Nein zu Gedisa

AVWL: Ohne Plan kein Geld

Berlin - 07.02.2022, 15:15 Uhr

AVWL-Chef Rochell war der Ärger über das Gebaren des DAV deutlich anzumerken. (Foto: AVWL)

AVWL-Chef Rochell war der Ärger über das Gebaren des DAV deutlich anzumerken. (Foto: AVWL)


Friedrich: Businessplan muss erst noch beschlossen werden

Auch Gedisa-Geschäftsführer Sören Friedrich, ehemals Abteilungsleiter IT und Telematik bei der ABDA, hatte sich der Online-Versammlung zugeschaltet und warb noch einmal für die Gedisa und das Portal. Inhaltlich ging sein Vortrag allerdings weitgehend an der Kritik Rochells vorbei, denn die Sinnhaftigkeit des Portals bzw. der Gründung einer Digitalgesellschaft der Verbände hatte dieser nicht infrage gestellt. Was die Bedenken bezüglich des fehlenden Businessplans betrifft, merkte Friedrich an, dass dieser erst noch beschlossen werden müsse, man befinde sich aktuell noch in der Projektphase. Alle anderen Anmerkungen quittierte er mit einem Verweis auf das Geschäftsgeheimnis.

AVWL-Vorstandsmitglied Jörg Pesch nahm Friedrichs Vortrag zum Anlass zu betonen, dass er ursprünglich zu den Befürwortern der Idee gehört hatte. „Sie hatten mich schon auf Ihrer Seite“, sagte er in Richtung des Gedisa-Geschäftsführers. Er habe durchaus eine gewisse Risikofreude mitgebracht und sei dafür gewesen, Visionen zu fördern. Allerdings merkte auch er an, dass der veranschlagte Finanzbedarf sich im Laufe eines Jahres mehrfach verändert habe. Der AVWL habe Rechtsanwalt Wickert den positiv formulierten Auftrag vorgelegt, wie der Beitritt für den Verband möglich sein könnte. Wickert sei jedoch zu dem Schluss gekommen, dass der Vorstand nur dann eine positive Beschlussempfehlung aussprechen könne, wenn die angeforderten Unterlagen vorgelegt würden. „Je höher der Invest, desto verlässlichere Angaben brauche ich als Finanzgeber“, fasste Pesch zusammen. Er könne daher keine Zustimmung anraten.

Michels wirbt für Beitritt

Zu Wort meldete sich auch der ehemalige Vorsitzende des AVWL, Klaus Michels. Er brach eine Lanze für die Beteiligung des Verbands an der Gedisa – sie sei die „einzige Chance, eine Plattform zu schaffen, an der alle Apotheken in Deutschland beteiligt sind“. Sei der AVWL nicht dabei, bekomme er auch keine Gelegenheit, in irgendeiner Form mitzubestimmen. Bedingt dadurch, dass die ABDA in direkten Verhandlungen mit der Politik stehe, werde Gedisa immer einen Wissensvorsprung gegenüber kommerziellen Anbietern haben. „Wir werden immer schneller sein können als andere.“

Die Vorstellung, dass sich alle Apotheken hinter dem Portal versammeln könnten, hält der Geschäftsführer des AVWL, Bernd Rademacher, jedoch für eine Illusion. Viele Apotheken seien bereits an andere Plattformen angebunden, oftmals sogar an zwei oder mehr, die ein anderes Selbstverständnis hätten als das, was das Verbändeportal leisten soll. Dabei ginge es zum Beispiel darum, andere Leistungserbringer wie Ärzte und Sanitätshäuser, aber auch die Krankenkassen mit anzubinden und ein „Gesundheits-Ökosystem“ zu schaffen. Viele Anbieter arbeiteten zudem sehr viel patientenorientierter als die Gedisa, die vor allem den Nutzen für die Apotheken im Blick habe. Welches Konzept sich letztlich durchsetzen wird, entscheidet sich nach Ansicht des Wirtschaftsjuristen nicht daran, was den Apotheken am besten gefällt, sondern was die Kundinnen und Kunden bevorzugen.



Christina Müller, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (cm)
redaktion@daz.online


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