Omikron

Was versteht man eigentlich unter einem „milden Verlauf“?

Stuttgart - 10.01.2022, 09:14 Uhr

Auch asymptomatische COVID-19-Verläufe könnten Folgen haben. Impfen hilft. (s / Foto: Yingyaipumi / AdobeStock)

Auch asymptomatische COVID-19-Verläufe könnten Folgen haben. Impfen hilft. (s / Foto: Yingyaipumi / AdobeStock)


Auf subklinische Organschäden untersuchen lassen?

Man hat also das Herz-Kreislauf- und das Gefäßsystem, die Lunge, die Nieren und das Gehirn auf Funktion, Struktur und mögliche Folgeschädigungen untersucht. Im Ergebnis sei im Mittel

  • in der Lungenfunktionstestung bei den Teilnehmenden ein um etwa drei Prozent reduziertes Lungenvolumen sowie ein leicht erhöhter Atemwegswiderstand dokumentiert worden.
  • „Die Herzuntersuchungen ergaben eine durchschnittliche Abnahme der Pumpkraft um ein bis zwei Prozent sowie eine 41-prozentige Erhöhung eines Markerproteins im Blut, welches Auskunft über die Belastung des Herzens gibt.“
  • Durch die Ultraschalluntersuchung der Beine konnten zwei- bis dreifach häufiger Zeichen einer erfolgten Beinvenenthrombose nachgewiesen werden, was als zentrales Ergebnis der Analyse bezeichnet wird.
  • „Ebenso wurde bei den Proband:innen nach SARS-CoV-2-Infektion eine Abnahme der Nierenfunktion um etwa zwei Prozent festgestellt.“

Struktur und Leistungsfähigkeit des Gehirns nach einer SARS-CoV-2 Infektion habe analog zur erfragten Lebensqualität jedoch keine Verschlechterung im Vergleich mit der Kontrollgruppe ergeben.

Der Leiter des Universitären Herz- und Gefäßzentrums am UKE Stefan Blankenberg sprach mit der „Tagesschau“ im Interview über die Studie. Demnach lassen sich die Daten (Ungeimpfter) auf die Omikron-Variante zwar nicht hundertprozentig übertragen, aber wenn die Omikron-Variante auf nicht geimpfte Personen treffe, dann könnten auch bei diesen Menschen längerfristige Beeinträchtigungen auftreten.

Grundsätzlich besteht kein Grund zur Panik, denn es handelt sich um subklinische Organschäden, man müsse diese also nicht unbedingt spüren. Blankenberg rät jedoch, sich ein halbes oder dreiviertel Jahr nach der Erkrankung das Blut, die Niere und die Herzwerte messen zu lassen. Der Körper könne sich selbst erholen, es sei aber auch möglich, dass man erst in zehn oder 20 Jahren eine Herzschwäche oder Lungenprobleme bekomme.

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Laut einem Dokument des Ständigen Arbeitskreises der Kompetenz- und Behandlungszentren für Krankheiten durch hochpathogene Erreger am Robert Koch-Institut (STAKOB) vom 8. Dezember 2021 zu „Erkennung, Diagnostik und Therapie von Patienten mit COVID-19“ verlaufen etwa 80 Prozent der Corona-Erkrankungen mild bis moderat. Jedoch trete im Verlauf der Erkrankung bei etwa 15 Prozent der Erkrankten typischerweise ca. sieben bis zehn Tage nach Symptombeginn eine klinische Verschlechterung mit Dyspnoe, und/oder Hypoxämie auf. Dabei könne eine „stille Hypoxämie“ zu beobachten sein. Trotz deutlich eingeschränkter Oxygenierung besteht dann subjektiv keine wesentliche Dyspnoe.



Deutsche Apotheker Zeitung / dm
redaktion@daz.online


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