Kommentar

Den Weg aus der Abhängigkeit suchen

Traunstein - 28.02.2022, 10:45 Uhr

Der Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine sorgt für Proteste in zahlreichen Ländern. (IMAGO / Future Image)

Der Einmarsch russischer Truppen in der Ukraine sorgt für Proteste in zahlreichen Ländern. (IMAGO / Future Image)


Voller Entsetzen müssen wir erleben, dass in unserer unmittelbaren Nachbarschaft Krieg geführt wird. Ein um seine Macht bangender Diktator hat ohne Anlass sein Nachbarland überfallen und will es seiner Einflusszone einverleiben. Welche Konsequenzen Deutschland und Europa für ihre Gesundheitsversorgung daraus ziehen sollten, erläutert AZ-Chefredakteurin Dr. Christine Ahlheim in einem Kommentar.  

Der Überfall der russischen Armee auf die Ukraine hat eines deutlich gemacht: Die Welt, wie wir sie uns vorstellen, gibt es nicht mehr. In dieser Welt funktionierte der Warenaustausch auch mit Ländern, die unsere politische Ordnung gering schätzen. Dass die dabei erzielten Einsparungen vor allem aufgrund der dort herrschenden Arbeitsbedingungen erzielt werden konnten, wurde dabei gerne ignoriert. Ebenfalls viel zu wenig Beachtung fand, in welche Abhängigkeiten wir uns dadurch begeben haben. Die Corona-Krise hat einen kleinen Vorgeschmack darauf gegeben, was passieren kann, wenn die Versorgung aus Drittländern nicht mehr sicher ist. Der von Russland angezettelte Krieg in der Ukraine dürfte uns das nun noch weit drastischer vor Augen führen: Wir werden unsere Abhängigkeit vom russischen Gas teuer bezahlen, denkbar ist durchaus, dass nicht nur der Geldbeutel, sondern auch die Versorgung leidet.

Die Analogie zum Arzneimittelmarkt liegt auf der Hand. Wir sind in einem Maße von der Produktion von Medikamenten und insbesondere auch von Wirkstoffen von China abhängig, dass man sich gar nicht ausmalen möchte, was passiert, wenn es hier zu Ausfällen kommt. Auch China ist wie Russland eine Diktatur und wird, wenn es um die eigenen Machtvorstellungen geht, ohne Rücksicht auf andere Staaten und ohne Rücksicht auf die eigene Bevölkerung handeln. Die chinesischen Machthaber werden auch nicht zögern, Deutschland und Europa von der Medikamentenversorgung abzuschneiden, wenn sie damit ihre geopolitischen Vorstellungen durchsetzen können.

Die Konsequenz ist: Deutschland, Europa und überhaupt die westliche Welt muss sich dringend aus dieser Abhängigkeit von China befreien und auch bereit sein, die entsprechenden Gelder dafür in die Hand zu nehmen. Das Thema Gesundheit soll, so eine Ankündigung aus dem Bundesgesundheitsministerium, ein zentraler Schwerpunkt der  in diesem Jahr von Deutschland übernommenen G7-Präsidentschaft sein. Die Gesundheitspolitiker der sieben führenden Industrienationen – USA, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Kanada und Deutschland – treffen sich am 19. und 20. Mai in Berlin. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sollte diese Gelegenheit unbedingt nutzen und gemeinsam mit seinen Amtskollegen einen Weg suchen, wie die fatale Abhängigkeit von Medikamenten aus China beendet werden kann.      


Dr. Christine Ahlheim (cha), Chefredakteurin AZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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1 Kommentar

Frage

von Dr.Diefenbach am 28.02.2022 um 13:47 Uhr

?Plant man seitens der DAZ eine Aktion um den KollegInnen aus der Ukraine zu helfen.Wird in der Apothekenlandschaft bereits um AM-Gabe IN dieses Land gebeten?Ich kann gar nicht sagen WIE gross mein Respekt gegenüber den BürgerInnen in dieser Region ist,auch wenn sie ahnen müssen, dass sie diesem Terror eines Psychopathen dauerhaft nicht standhalten können...
Unsere Einflüsse sind begrenzt.Wir müssen sie nutzen.Wir sind nicht aussen vor!!

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