten. Aber ist auch die deutsche Lieferkette gefährdet? (c / Foto: IMAGO / AAP)


Alle Welt hofft auf ein baldiges Ende des Kriegs in der Ukraine. Doch was, wenn er andauert? Könnte das schließlich auch die Arzneimittelversorgung in Deutschland beeinträchtigen? Bekanntlich ist der Arzneimittelmarkt stark global vernetzt. Der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. sammelt derzeit noch Informationen – kann also keine abschließende Einschätzung abgeben. Kurzfristig erwartet man jedoch keine Lieferengpässe.

Wie die DAZ bereits berichtete, sorgen sich auch deutsche Pharmaunternehmen um ihre Mitarbeiter:innen in der Ukraine. Beispielsweise Stada, mit Sitz im hessischen Bad Vilbel, dort teilte man der DAZ auf Nachfrage – wie die Lage in den Apotheken vor Ort aussehe – mit, dass es momentan nicht leicht sei, Kontakt in die Ukraine aufzubauen.* Stada beziffert sein Russlandgeschäft mit 15 Prozent des Gesamtumsatzes, das Ukraine-Geschäft mit 2 Prozent.

Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, ist laut Kyjiws Bürgermeister Vitali Klitschko die Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten in der ukrainischen Hauptstadt gefährdet. „Die Logistik ist zusammengebrochen. Die nächsten Tage wird es eng mit Lebensmitteln und Medikamenten“, sagte Klitschko am Montag bei Bild Live. Zahlreiche Hilfsorganisationen aus dem Ausland bemühen sich derzeit um Arzneimittelspenden.

Doch wie steht es eigentlich um die Arzneimittelversorgung in Deutschland? Könnte es durch den Krieg in der Ukraine auch zu negativen Auswirkungen auf die Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland kommen? Schließlich ist dabei auch an Wirk- oder Ausgangsstoffe und andere Störungen der Lieferkette zu denken. Müssen sich öffentliche Apotheken in Deutschland auf (weitere) Lieferengpässe einstellen? Mit diesen Fragen hat sich die DAZ an den Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH) gewandt.

Beim BAH sammelt man derzeit noch Informationen, einen ersten Eindruck hat der Verband dennoch mit der DAZ geteilt. So sollen die meisten Mitgliedsunternehmen, die Geschäftsbeziehungen in die Ukraine und Russland unterhalten, kurzfristig noch keine negativen Auswirkungen auf die Versorgung in Deutschland erwarten. „Die Versorgung mit Arzneimitteln für Russland und insbesondere der Ukraine dürfte sich jedoch umgekehrt in den nächsten Wochen als schwierig gestalten“, heißt es.

Gesperrte Transportwege könnten für Deutschland zum Problem werden

Allerdings werden für den Import von getrocknetem Pflanzenmaterial als Rohstoff für pflanzliche Arzneimittel sowohl aus Russland als auch aus der Ukraine Störungen in der Lieferkette befürchtet, sollte der Konflikt länger andauern.

Sanktionen gegen Arzneimittel-Lieferungen seien zwar ausgeschlossen, doch die Unternehmen befürchten mittelbare Auswirkungen: beispielsweise Einschränkungen der Produktion aufgrund der Abhängigkeit von Gas für die Energieversorgung, finanzielle Auswirkungen auf den Zahlungsverkehr mit russischen Unternehmen sowie insbesondere Logistikprobleme wegen gesperrter Transportwege. Wirtschaftlich sollen sich die Auswirkungen an den Energiemärkten und damit die zu erwartenden Preissteigerungen auch für Rohstoffe, Zwischenprodukte und Logistik bemerkbar machen – nicht zu vergessen sei die Abwertung des Rubels.

Damit sammeln also auch die Arzneimittelhersteller selbst derzeit noch Informationen. Noch sind keine direkten Folgen für die Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland absehbar.

*Dieser Text wurde am 1. März 2022 um 13:51 Uhr präzisiert. Der Kontakt zu den eigenen Mitarbeitern von Stada besteht ständig. Einen Kontakt zu Apotheken vor Ort kann man momentan aber nicht vermitteln. 


Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.